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Drehort

 

Solange es kein Internet und keine weltumspannende Pornoindustrie gab, war das Genre der Erotikfilme, ab der sogenannten sexuellen Revolution in den 60 er Jahren, sehr erfolgreich. Die meisten dieser Filme zeigten Nacktheit und deuteten Geschlechtsverkehr bestenfalls an. Dabei wurde in der Regel mit dem Argument der Kunstfreiheit gearbeitet, wobei es neben durchaus beachtlichen filmischen Arbeiten auch solche gab, die deutlich andere, als künstlerische Bedürfnisse ansprachen.

Dabei bewegten sie sich in alten Traditionen. Bereits 1000 Jahre vor Christi Geburt wurden erotische Darstellungen in Stein gemeißelt, Mosaiken, die 400 Jahre vor Christi Geburt entstanden, zeigen Frauen in Bikini- ähnlicher Bekleidung. Die Geschichte der Malerei wäre ohne die Abbildung entblößter Menschen kaum erzählbar und natürlich ging die Erfindung der Fotographie im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts mit Bildern nackter Menschen einher. Kaum war der Film erfunden, gab es selbstverständlich unmoralische Filme, die allerdings nur im Verborgenen gezeigt wurden.

 

Frühe Skandalfilme

Die erotischen Filme blieben viele Jahrzehnte lang moralisch geächtet und abgelehnt, drohten sie doch, die Grundfesten des Bürgertums zu erschüttern. Erst in den fünfziger Jahren gab es erste "Skandalfilme", die es wagten, auch im Kino für kurze Momente nackte Haut zu zeigen. So etwa "Die Sünderin" mit Hildegard Knef. In den sechziger Jahren dann wurde Nacktheit,- nicht Pornografie, mit der sexuellen Revolution, in den Kinos salonfähig.

 

Aufklärung, Made in Germany

Dreharbeiten

Insbesondere Bayern war in der Blütezeit der Sexfilme das wichtigste deutsche Zentrum dieses Genres. In einem privaten Münchner Kopierwerk hingen über der Kellertreppe zahlreiche Filmplakate jener Filme mit überraschend vielen bekannten Namen aus der Filmbranche

In Deutschland trieb die neu erwachte Aufmerksamkeit für das Nackte und Zwischenmenschliche in den 60er und 70er Jahren besonders absurde Blüten: Unter dem Deckmäntelchen sexueller Aufklärung enstanden Filme wie "Schulmädchenreport", die wegen ihrer hohen Zuschauerzahlen, der erste hatte sechs Millionen verkaufte Tickets, regelmäßig hohe Referenz-Fördermittel von der frisch in den 60er Jahren gegründeten FFA (Filmförderungsanstalt) bezogen.

So konnten nacheinander dreizehn "Schulmädchenreport" Kinofilme entstehen, die im übrigen stumm gedreht und später synchronisiert wurden. Sie hatten eine FSK Freigabe ab 18. Viele Darsteller waren Laien, andere wieder, wie Friedrich von Thun, Lisa Fitz, Sascha Hehn, Cleo Kretschmer, Andrea L'Arronge, Heiner Lauterbach, Jutta Speidel und Katja Bienert wechselten später ins seriöse Schauspiel-Fach. Allerlei andere "Reports" (Ostfriesenreport, Sex-Träume-Report, Krankenschwestern-Report, Lehrmädchen-Report, Hausfrauen-Report usw.) auf ebenfalls unterirdischem Niveau wurden nach ähnlichem Muster gedreht. Heute kaum mehr nachvollziehbar, wurden auf diese Weise in Deutschland zahlreiche niveaulose dümmliche Filme mit staatlicher Unterstützung produziert.

 

Genre der Andeutungen

Im Gegensatz zu konventionellen Filmen, suchen Erotikfilme gar nicht erst nach inhaltlich dramaturgischen Erklärungen, weshalb ihre Darsteller-innen sich entkleiden. Sex sells, dieses Motto wurde zur Erfolgsformel zahlreicher Gradwanderungen zwischen öffentlicher Moral und sublimierten Zuschauerwünschen. Die gesellschaftliche Empörung erhöhte nur die Aufmerksamkeit, die diesen Streifen entgegengebracht wurde.

Dabei wurde, in Unterscheidung zum pornografischen Film, in den Erotikfilmen Geschlechtsverkehr nur angedeutet aber nie explizit gezeigt. Weil es noch kein Internet gab und Pornografie ein übles Image hatte und Jahrzehntelang nur in Bahnhofskinos oder auf Super 8 angeboten wurde, waren die Erotikfilme willkommene Alternativen, die in Deutschland zumindest, sogar unter dem Deckmäntelchen der Aufklärung gesellschaftlich toleriert waren. Zensurmaßnahmen durch staatliche Behörden wurden getroffen, wenn die "Aufklärung" allzu drastisch ausfiel.

 

Sündiges Europa

Mädchenfoto

Mädchen und Frauen standen im Mittelpunkt vieler Erotikfilme der 70er und 80er Jahre

Nicht nur in Deutschland, auch in anderen europäischen Ländern entstanden ab den Sechziger Jahren erfolgreiche Kinofilme mit nackter Haut. Seien es die Nymphenfilme eines David Hamilton, der sich 2016 vermutlich im Zuge von Missbrauchsvorwürfen einiger seiner früheren Darstellerinnen, das Leben nahm, oder etwa die ebenfalls in Frankreich produzierte "Emanuelle" Reihe mit Sylvia Kristel sowie "Die Geschichte der O" aus dem Jahre 1975 mit Corinne Cléry und Udo Kier. Filme wie diese waren höchst umstritten, so war etwa "Die Geschichte der O" in England vom British Board of Film Censors noch bis Anfang 2000 verboten.

 

Skandale im Autorenkino

Obschon sich gerade im kommerziellen, aber auch im Autorenkino die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Erotik überhaupt nicht zwingend mit Nacktheit verbunden sein muss, gab und gibt es hin und wieder vereinzelt Filme, die den Tabubruch suchen. Einen besonderen Skandal stellte Oshimas "Im Reich der Sinne" (1976) dar, in dem die Darsteller tatsächlich Sex vor der laufenden Kamera hatten. In Frankreich, wo der Film in Cannes im Festival lief, gab es sogar eine Freigabe als Kunst durch den Präsidenten selbst, der die öffentliche Aufführung erlaubte. Für die Hauptdarsteller war die gesellschaftliche Ächtung, die ihnen daraufhin in Japan widerfuhr, jedoch zutiefst tragisch.

Ebenfalls Skandalbehaftet und wie sich in unseren Tagen herausgestellt hat, auch menschlich ein Skandal des Umgangs mit der Hauptdarstellerin Maria Schneider, war "Der letzte Tango von Paris" (1972) von Bernardo Bertolucci. Die Schauspielerin hat nach den Dreharbeiten bis zu ihrem Tode kein Wort mehr mit dem Regisseur gewechselt.

 

Allmählich in die Bedeutungslosigkeit

Die meisten der primitiven Sexfilme sind zu Recht in Vergessenheit geraten, während die auch filmhandwerklich und inszenatorisch herausragenden Erotikfilme bis heute Beachtung finden. Letztlich haben das Internet und die grenzenlose Verbreitung von Pornografie dazu geführt, dass Erotikfilme weitgehend ausgestorben sind. Heute sind es eher Autorenfilmer, welche mit hochwertigen Drehbüchern die menschliche Sexualität nicht mehr als Selbstzweck, sondern als Tabubruch, Quelle von Konflikten und dramatisches Element in ihren Filmen zeigen.

 

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