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Rose

Bei den analogen Filmen der 80er Jahre verblassten manche Farben, während andere, wie das Rot immer röter wurden...

 

Als die Filmemacher weltweit in den 80er Jahren feststellten, dass die Farben in ihren älteren Filmen sich verschoben und verblassten, drehten Regisseure wie Woody Allen oder Martin Scorsese aus Protest in Schwarzweiß, denn man wusste, Schwarzweiß-Kopien halten mindestens ein Jahrhundert. Kodak Farbfilme die gerade mal zwanzig Jahre alt waren, litten damals unter verblassten Farben, einzig Rottöne blieben kräftig, teilweise färbte sich auch das ganze Bild rötlicher.

Zum Teil hatte dieses Phänomen mit der Zusammensetzung der Farbkuppler, zum Teil auch mit dem Trägermaterial Acetat zu tun. Hinzu kam ein unfassbarer Fehler: Der Klebstoff mit dem die Lichtempfindlichen Silberteilchen auf das Acetat geklebt wurden, war noch immer Nitrozellulose, jener Stoff, der früher ganze Kopien in Flammen aufgehen ließ. Als Konsequenz drehte Allen beispielsweise "Manhatten" und Scorsese "Wie ein wilder Stier" in wunderschönstem Schwarzweiß. Die Filmhersteller, allen voran Kodak Eastman, waren gezwungen, nachzubessern.

Doch schon damals stellte man fest, dass längst nicht alle Farbfilme dieses Problem hatten. Ausgerechnet das erste kommerziell genutzte Farbfilmverfahren der Welt, Technicolor war farbstabil, was allerdings mit den Besonderheiten des Verfahrens zusammenhing, denn eigentlich drehte man Technicolor Filme in Schwarzweiß.

 

Erste kommerzielle Farbverfahren

Schwarzweissauszüge eines Farbbildes

Was hier in einem Bild dargestellt wird, waren drei separate Filmstreifen, mit den subtraktiven Farbauszügen Yellow, Magenta und Cyan

 

Während manch anderes frühe Farbverfahren, wie z.B. „Kinemacolor" mit Filterrädern arbeitete, die sich vor dem Bildfenster drehten und auch bei der Projektion präzise die entsprechende Farbe vor das Projektionsfenster des jeweiligen Bildes drehen mussten, konnten die Farbbilder von Technicolor gleichzeitig, also nicht nacheinander projiziert werden.

Technicolor verbinden die Kenner der Filmgeschichte vor allem mit Hollywood, mit Glamour, prächtiger Ausstattung und satten Farben. Blockbuster wie "Vom Winde verweht" (1939), "Robin Hood" (1938), "Wizard of Oz" (1939) oder "Blondinen bevorzugt" (1953) waren vor allem eines,- bunt. Aus diesem Grunde waren stets Farbberater von Technicolor mit am Set, die darauf achteten, dass sehr zurückhaltende Farben in Set und Kostüm verwendet wurden.

Vergleicht man das obige Bild mit dem nächsten, farbigen Bild, so fällt auf, dass etwa die Schwärzung des rechten Bechers im unteren Schwarzweißauszug am dunkelsten, am intensivsten ist, weil dieser Becher blau ist und im Cyan viel von dieser Farbe enthalten ist. Der Violette Becher andererseits ist im mittleren Schwarzweißauszug am dunkelsten, am intensivsten, weil dort der Magenta Anteil gemessen wird und in Violett ist viel davon enthalten.

 

Die Basis erster Farbfilme waren Schwarzweiß-Materialien

Dabei waren die Filmstreifen, die durch die Technicolor Kameras liefen, allesamt schwarzweiß. Doch am Plural erkennt man, dass gleichzeitig auf mehrere Negative belichtet wurde, die mit Filtern der additiven Farbmischung (RGB) vor dem jeweiligen Bildfenster jeweils für einen bestimmten Farbanteil (Cyan, Magenta und Yellow ) in der späteren Kopie zuständig waren.

Bei den ersten Technicolor-Verfahren (Technicolor I 1916-1920, Technicolor II 1922-1927, Technicolor III 1927-1932) arbeitete man noch mit nur zwei Schwarzweißnegativen (Filter: Rot & Grün), später ab den 30 er Jahren (Technicolor IV) aber mit drei Schwarzweißnegativen.

 

Drucktechnik

Farbbild

Das obige Bildmotiv farbig...

 

Davon fertigte man so etwas Ähnliches wie Druckplatten, nur dass es sich bei den geätzten Druckvorlagen um lange Streifen handelte. Sie druckten dann, mit der jeweiligen Farbe (Bei Technicolor I noch additiv in Rot und Grün, danach aber subtraktiv mit Cyan, Magenta und Gelb) die Farbauszüge übereinander auf die spätere Filmkopie.

Nach ersten Versuchen mit Zweifarbenverfahren (z.B. "The Black Pirate", 1926) kam für das ungewöhnliche Farbverfahren im Dreifarbenverfahren mit dem Film "Becky Sharp" 1935 der Durchbruch, obwohl Becky Sharp eher ein Flop an der Kinokasse war. Aber die Sehnsucht der Menschen nach farbigen Filmen begründete die Erfolgsgeschichte von Technicolor.

Pioniere wie Walt Disney schufen mit „Schneewittchen" oder „Bambi" erste Technicolor-Trickfilme. Dort wurden artifizielle Welten erschaffen bei denen die starke Farbigkeit nicht so auffiel und sogar erwünscht war.

Die Buntheit war allerdings kaum geeignet für dramatische Stoffe, die Krimiserie der 40 er Jahre wurde weitgehend in Schwarzweiß gedreht und nicht zuletzt auch deshalb „Film Noir" genannt. Während man im Schwarzweißfilm die Schauspieler durch Kanten und Kontraste vom Hintergrund abgeben musste, wurde dies bei Technicolor über die Farbwahl gelöst.

 

Bunter als gewollt

Sonnenblumen

Richtig natürlich konnte Technicolor die Farben nicht abbilden, vor allem die Grüntöne wirkten künstlich...

 

Weil man es nicht wirklich schaffte, natürliche Farben herzustellen, versuchte man mit einer besonderen Farbigkeit zu werben. Dafür eigneten sich vor allem Historienfilme, Abenteuerfilme oder auch Trickfilme, wie Disneys Klassiker. Das Verfahren wurde stetig weiterentwickelt, man unterscheidet insgesamt fünf verschiedene Technicolor-Varianten.

Dieser Drucktechnik verdanken wir auch den Umstand, dass bis heute in Englisch bei Filmkopien stets von „Prints" gesprochen wird, selbst nach Einführung der einstreifigen Farbfilme durch Agfa in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts, bei denen die Farbe im Film direkt durch die Belichtung und Entwicklung und nicht per Druckverfahren entstand.

Allerdings war die Farbwiedergabe der frühen einstreifigen Farbfilme auch nicht perfekt, vor allem mit den Grüntönen hatte man so seine Schwierigkeiten, Wälder und Wiesen wirkten eher bräunlich bis sandfarben.

 

Einstreifiger Farbfilm

Erst diese Entwicklung des Dreischichten-Farbfilms durch Agfa, später dann durch die Firma Kodak-Eastman, führte hin zu natürlicheren Farben, die dann den Farbfilm auch für dramatischere Stoffe interessant machten. Gab es beim ersten einstreifigen Farbfilm, "Frauen sind doch die besseren Diplomaten" aus dem Jahre 1941 noch technische Probleme (ganze Szenen mussten nachgedreht werden), waren die nächsten Farbfilme "Immensee", "Die goldene Stadt" sowie "Münchhausen" bereits Routine.

Bis dahin hatte Technicolor ein Monopol für farbige Filme und erzwang die Einhaltung sehr strenger Vorgaben, um allzu grobe Ausreißer in der Farbwiedergabe zu vermeiden. Diese Filme sind im Abspann mit „Color by Technicolor" gekennzeichnet.

 

Aufgabenteilung

Altes Farbfoto von Straße

Deutlich sieht man auf dieser Farbaufnahme (Kodakcolor) aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, wie alle Farben immer entsättigter wurden, während das Rot immer stärker herausleuchtet

 

Die Herstellung von einstreifigen Farbfilmen nutzte übrigens auch Technicolor, denn eines der größten Hindernisse bei der Bildgestaltung waren die riesigen Kameras, durch die stets drei Schwarzweißfilme laufen mussten.

Ab 1952 begann man bei Techicolor, mit einstreifigen Farbfilmen aufzunehmen, von denen dann über drei Schwarzweiß-Auszugpositive die Matritzenfilme zum Druckverfahren gefertigt wurden. Diese Filme, bei denen praktisch nur die Kopien per Technicolor hergestellt wurden, erkennt man übrigens an der Kennzeichnung „Print by Technicolor". Filme wie „Mobby Dick" und „Frühstück bei Tiffany" sind auf diese Weise entstanden.

Walt Disneys „Dschungel der 1000 Gefahren" und „Godfather 1" gelten als letzte Technicolor-Prints. Interessante Seite mit Zeitstrahl zu Technicolor: http://zauberklang.ch/filmcolors/search/process:+Technicolor

 

Nachgebessert

Die zu Recht verärgerten und protestierenden Filmemacher der 80er Jahre haben erst wieder in Farbe gedreht, als Kodak stabilere Materialien, teilweise auch auf Polyesterbasis auf den Markt brachte.

 

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