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Standbild aus "Franta", einem Antikriegsfilm mit intensiver Farbdramaturgie nach der Erzählung von Erst Weiß (Produktion: Susan Schulte, Regie: Mathias Allary, Drehbuch:Jan-Christoph Jäger, Gemälde: WTH Regensburger, Ausstattung: Annette Ganders, Kamera: Immo Rentz)

 

Die Menschheit oder die Despoten der Welt lernen nicht aus den Kriegen der Vergangenheit.  Das Kino hat schon immer versucht, mahnend zu erinnern. Deshalb müsste man an dieser Stelle eigentlich von Antikriegsfilmen sprechen. Das Kino hat schon sehr früh in seiner Geschichte damit begonnen, wichtige existenzielle Themen aufzugreifen, sie aufzuzeigen, zu dramatasieren. Kriege sind eine so ungeheuerliche Erfahrung für die Menschen, dass es wenig verwundert, dass der Film kontinuierlich Filme zu dem Thema hervorgebracht hat. Schließlich wurden nicht erst seit es den Film gibt, kontinuierlich irgendwo auf der Welt Kriege geführt. Und sie haben kontinuierlich nur Verlierer hervorgebracht, so ist es wenig erstaunlich, dass die allermeisten Filme (bis auf verlogene Propagandafilme) den Krieg als Menschheitsverbrechen ächten.

Bereits in ganz frühen kurzen Stummfilmen wurden legendäre Schlachten nachgestellt, teilweise auch als Modelltrick etwa wenn es sich um Seeschlachten handelte. Bereits recht früh wurden Kameraleute in Kriegsgebiete entsendet, um dokumentarisches Material für die ab Anfang des 20ten Jahrhunderts beliebten Kino-Wochenschauen (z.B. Pathé) zu liefern. Weil die damaligen Kameras noch sperrig und schwer waren, entstanden viele Aufnahmen nicht direkt an der Front, sondern wurden teilweise inszeniert im Hinterland gedreht. Auffällig war, dass sich der Spielfilm, also das inszenierte Kriegsgeschehen im Film häufig erst mit sehr großer Verzögerung den jeweils aktuellen oder gerade beendeten Kriegen widmete. Vermutlich saß der Schock über das Geschehene so tief, dass man sich erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand an diese Themen heranwagte.

So entstanden während und kurz nach dem ersten Weltkrieg praktisch nur Propagandafilme wie „Britain Prepared“ (GB 1915), „The Battle of the Somme“ (GB 1916), „On Les Aura!“ (F 1916) „Veritas Vincit“ (D 1919). Man sagt auch dass der erste Weltkrieg den Propagandafilm überhaupt erst hervorgebracht hat. Erst einige Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges entstanden erste Filme die sich kritischer mit dem Thema auseinandersetzten und die eine pazifistische Haltung einnahmen und der Traumaverarbeitung dienten. Hierzu zählen „Die andere Seite“ (D 1923), „Westfront 1918“ (D 1930, Regie: G. W. Pabst), „The Big Parade“ (USA 1925, King Vidor), „What Price Glory“ (USA 1926, Raoul Walsh) und „All Quiet on the Western Front“ („Im Westen nichts Neues“, USA 1930, Regie: Lewis Milestone). Betrachtet man den Klassiker "Im Westen nichts Neues", so hat es immerhin vom Kriegsende 2018 bis zur Herausbringung des Romans von Erich Maria Remarque im Jahr 1928/29 und dem darauf basierenden Film im Jahr 1930 ganze zwölf Jahre gebraucht.

In der heutigen Zeit sind die Reaktionsphasen des Kinos auf Kriegsereignisse viel kürzer. Auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das Kino extrem schnell reagiert. Das Phänomen Kriegsfilm ist jedenfalls seit dem Beginn der Filmgeschichte bis heute nicht aus dem Filmschaffen wegzudenken, so wie scheinbar Kriege nach wie vor Menschen in der Welt bedrohen.

 

Filmliste

  • „Die andere Seite“ (D 1923)
  • „The Big Parade“ (USA 1925, King Vidor)
  • „What Price Glory“ (USA 1926, Raoul Walsh)
  • „Westfront 1918“ (D 1930, Regie: G. W. Pabst)
  • "Im Westen nichts Neues" (Regie: Lewis Milestone, USA 1930)
  • "Paths of Glory – Wege zum Ruhm" (1957, Stanley Kubrick)
  • "Die Brücke" (D 1959, Regie: Bernhard Wicki)
  • "Catch-22" (USA 1970, Regie: Mike Nichols)
  • "Johnny zieht in den Krieg" (Regie: Dalton Trumbo, USA 1971)
  • "Apocalypse Now" (1979, Regie: Francis Ford Coppola)
  • "Das Boot" (D 1981, Regie: Wolfgang Petersen)
  • "Come and See – Komm und sieh" (1985, Regie: Elem Klimov)
  • "Platoon" (USA 1986, Regie: Oliver Stone)
  • "Full Metal Jacket" (UAS 1987, Regie: Stanley Kubrick)
  • "Franta" (Regie: Mathias Allary, D 1989)
  • "Born on the Fourth of July – Geboren am 4. Juli" (USA 1989, Regie: Oliver Stone)
  • "Thin Red Line – Der schmale Grat" (USA 1998, Regie: Terrence Malick)
  • “U-571” (Regie: Jonathan Mostow, 2000)
  • “Black Hawk Down” (Regie: Ridley Scott, USA 2001) 
  • “The Pianist” (Regie: Roman Polanski, 2002)
  • “Master and Commander: The Far Side of the World” (Regie: Peter Weir, USA 2003)
  • “Der Untergang / Downfall” (Regie: Oliver Hirschbiegel, D 2004)
  • “Jarhead” (Regie: Sam Mendes, USA 2005)
  • “Kingdom of Heaven” (Regie: Ridley Scott, USA 2005)
  • “Black Book” (Regie: Paul Verhoeven , USA 2006)
  • “Letters from Iwo Jima” (Regie: Clint Eastwood, USA, 2006)
  • “Atonement” (Regie: Joe Wright, USA 2007)
  • “Defiance” (Regie: Ed Zwick , USA 2008)
  • “Red Cliff” (Regie: John Woo, USA 2008)
  • "The Hurt Locker" (USA 2008, Regie: Kathryn Bigelow)
  • “City of Life and Death” (Regie: Lu Chuan, 2009)
  • “Inglourious Basterds” (Regie: Quentin Tarantino, USA 2009)
  • “The Keeping Room” (Regie: Daniel Barber, USA 2014)
  • “Son of Saul” (Regie: László Nemes, 2015)
  • “Hacksaw Ridge” (Regie: Mel Gibson , USA 2016)
  • “Allied” (Regie: Robert Zemeckis, USA 2016)
  • “Dunkirk” (Regie: Christopher Nolan, USA 2017)
  • “1917” (Regie: Sam Mendes USA, 2019) 
  • “Da 5 Bloods” (Regie: Spike Lee, USA 2020)
  • "All Quiet on the Western Front" (USA 2022, Regie: Edward Berger)

 

Unsere Liste bildet nur einen Ausschnitt all der vielen Kriegsfilme ab. Unsere Geschichte ist voller Kriege, die im Übrigen auch die Theater und Romanautoren der letzten Jahrtausende immer wieder beschäftigt haben. Kriege waren immer Zustände extremer existenzieller Konflikte, deshalb finden Autoren dort auch so starke Geschichten. Es geht um Leben und Tod, Mut, Opferbereitschaft, Menschlichkeit und Hass,- extreme Emotionszustände, welche durch Filmfiguren repräsentiert werden. Viele Zuschauer interessieren sich für dramatische, emotionale und existenzielle Geschichten, für Filmfiguren in Grenzsituationen des menschlichen Lebens. 

Visuell sind zudem Bilder zu erzählen, welche für die Filmkamera eine hohe visuelle Kraft entfalten können, Rauch, Nebel, Zerstörung, Explosionen und in all dem unfassbares menschliches Leid. Viele Kriegsfilme werfen die immer gleichen Fragen über die Sinnlosigkeit von Gewalt, über Heldentum, Schuld, blinden Gehorsam und in all dem Schrecken auch von Empathie auf. Und natürlich gibt es viele unterschiedlich Untergenres, von heroische Kriegsfilmen, über Antikriegsfilme, Thriller, Liebesgeschichten im Krieg, historische Dramen und vieles mehr. 

Eines haben die allermeisten Kriegsfilme gemeinsam,- sie machen nachdenklich, sie erinnern daran, wie kostbar Freiheit und Gerechtigkeit sind und sie konfrontieren uns mit der Frage, wie Kriege zukünftig vermieden werden können.

 

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