In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger, die Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung zu belegen, Ende 2025 nun soll sie geschlossen werden. Die Filmbewertungsstelle stand von Anfang an in keiner guten Tradition, hatte doch das Propagandaministerium der Nazis bereits die "Filmbewertung" und "Prädikate" zur Kontrolle und Steuerung des Filmschaffens ins Leben gerufen. Doch über viele Jahrzehnte war sie ein willkommenes Mittel um Vergnügungssteuer, die sonst auf Kinokarten erhoben wurde, einzusparen. Filme mit den Prädikaten "wertvoll" und "besonders Wertvoll" wurden von der Vergnügungssteuer (auf Kinoeintrittskarten) befreit und hatten teilweise Vorteile bei den Filmförderungen.
Dafür mussten Produzenten die Filme allerdings begutachten lassen, ein Vorgang der bis heute für einen abendfüllenden Film etwa 2000,- bis 3000 € kostet. Ein Betrag, den sich insbesondere Independent Filmer einfach nicht erlauben können und wollen. Und auch die größeren Filmverleiher und Produzenten haben diese Investition immer seltener getätigt. In den letzten Jahrzehnten hat die Bedeutung der vergebenen Prädikate spürbar nachgelassen, für die User war die Altersfreigabe der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle) wichtiger. Wer sich über einen Film informieren möchte, greift schon seit längerem auf andere Informationsquellen im Internet zurück, Filmportale, Bewertungsportale, IMDB oder Wrotten Tomatoes etc. als auf die Prädikatisierung von Filmen.
Anreize fielen weg
Nach und nach sind zudem weitere finanzielle Anreize, wie etwa die Senkung von Referenzschwellen für Förderungen, weggefallen. Konkret hatte das früher bedeutet, dass die Referenzfilmförderung bei der FFA, welche bestimmte Zuschauerzahlen verlangt, damit automatische Fördermittel fließen, diese Schwellen erheblich gesenkt hat, wenn ein Film das Prädikat "Besonders Wertvoll" erhielt. Statt 150.000 verkaufter Kinoeintrittskarten mussten dann nur 100.000 Eintritte erreicht werden um in den Genuss einer automatischen Förderung zu kommen.
Mehrmals im Jahr haben sich jeweils fünfköpfige Kommissionen tagelang Filme angeschaut, meistens vier am Tag, und ihre Bewertungen ausgesprochen. Viele Entscheidungen waren umstritten, nicht selten erhielten mittelmäßige bis oberflächliche Filme, darunter sieben Till Schweiger Filme Prädikate. Ab und an war das geradezu skandalös, etwa als 1988 "Rambo 3", "Sucker Punch", "Kokowääh" oder "Otto’s Eleven" das Prädikat "wertvoll" erhielten. So etwas hing der FBW ewig an. Man hatte den Eindruck, dass die Kommissionen für die Mehrheit der eingereichten Filme Prädikate vergaben. Man wollte vermutlich die zahlenden Kunden nicht verärgern...
Da immer weniger Filme zur Begutachtung vorgelegt wurden, konnten die Verwaltungskosten der Einrichtung immer weniger aus den Gebühren allein bestritten werden. Seit dem Jahr 2007 deckten die Einnahmen nicht mehr die Kosten der Filmbewertungsstelle und das Land Hessen musste Geld zuschießen. Der Versuch, diese Kosten auf alle Bundesländer zu verteilen, ist nun wohl endgültig gescheitert. Dies geht jedenfalls aus einer Pressemitteilung des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und der FBW hervor.