Film-Visisten
Krankenhäuser sind wie Brenngläser für menschliche Schicksale, -kein Wunder, dass so viele Filme und Serien genau dort angesiedelt sind. Ganz gleich ob man sie Krankenhäuser, Kliniken, Hospitäler, Spitäler oder wie auch immer nennt, sie sind hochkomplex in ihrer Struktur, ein wahrer Mikrokosmos und sie beherbergen so viele Menschen, Ärzte, Pfleger und Patienten, dass einem eigentlich nie die Geschichten ausgehen.
Es waren Ärzteserien in den USA wie "Grey's Anatomy" (seit 2005), "ER" (Emergency Room) (1994-2009), "House, M.D." (2004-2012), "Scrubs" (2001-2010), "The Good Doctor" (seit 2017) oder auch "Chicago Med" (seit 2015), die Schauspieler wie George Clooney "ER" (Emergency Room) zu Stars machten. Und auch in Europa kommt eigentlich kaum ein Fernsehsender ohne Arztserien aus.
Es ist kein Wunder dass gerne Geschichten aus Kliniken in Filmen und Serien erzählt werden, schließlich spielt sich so viel Schicksalhaftes auf engstem Raum und mit wechselnden Protagonist*Innen dort ab. Natürlich geht es auch um menschliche Tragödien, oft genug um Leben und Tod. Die perfekte Rezeptur für endlose Fernseh,- oder Kinoabende. Und so werden allerlei Dramen aber auch glückliche Momente abendfüllend oder in Serienfolgen erzählt. Dabei stehen nicht nur die Patienten sondern auch die Ärzte und das Pflegepersonal im Mittelpunkt der Stories. Was die Zuschauer da allerdings erzählt bekommen, trifft nicht zwingend die Realität, vieles wird ausgeblendet, wird schlichtweg nicht erzählt.
Auslassungen
Niemand erzählt von Dreibett Zimmern in denen ein Patient unentwegt im Sekundentakt laut stöhnt, niemand erzählt von der aufopfernden Fürsorge des Pflegepersonals, welches mit Körperflüssigkeiten aller Art oder mit schlechter Laune oder unmöglichem Benehmen zu ringen hat. Niemand erzählt von Patienten, welche das Pflegepersonal mit "Ich mag Sie nicht" begrüßen, sich an keiner Art von Behandlung aktiv beteiligen und diesen das Leben ständig erschweren.
Erzählt wird, wie in anderen Serien- Settings von Beziehungen, von Konkurrenz von Animositäten. Erzählt wird von den Pateint*Innen, die vielleicht ausgerechnet an ihrem Geburtstag in einem Krankenzimmer liegen und vielleicht gerade eine ungute Prognose erhalten haben. Und die vielleicht ganz alleine sind, weil sie weder Kinder noch Freunde haben und deren Geburtstagsständchen von den Pflegekräften auf der Station gesungen und deren einziger Blumengruß von den Besuchern einer Patientin im Nebenbett mitgebracht wird. Das gehört zu den eher realistischeren Szenarien. Gar nicht selten bleibt aber der Realismus auf der Strecke, manchmal wird der Dramaturgie zuliebe, sogar dreist gelogen.
Das müsste so nicht sein. Theoretisch gäbe es sogar medizinische Berater für Film und Fernsehen, doch die werden längst nicht immer in Anspruch genommen. Einmal weil diese natürlich Geld kosten, aber auch, weil dank der vielen Krankenhausserien jeder glaubt, sich bestens in Sachen Krankenhaus auszukennen. Doch oft werden nur die Fehler der einen Klinikserie in die nächste hinüberkopiert. Deshalb ist es sehr sinnvoll, sich mit Fachleuten abzustimmen, damit in den Filmen und Serien nicht allzuviel Unsinn erzählt wird.
Medizinische Berater für Dreharbeiten
Diese Organisationen helfen, mit Beratern in Kontakt zu treten
- American Medical Association (AMA)
- British Medical Association (BMA)
- Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA)
- Royal College of Physicians (RCP)
- American College of Emergency Physicians (ACEP)
- Medical Advisory Group
Diese Unternehmen beraten direkt Filmproduktionen
- Medical Consultants for the Film Industry
- Hollywood Medical Network
- The Medical Advisory Group
- Medical Consultants International
Kinofilme
- "Patch Adams" (Regie: Tom Shadyac, USA 1998)
- "The Doctor" (Regie: Randa Haines, USA 1991)
- "Coma" (Regie: Michael Crichton, USA 1978)
- "Gottes Werk und Teufels Beitrag" (Regie: Lasse Hallström 1999)
- "Extreme Measures – Jede Stunde zählt" (Regie: Michael Apted, USA 1996)
- "Hospital" (Regie: Arthur Hiller, USA 1971)
- "Awakenings – Zeit des Erwachens" (Regie: Penny Marshall, USA 1990)
Filme, die in psychatrischen Kliniken spielen, haben wir an dieser Stelle bewusst ausgelassen.
Arzt,- oder Klinikserien
Deutschland
- "Die Schwarzwaldklinik" (1985-1989)
- "In aller Freundschaft" (seit 1998)
- "Der Bergdoktor" (seit 2008)
- "Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen" (1995-2001)
- "Praxis Bülowbogen" (1987-1996)
- "Der Landarzt" (1987-2013)
- "Bettys Diagnose" (seit 2015)
- "Nikola" (1997 bis 2005)
Österreich
- "Schlosshotel Orth" (1996-2004)
- "Medicopter 117 – Jedes Leben zählt" (1998-2007)
- "Der Bergdoktor" (seit 2008, ursprünglich in den 1990er Jahren, Koproduktion zwischen Deutschland und Österreich)
- "Oben ohne" (2007-2011)
Schweiz
- "The Swiss Doctors – Die Rettungsflieger von San Bernardino" (2020)
- "Herzblatt" (1996)
- "Tag und Nacht" (2008–2010)
- "Pulse" (Webserie, 2017–2018)
- "Station 4" (2005)
USA
- "Grey's Anatomy" (seit 2005)
- "ER" (Emergency Room) (1994-2009)
- "House, M.D." (2004-2012)
- "Scrubs" (2001-2010)
- "The Good Doctor" (seit 2017)
- "Chicago Med" (seit 2015)