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Fire Antifeature 2000

"Bei weitem nicht alle Kameras besaßen einen DV (Firewire) Eingang, das hat Gründe...

 

Professionelle Verhinderer...

Man sollte meinen, Hersteller wären daran interessiert, ihren Produkten immer mehr und immer bessere Eigenschaften zukommen zu lassen. Doch das ist in vielen Fällen ein Irrtum. 

Seit kleine bezahlbare DSLR oder Videokameras oder kleine Flash-Audiorekorder von den Ergebnissen her überraschend nahe an die Qualität professioneller hochpreisiger Produkte herankommen, wird in den Entwicklungsabteilungen stets auch darüber nachgedacht, wie man den Kunden der teuren Produkte diese Mehrausgaben plausibel machen kann. Der Weg dorthin klingt vordergründig absurd- die Hersteller machen bestimmte Produkte absichtlich schlechter als sie eigentlich sind. Anti-Features nennt man diese absurde Vorgehensweise auch.

Eine gängige Methode besteht darin, die Haltbarkeit der preiswerten Produkte spürbar zu reduzieren. Wenn beispielsweise eine Semiprofessionelle Kamera das Monitorsignal über den HDMI Ausgang und die Dateien über Firewire ausgibt, so kann man relativ sicher sein, dass diese Schnittstellen früher oder später kaputt gehen werden. Sie sind einfach nicht robust genug ausgelegt. Wenn eine Kamera aber die Signale über HDSDI auf einen BNC Stecker ausgibt, so wird dieser vermutlich genau so lange leben wie die Kamera selber.

Ähnliches kann man über die professionell völlig ungeeigneten 3,5 mm Klinkenstecker sagen, der Materialpreis, Mikrofoneingänge mit XLR auszustatten würde vermutlich bei 20 Euro liegen, doch selbst hochpreisige DSLRs werden mit den ungeliebten Mini-Klinken ausgerüstet um ja nicht zu nah an professionelle Videokameras heran zu kommen.

 

Proprietäre Schrankenwärter

Die winzigen, eigentlich für Amateurzwecke gedachten Mini-Klinkeneingänge für Mikrofon,- oder Line Eingang haben schon viele User zur Verzweiflung gebracht. Niemand kann verstehen, was solch eine Buchse im Wert von 30 Cent in einer Digitalkamera für 2500 Euro zu suchen hat...

Ob es Panasonics P2 Karten sind, oder die unterschiedlichsten RAW-Codecs der einzelnen Kamerahersteller, überall ist man bemüht, wie in den Zeiten der Kleinstaaterei möglichst viele Grenzen, Schlagbäume und Hindernisse aufzustellen. Wie viele Gerüchte und Workarounds gibt es etwa um einer Canon 5D die automatische Tonaussteuerung abzugewöhnen oder die Firmeneigene Bildkompression abzugewöhnen. Das Internet ist voll von Versuchen, diese bewusst in Kameras integrierten Nachteile wieder loszuwerden.

Avid hat Jahrzehntelang den Kunden total überteuerte Festplatten aufgezwungen, indem sie ganz ordinäre Festplatten mit anderer Anschlussbelegung oder spezieller Firmware an ihre Interfaces koppelten. Der Erfolg von konkurrierenden Schnittsystemen wie FinalCut Pro lag nicht zuletzt in der Freiheit, jede beliebige Festplatte verwenden zu können.

 

Die Lebensdauer-Beschneider 

Dass auch deren Lebensdauer begrenzt ist, obwohl das ein Hauptargument für den Wechsel von Videocassetten (mit beweglichen Laufwerksteilen) zu Flash-Speicher (ohne bewegliche Teile) war, dafür sorgen ganz nebenbei winzige Bauteile für wenige Cent, wie etwa Elektrolytkondensatoren, die nach ein paar Jahren undicht werden, auslaufen und damit das ganze Gerät unbrauchbar machen. Oder Taster bei denen man keine Metallfeder sondern einen Plastikclip verwendet, welcher nach etlichen Tastbefehlen seinen Geist frühzeitig aufgibt. Centartikel, die bewusst begrenzte Lebensdauer haben.

 

Die Akku-Mafia

Gerne werden Kameras auch etwa durch die Firmware oder ein ansonsten nutzloses Firmware-Update dazu gebracht, preiswerte Akkus von Drittanbietern schlichtweg abzulehnen oder durch erhöhten Stromverbrauch mit kürzeren Laufzeiten zu bestrafen. Lustigerweise gilt das häufig auch für ansonsten identische Akkus, die oftmals sogar in den gleichen chinesischen Billigfabriken hergestellt werden wie die so genannte Originalware. Lediglich ein winziger Kontrollchip, ein Baustein für etwa 60 Cent unterscheidet manche Nachbauten von den "Markenprodukten". Einziger Zweck des Chips ist die Kontrolle des Herstellers, nur Akkus zuzulassen, bei deren Kauf das Geld beim Originalhersteller landet.

 

Die Kassettenwächter

Was bei den Akkus gilt, hatten die Hersteller selbstverständlich lange Jahre auch bei Videocassetten eingeübt. Hier haben simple Plastiklaschen und Vertiefungen dafür gesorgt, dass man ja nicht normale VHS Kassetten für Super-VHS oder sogar D-VHS verwenden konnte. Gleiches galt in der Profiwelt für normales Beta SP und Digi-Beta und selbstverständlich HD-CAM.

 

Produktfähigkeiten reduzieren

XLR Anti 2000

Diese simplen XLR Eingangsbuchsen sind viele User hohe Aufpreise wert, nur um Ruhe zu haben vor Wackelkontakten durch ausgeleierte Amateurbuchsen

 

Eine weitere Methode besteht darin, die Geräte in ihren Möglichkeiten künstlich zu begrenzen. Bereits in den 90er Jahren begannen einige japanische Hersteller von Videorekordern damit, aus Kostengründen nur noch eine Hauptplatine für die unterschiedlichsten Geräte eines Typs zu produzieren. So steckte dann sowohl im billigsten Videorekorder wie im teuersten Luxusmodell die gleiche Technik, allerdings waren bei den billigen Geräten einfach keine Tasten oder Knöpfe am Gehäuse um auf bestimmte Funktionen zugreifen zu können, die den teuren Geräten vorbehalten waren.

In der Hochzeit der Mini-DV Kameras war es beispielsweise üblich, Kameras auszuliefern, die keinen Firewire Eingang hatten. (Dies hatte übrigens auch finanzielle Gründe, Geräte die auch als Rekorder funktionierten, also einen externen Eingang hatten, wurden mit Abgaben für Verwertungsgesellschaften belegt, reine Kameras hingegen nicht.) Rein technisch hatten diese Kameras durchaus die Möglichkeit, externe Inhalte aufzunehmen, doch diese Funktion war gesperrt. Man konnte sie aber mit speziellen Methoden, Tastenkombinationen etc. wieder aktivieren (frei schalten). 

 

Wer wird gewinnen...?

Der Begriff "Frei Schalten" erinnert fatal an Handys, wo ähnliche Tricks angewendet werden, um den Konsumenten Geld aus der Tasche zu ziehen. Jeder große High-Tech Hersteller beschäftigt heute eigene Mitarbeiter, die sich um die Einschränkungen der eigentlich hochwertigen Geräte bemühen. Dass dies notwendig ist hat auch damit zu tun, dass die Preise für HD Equipment immer mehr gefallen sind und den Herstellern der Markt für hochpreisige Profigeräte extrem zusammengeschrumpft ist.

Umso mehr freut es die User, wenn dann doch manche Hersteller Equipment auf den Markt bringen, welches zu einem unglaublichen Preis hochwertige Qualität ohne nervtötende Einschränkungen auf dem Markt bringen. Wer weiß, vielleicht werden gerade diese anderen, oft kleineren Hersteller irgendwann das Rennen machen...

 

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