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Von Zeit zu Zeit lohnt es sich, nachzuschauen, was denn der klassische analoge Film so macht, eines der wichtigsten Kulturgüter unserer Zeit. Inzwischen spielt der analoge Film im Tagesgeschäft, beim Gebrauchsfernsehen und auch den meisten Kinofilmen keine Rolle mehr. Doch wer etwas Besonderes sucht, den echten Filmlook liebt und auch die Produktionsweise, wird überrascht sein, wie oft einem der analoge Film vor allem im Arthouse-Bereich begegnet. Früher der Standard, sind heute einige Herausforderungen zu meistern, um analog auf Film drehen zu können. Inzwischen ist der analoge Film zu etwas Besonderem geworden, der Look, aber auch die Umsetzung sind anders als die digitalen Standards.

 

Organisatorisches

Die Beschaffung von Filmmaterial ist dank Kodak nach wie vor unkompliziert möglich und sollte eigentlich als zu schützendes Kulturgut auch künftig bewahrt werden. Kameras sind auch noch auf dem Markt, allerdings haben die meisten Geräteverleihe ihr Sortiment extrem ausgedünnt, aber man kann drehen. Hervorragende Objektive sind auch genügend am Markt und dank PL-Mount passen auch aktuelleste Optiken an viele der analogen Profikameras. Entwickeln kann man sein Material ebenfalls noch, allerdings braucht man, angesichts der ausgedünnten Anbieterzahl, nicht wirklich allzu intensiv über Preise verhandeln.

Die letzten im deutschsprachigen Raum noch tätigen Kopierwerke sind:

Andec-Filmtechnik, Berlin, D.

Silbersalz35, Stuttgart, D.

Cinegrell, Zürich, Schweiz

 

2016 hatte das letzte analoge Kopierwerk Österreichs geschlossen. Es gibt allerdings Bestrebungen vom Österreichischen Filmarchiv und Filmmuseum, ein Film Preservation Center aufzubauen, möglicherweise mit Entwicklungstechnik.

Der analoge Film übt nach wie vor, vor allem aus ästhethischen Gründen eine hohe Anziehung auf Kreative aus und das wird auch kontinuierlich auf Filmfestivals, im Kino und natürlich auch den Bildschirmen weltweit sichtbar. Die wenigsten setzen dabei allerdings auf 70mm, wie Quentin Tarantino,- mehrheitlich wird bei analogen Projekten auf Super 16, bei größeren Budgets auch auf 35mm gedreht. Hier ein paar Beispiele:

 

Festivals und analoge Filme

Auf der Berlinale 2020 war ein Dutzend Filme zu sehen, die auf analogem Film (Kodak Eastman) gedreht wurden. Etwa die Wettbewerbsbeiträge »Le sel des larmes« (»The Salt of Tears«, Kamera: Renato Berta, Regie: Philippe Garrel 35 mm) und »Never Rarely Sometimes Always« (Kamera: Hélène Louvart, Regie: Eliza Hittman, 16 mm, Silberner Bär).

In der Sektion »Encounter« den Film war dies »Los Conductos« (DoP: Guillaume Mazloum, Regie: Camilo Restrepo, 16 mm). In der Reihe "Panorama" waren dies »Mare« (DoP Erol Zubčević, Regie: Andrea Štaka, 16 mm) und »Otac« (»Father«,  DoP: Aleksandar Ilic, Regie: Srdan Golubović, 16 mm).

Im "Forum" liefen »Eyimofe« (»This Is My Desire«, DoP Arseni Khachaturan, Regie: Arie und Chuko Esiri), »El Tango del Viudo y su espejo deformante« (DoP: Diego Bonacina, Regie: Raúl Ruiz und Valeria Sarmiento, 16 mm) sowie »The Two Sights (DoP und Regie: Joshua Bonnetta, 16 mm).

In der Reihe »Berlinale Special« war dies »Last and First Men« (DoP: Sturla Brandth Grøvlen, Regie Jóhann Jóhannsson, 16 mm Schwarzweiß) bei »Generation 14plus« war es »Paradise Drifters« (DoP Jasper Wolf, Regie: Mees Peijnenburg, 16mm ) In der Sektion »Berlinale Series« die ersten beiden Folgen »The Eddy« (Regie: Damien Chazelle)

 

Filmästhetik als Erzählebene

Auf Vorschlag seines Kameramanns Newton Thomas Sigel hat Spike Lee Teile seines Films "Da 5 Bloods" auf einem speziellen 16-mm-Filmmaterial gedreht. Für Auftraggeber Netflix war das ein echtes Problem, doch Lee hat sich durchgesetzt.

Die Idee hinter dieser Entscheidung war, Rückblicke aus der Vietnam-Ära der Amerikaner innerhalb der Filmgeschichte genau so aussehen zu lassen, wie Filmaufnahmen aus der Zeit der Rückblicke. Dafür wurde auf einem speziellen, älte anmutenden Filmmaterial gedreht, was nur noch extrem selten verwendet wird.

Der Ablauf, das gedrehte Material jeweils vom Drehort Vietnam in die USA fliegen zu lassen, wo es entwickelt wurde, war extrem mühsam, doch für den Look des Films hat es sich gelohnt, diese Umstände auf sich zu nehmen. Kameramann Sigel war überzeugt davon, dass es authentischer und eindrucksvoller würde, auf echtem Film zu drehen, als nachträglich in der Postproduktion zu versuchen, diesen speziellen Filmlook hinzuzurechnen.

Für die mit Erinnerungsteilen arbeitenden Filme "Lindenrger! Mach dein Ding!" sowie "Psyke" wurden die entsprechenden Passagen jeweils mit Arri 16mm Kameras (Arri 416 und Arri SR III) auf Super 16 Kodak Material gedreht.

 

Es bleibt also nach wie vor spannend, was der analoge Film kann und was er hervorbringt. Oft genug erfahren wir es gar nicht, weil es letztlich bei den Filmen ja um die äthetische Gesamtwirkung geht. Zum generellen Workflow, den analogen Kameras und mehr, findet Ihr zahlreiche Kapitel im Movie-College.

 

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