Eigentlich sieht sie ganz harmlos aus, klein wie ein kompakter digitaler Fotoapparat und durchaus auch leicht. Doch wider Erwarten von Außenstehenden kann man mit dem kleinen Teil keine Fotos schießen, dafür aber recht hochwertige Videos.
Die Kamera hat einen Super 16 Sensor, der ist also kleiner als etwa MFT oder APSC und sie ist tatsächlich in der Lage, Full HD, also 1920 Pixel in ProRes 4:2:2 und RAW (CinemaDNG Codec) aufzuzeichnen. Und das auf kleine SD Karten, wobei man da nur die Schnellsten der Schnellen gebrauchen kann. Sie beherrscht je nach gewähltem Codec, 8, 10 und 12 Bit Farbtiefe.
Glas
Wie so oft in der wunderbaren neuen Welt der digitalen Kameras, merkt man, dass mindestens genau so wichtig wie die Kamera eben auch die Optiken sind. Und hier steht eine große Auswahl an MFT Optiken zur Verfügung, die über die eingebauten Kontakte der BMP sogar fokussiert und in der Blende gesteuert werden kann. Da MFT Sensoren größer sind als die der BMP hat sie einen recht ordentlichen Crop-Faktor, der fast jede Optik zum Tele werden lässt. Als Weitwinkel sind 12,5 mm, als Normaloptik etwa 17 mm sinnvoll.
Wer aber Zugriff hat auf Filmobjektive, die für Super 16 mm oder teilweise auch 16mm hergestellt wurden und sich einen passenden Adapter (z.B. Arri Standard auf MFT) besorgt, kann plötzlich sehr filmische Bilder generieren. Die alten Zeiss, Cooke oder Schneider Optiken haben einen ganz eigenen Charme und verleihen den Bildern schnell einen filmischen Look.
Adapter
Bevor das möglich ist, muss man allerdings noch ein paar kleine Hürden nehmen. Viele alte Filmobjektive arbeiten nicht mit sogenannter Innenfokussierung. Verwendet man sie in einem der preiswerten Fernost-Adapter, funktioniert plötzlich die Scharfstellung nicht mehr.
Hier kann man sich aber helfen, Schuld daran ist nämlich ein kleiner Metall-Bügel im Innern des Adapters. Schraubt man zunächst den Adapterring auf der MFT-Seite ab, kann man den mit zwei kleinen Schrauben befestigten Metall-Bügel ganz einfach entfernen. Danach funktioniert der Adapter halbwegs. Die Scharfstellung verläuft dann bei alten Optiken nicht mit den Flügeln am Schärfering sondern durch Drehen des vordersten Ringes am Objektiv.
Ein Nachteil der alten rein manuellen Objektive ist sicher die fehlende optische Bildstabilisierung, halbwegs ruhig kann man nur mit einem Weitwinkel (8mm, 10mm oder 12,5 mm) aus der Hand drehen, ansonsten ist das Stativ Pflicht.
Linse wechsel dich
Auch wenn es Freude macht, nun alle Objektive einzusetzen,- die BMP besitzt kein eigenes Sensorreinigungssystem wie viele digitale Fotoapparate. Das bedeutet, dass jeder Staub, jede Fluse gnadenlos auf dem Chip zu sehen ist! Kenner des Problems wechseln Optiken wenn sie unterwegs sind, gerne in Plastiktüten.
Scharf sehen
Der Monitor ist klein und löst mit 800 px auf. Größtes Problem ist sicherlich, mit so einem „Sucherbild“ die Schärfe vernünftig zu beurteilen. Da kann man wirklich verzweifeln, wenn man versucht, durch den optischen Eindruck die Schärfe ordentlich einstellen zu können.
Das uns vorliegende Model mit aktueller Firmware verfügt aber über ein Focus-Peaking, welches man aktivieren kann, indem man zwei Mal auf die Focus Taste drückt. Dann färben sich die Konturen jener Bildteile, die scharf sind, grün, eine große Hilfe bei dem ansonsten nicht so optimalen Display.
Ein weiteres Hilfsmittel ist die Display-Lupe, die wird bei der BMP aktiviert indem man zwei Mal auf die Okay-Taste in der Mitte der Navigationspfeile drückt.
Akku
So klein die Kamera auch ist, sie verbraucht Strom und da der Akku eher winzig und eigentlich für Nikon Digital Minikameras gedacht ist (Typ EN-EL20), hält der mitgelieferte Akku gerade mal 30 Minuten. Es gibt aber auch Nachbauten, die statt der standardmäßigen 850 mAh immerhin 1200 mAh liefern, was etwa 40 Minuten Dauerbetrieb entspricht. Da ohnehin ein Ladegerät fehlt und sonst nur über die Kamera geladen werden kann, sollte man sich rasch Zusatzakkus und ein externes Ladegerät kaufen, von Drittanbietern gibt es das auch schon für 30-40 Euro. Aber unbedingt auf die höhere Kapazität achten! Inzwischen sind einige Akkus mit 1900 mAh auf dem Markt, das lohnt sich absolut.
Speicher
Wie schon erwähnt, braucht man besonders schnelle Speicherkarten, hier gibt es wenige Empfehlungen und viele Karten werden von der Kamera auch gar nicht erst erkannt. Hat man nun endlich eine schnelle Karte erworben, zeigt sich, dass die Kamera mit der frühen Firmware diese Karten weder formattieren kann noch die Löschung einzelner missratener Aufnahmen ermöglicht, all das geht nur am externen Computer. Die neueste Firmware erlaubt inzwischen das Formatieren!
Aufnahmen
Sie sehen recht flau aus, die Aufnahmen die aus der BMC kommen und auch die Farben sind seltsam blass. Erst durch das Grading in einem Farbkorrekturprogamm wird sichtbar, welch großer Belichtungsumfang von der Kamera abgedeckt wird. Und natürlich werden dann auch wieder die angenehm natürlichen Farben hervorgeholt.
Leider wird die kleine Kamera nach einer Weile recht warm, was nach etwa 15-20 Minuten zu Droped Frames führen kann, wodurch die Takes unbrauchbar werden. Die BM Pocket ist nicht für Dauerbetrieb geeignet. Wenn man aber immer wieder mal ausschaltet und pausiert, ist es eine geniale kleine HD Kamera.
Anschluss
Bei einer so kleinen Kamera fallen auch die Anschlüsse extrem klein aus. Toneingänge können nur an den 3,5mm Klinkenstecker angeschlossen werden und selbstredend ohne Phantomspeisung, ein Kopfhörer mit 3,5mm ist ebenfalls vorhanden, dann noch ein Lan C Ansschluss für die Fernbedienung sowie ein winziger Stecker für die Stromversorgung per Netzgerät. Als einziger Ausgang existiert ein Micro HDMI Typ D-Ausgang.
Auch wenn der Nachfolger, die BM Pocket 4K bereits vorgestellt wurde, so bleibt die erste, kleine BM Pocket ein geniales, handliches Arbeitswerkzeug für besondere Filme. Sie wird im Jahr 2024 vielfach gebraucht zum gleichen Preis gehandelt wie damals bei ihrer Einführung,- das will etwas heißen...
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