
Die Ankündigung überraschte die Kamerabranche - nun ist Fujifilms eigene Cinema Kamera lieferbar. Auf der japanischen Fachmesse InterBEE 2024 präsentierte der Kamerahersteller seine Neuentwicklung dem staunenden Fachpublikum. Und auch auf der CineExpo 2025 in München war die neue Kamera bereits zu sehen.
Im Kinobereich sind große Sensoren, "Large Format" (LF) seit einigen Jahren durchaus üblich, also Sensoren die noch größer sind als Full Frame. Arri und andere Hersteller bieten diese Option schon länger an, sie bietet höhere Auflösungen und geringere Schärfentiefe. Einen so großen Sensor wie Fujifilms Mittelformat haben nicht einmal die Alexa LF oder die Alexa 65.

Abgeleitet vom Mittelfomat
Da ist es natürlich naheliegend, wenn man denn schon ein Kamerasystem im Mittelformat für die Fotografie entwickelt hat, wie eben Fujifilms GFX Format, dieses auch für Filmzwecke zu adaptieren. Dafür hat der Hersteller ähnlich wie diverse Konkurrenten, ein Box-Format gewählt, an dem alle wichtigen Anschlüsse und Schalter gut zugänglich und in professionellen Normen angebracht sind.
Die Kamera nennt sich Fujifilm GFX Eterna 55 Cinema Camera, benannt nach dem analogen Kleinbildfilm den Fujifilm früher produzierte. Ab Oktober 2025 soll wird sie ausgeliefert und ist weitgehend eine GFX100 II in einem Cine-Gehäuse. Es wird also der GFX 102MP CMOS II HS Sensor (Sensorbreite von 43,8 mm / damit ist er 1,7 Mal größer als Full Frame) sowie deren X-Processor 5 zum Einsatz kommen. Insbesondere für Cinemascope Formate ist das Sensorformat sehr gut geeignet. Dank des geringen Auflagemaßes wird es angeblich Adapter auf alle wichtigen Objektivanschlüsse inklusive PL-Mount geben.

Soweit so gut, allerdings fragt man sich, wie der Kamerahersteller, dessen Fotoapparate nicht gerade durch besonders leisstungsstarke Videofähigkeiten auffallen, es schaffen will, diese für die neue Cine-Kamera bereitzustellen. Da das Innenleben der GFX 100 II verwendet wird, sollten je nach Sensorfläche die ausgelesen wird, Aufnahmen in 4K 10 Bit 4:2:2 mit bis zu 60p und 8K-Videos bis 30p möglich sein. Mit Open Gate kann die Kamera bis zu 48 Bilder/Sekunde aufzeichnen und bietet Dual Base ISO von 800 und 3200 ISO. Der Dynamikumfang liegt bei 14 Blendenstufen.
Und auch ein passender Log ist mit dem F-Log2 C an Bord. Aufgenommen wird auf SD oder CFexpress Typ B Karten. Seitlich besitzt die Kamera einen 5 Zoll einstellbaren Touchscreen der mit 2000 nits Helligkeit auch bei Sonne gut ablesbar und 16:9 3 3:2 Seitenverhältnissen für alle Aufnahmevarianten einstellbar ist.
Man kann mit F-Log 2 und F-Log 2C, drei Apple ProRes codecs, Proxies, und auch in H.265/HEVC aufnehmen. Die Kamera arbeitet mit allen gänigen Übertragungsformaten wie Frame.io, Wi-Fi, Ethernet, BLE mit TG-BT1/ATOMOS AirGlu zusammen.
Hier ein Trailer eines von Kameramann Oren Soffer, gemeinsam mit dem Regisseur Andrew Kightlinger mit der Fujifilm GFX Eterna 55 gedrehten Spielfilms:
Eine echte Herausforderung ist es, die schiere Datenmenge so schnell aus dem Sensor auszulesen und zu verarbeiten, dass es ohne sichtbaren Rolling Shutter geschieht. Dafür ist extreme Rechenleistung und Hochtechnologie nötig, bisher hinkte Fujifilm mit seinen Kameras da eher etwas hinterher. Auch bei der Bildstabilisierung, der Belichtungsautomatik und dem Autofokus zeigten sich die Kameras des japanischen Herstellers nicht als Klassenbeste. Bei Cine-Kameras sind diese Technologien zum Glück nicht so zwingend gefragt, da will man eher manuell Schärfe ziehen und belichten.
Wofür die User die Kameras lieben, sind das X-Trans Debayering und die Color-Science, welche für natürliche, eher zurückhaltende Farben sorgen. So kommt die neue Kamera mit zahlreichen LUTs, über 20 verschiedene Film-Looks sind vorinstalliert bzw. abspeicherbar. Man darf also mehr als gespannt sein, wie sich die neue Kamera dann in der Praxis schlägt. Der Listenpreis liegt bei 16.500 USD.

