Die Randspur war schon vor 50 Jahren nicht genial,- den alten analogen Ton heute zu überspielen, hat so seine Tücken. Betrachten wir zunächst einmal ganz nüchtern, was da vor vielen Jahrzehnten erdacht wurde, um Schmalfilmern eine Tonoption anzubieten. Heute beschäftigt es viele Menschen, die alten Aufnahmen die sie selbst oder ihre Eltern und Großeltern aufgenommen haben, vor dem Verfall zu bewahren und zu digitalisieren. Leider sind die Übertragungswege, welche die beste Bildqualität bieten (Scans, Einzelbildweise) nicht in der Lage, gleichzeitig den Ton einzudigitalisieren.
Anbieter, die auch den Ton gleich mitdigitalisieren, machen das im Laufbildbetrieb und dann wird die Bildqualität deutlich schlechter. Natürlich muss man sich auch überlegen, ob der Ton es wirklich wert ist, übertragen zu werden, oft sind da nur beliebige Musiktitel aufgespielt, die muss man nicht unbedingt aufwändig übertragen. Wenn es sich aber um aufwändig gestaltete Tonspuren handelt, sieht die Sache anders aus. Für genau diese Fälle ist es wichtig, sich mit dem verfahren genauer zu befassen.
Das Verfahren
Da es noch keine digitalen Verkopplungsmöglichkeiten etc. gab, hat man für die Tonseite bei Super 8 das vom 16mm Film bekannte Randspurverfahren auf Super 8 adaptiert. Dafür wurde Tonband auf den Rand des einseitig perforierten Films geklebt, die man mit analogen Tonsignalen bespielen konnte.
Qualität
Die Tonspur hatte bei Super 8 nur 0,8 mm Breite, das ist deutlich weniger als eine Kompaktkassette (3,81 mm Breite),- oder 1/4 Zoll Tonbandbreite (6,35 mm). In den 70er Jahren begannen Projektorenhersteller zusätzlich sogar die sogenannte Ausgleichsspur für 2-Spur Ton zu verwenden, die waren noch schmaler. Beim analogen Ton hat die Breite der Spur recht viel mit der Tonqualität zu tun. Mehr Fläche zum Aufmagnetisieren bedeutet mehr Qualität. Hier liegt schon mal eine große Einschränkung der Tonqualität bei Super 8.
Der zweite Faktor, der sehr wichtig ist, ist die Bandgeschwindigkeit. Je schneller das Band bzw. in unserem Fall der Film läuft, desto besser ist die Tonqualität. Während professionelle analoge Tonbandaufnahmen mit mindestens 19 cm pro Sekunde gemacht wurden und werden, haben wir es bei Super 8 im besten Fall bei 24 Bildern/ Sekunde mit einer Bandgeschwindigkeit von 9 cm in der Sekunde zu tun. Bei 18 Bildern / Sekunde sind es sogar nur 6,75 cm / Sekunde. Man muss fairerweise dazu sagen, dass es in den 90er Jahren einigen Herstellern hochwertiger Kassenrekorder gelungen ist, den Kassetten, die mit 4,75 cm / Sekunde liefen, dank Rauschunterdrückung, Bandeinmessung etc. hervorragende Qualität zu entlocken, doch davon waren die Tonprojektoren weit entfernt.
Der dritte Faktor ist der Bandkontakt. Während das klassische analoge Magnetband sehr biegsam ist und sich perfekt an die Tonköpfe anschmiegt, ist das auf den Super 8 Film aufgeklebte Magnetband so steif wie der Filmstreifen und hat dadurch viel schlechteren Koktakt zu den Tonköpfen.
Der vierte Faktor ist der sogenannte Gleichlauf. Dabei geht es darum, dass das Tonband mit möglichst konstanter Geschwindigkeit an den Tonköpfen vorbeigeführt wird.In Tonbandgeräten sorgen große Schwungscheiben, die mit dem Capstan (dem Antrieb des Tonbands mit Hilfe einer Andruckrolle und einer Achse) verbunden sind oder aufwändige digitale Regelkreise für eine konstande Geschwindigkeit und damit stabilen Gleichlauf. In einem Filmprojektor arbeitet das Prinzip des ruckweisen Filmtransports gegen dieses Grundanforderung eines stabilen Gleichlaufs. Nur wenige Zentimeter vor den Tonköpfen, wo höchster Gleichlauf gefordert ist, wird der Filmstreifen vor dem Bildfenster Bild für Bild ruckweise transportiert. Dem Projektor bleiben nur wenige Zentimeter, genau gesagt (49 Bilder Abstand bei S-8) um aus dem Ruckeln per Filmschlaufe und Umlenkrolle eine kontinuierliche Transportbewegung zu machen. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass es einen Bild/Tonversatz gibt, der Ton zum jeweiligen Bild etwas vor dem Bild auf der Tonspur aufgezeichnet ist.
Konsequenzen
Aus diesen Grundbedingungen resultieren grundlegende Schwächen des Randspurtons bei Super 8. Zudem haben die Projektorenhersteller auch nicht wirklich hochwertige Tonschaltungen verbaut, ein eingeschränkter Frequenzgang sowie Grundrauschen waren die Folge. Es gibt Gerüchte, das damals zum Teil Grundschaltungen einfacher Kassettenrekorder für die Tonprojektoren verwendet wurden. Dass deutlich mehr möglich gewesen wäre, hat der Autor dieses Artikels in den 80er Jahren bewiesen indem er das Telefunken Highcom Rauschunterdrückungsverfahren in einen Tonprojektor eingebaut und angewendet hat, mit überraschend hochwertigen Ergebnissen.
Tonspuren digitalisieren
Leider ist die industrielle Entwicklung von Super 8 Technologie in den 80er / 90er Jahren weitgehend zum Erliegen gekommen, weil Amateurfilmer auf Video umgeschwenkt sind. Aus diesem Grunde stehen auch keine modernen Geräte zur Verfügung, um damals aufgezeichneten Ton von Randspuren auszulesen. Man muss also auf die Jahrzehnte alte Technik zurückgreifen.
Es gab damals einige wenige Geräte, die professionelle Ansprüche hatten, doch die sind kaum mehr aufzutreiben. So gab es beispielsweise von der Firma Schmid den AMV 6 Super-8-Schneide- und Vertonungstisch, der in geringer Stückzahl gebaut wurde und der tatsächlich höhere Qualität für die Randspuraufnahmen anbieten konnte. Vor allem der Umstand, dass so ein Schneidetisch dank rotierendem Glasprisma ohne den ruckweisen Transport arbeitete, verbesserte den Gleichlauf der Tonspuren erheblich. Einzige Neuentwicklung in diesem Bereich ist ein von der ursprünglich in Hamburg ansässigen Steenbeck GmbH übernommener Servicebetrieb in Holland angebotener Super 8 Schneidetisch, der ST822 NEW LINE Series, zu sein. Dabei sind scheinbar alte Steenbeck und neue Komponenten miteinander kombiniert worden, ein interessanter Ansatz.
Danach kamen einige damals hochpreisige Filmprojektoren. Um ehrlich zu sein,- die meisten Amateurfilmer hatten preiswerte Projektoren gekauft, das heißt in den allermeisten Fällen wurde der Ton zum Film in schlechter Qualität aufgezeichnet. Die teuren Projektoren haben sich damals nur wenige Filmer mit Profiambitionen geleistet. Wenn man heute einen Randspurton in möglichst guter Qualität auslesen möchte und auf keinen Steenbeck oder Schmid Super 8 Schneidetisch zurückgreifen kann, sollte man also versuchen, einen der damals hochwertigen Tonprojektoren zu verwenden.
Hochwertige Tonfilmprojektoren
Bauer T510
Bauer T525
Bauer T 600
Bauer T 610
Bolex SM 8
Braun Visacustic 1000
Elmo GS 1200
Eumig S 940 Stereo
Heuretier
Projektor warten
Auch wenn man eines dieser damaligen Spitzengeräte besitzt oder erwirbt, dann heißt das nicht automatisch, dass diese noch genau so gut laufen, wie bei ihrer Herstellung vor 40-50 Jahren. Das heißt, wenn sie überhaupt laufen, haben sie vermutlich Tonhöhenschwankungen, Rauschen und Brummen. Kurz,- sie standen vermutlich Jahrzehnte unbenutzt herum und müssen erst gewartet werden.
Was bedeutet das? Da ist zunächst einmal die Elektronik. Mit höchster Wahrscheinlichkeit sind zahlreiche Elkos in den Schaltungen defekt. Wer handwerklich begabt ist, sollte verdächtige Elkos auslöten und durch neue mit gleichen Werten ersetzen.
Bei der Mechanik der Projektoren gibt es auch häufig Probleme, insbesondere mit Antriebsriemen und Gummirollen. Diese sind gealtert, oft rissig und porrös geworden. Man muss sie vielleicht austauschen. Bei den Metalllagern und Achsen kann es notwendig werden, nachzuschmieren. Dies sollte man aber stets den damaligen Hinweisen der Hersteller entsprechend tun.
Wenn man die Mechanik ordentlich gewartet hat, ist auf jeden Fall das Risiko, dass der Ton jault, verringert. Natürlich kann man die Gleichlaufschwankungen, die bei der Aufnahme entstanden, damit nicht kompensieren, aber man addiert zumindest keine neuen Schwankungen hinzu.
Tonteil
So sollte man darauf achten, dass die winzige Capstanwelle leichtgängig und rund dreht. Wenn der Ton sehr dumpf klingt, kann das u.a. an verschmutzten Tonköpfen, einem magnetisierten Tonkopf oder an einem schlecht justierten Tonkopf liegen. Die einfachere Lösung ist, den Tonkopf mit einem mit Alkohol getränkten Wattestäbchen zu reinigen.Und wenn man schon dabei ist, sollte man auch gleich die Capstanwelle und die Andruckrolle gründlich reinigen.
Außerdem kann man den Tonkopf mit einer Entmagnetisierdrossel entmagnetisieren. Dazu einfach die Spitze der Drossel nah an den Tonkopf halten, dann langsam entfernen und bei mindestens 1 Meter Abstand ausschalten.
Erst wenn diese beiden Methoden nicht helfen, sollte man sich Gedanken über die Spureinstellung des Tonkopfes machen. Der Spalt im Tonkopf sollte möglichst senkrecht zur Tonspur bzw. dem Film stehen. Meistens gibt es eine sogenannte Tonkopfwippe, eine kleine Schraube an der Befestigung des Tonkopfes um den Kopfspalt einzujustieren.
Brummen deutet auf ein elektrisches Problem hin, das kann von defekten Kondensatoren, aber auch von schlecht abgeschirmten Kabeln herrühren.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass magnetische Aufzeichnungen über die Jahre an Magnetisierung verlieren. Alle 5-8 Jahre gehen etwa 3 dB an Magnetisierungspegel verloren. Man wird also nie mehr den Tonpegel erhalten, der ursprünglich aufgenommen wurde. Entsprechend müssen die Vorverstärker des Projektors höher verstärken, was mehr Eigenrauschen bedeutet.
Das oder die Tonsignale kommen bei europäischen Projektoren meist aus einem DIN 5-Pol Ausgang,- die kann man per Adapter auf heute übliche asymmetrische Normen wie Cinch oder Klinke wandeln. Diese Tonsignale können dann in eine Soundkarte eingespeist und mit einer Workstation etc. digitalisiert werden.
Synchronität
Wenn nun die Toninformationen aus dem Projektor digitalisiert werden, taucht das nächste Problem auf. Die Workstation erlaubt es, verschiedene Bildfrauenzen als Synchrongrundlage einzustellen. 24 Bilder und 25 Bilder kommen da vor, 18 Bilder allerdings eher nicht.
Die meisten Super 8 Filme wurden aus Kostengründen (weniger Materialverbrauch) mit 18 Bildern in der Sekunde gedreht. Nun werden beim Digitalisieren der Bilder in der Regel keine hinzugefügt, es wird also nicht von 18 auf 24 gewandelt. Die Kunst besteht darin, das Video mit 18 Bildern mit dem Ton synchron zu bekommen.
Mehr dazu demnächst in einem weiteren Kapitel