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Ein Effekt, vor allem aus der digitalen Welt, der uns auch ganz analog auf der Straße begegnet...

 

Zu den wohl bekanntesten Bildfehlern, die es in der Video,- und Fernsehwelt gibt, gehört sicherlich der Moiré-Effekt, abgeleitet von dem französischen Begriff "moirer" was so viel bedeutet wie "marmorieren".

Dies führt ein wenig in die Irre, den visuell sieht der Moiré Effekt ziemlich anders aus als Marmor. Kennen tut man ihn nicht nur von Bildschirmen oder Leinwänden, sondern auch aus der realen Welt. Gewebte Gardinen-Stors die übereinander liegen, feine Gitternetze, Fliegengitter, all das kann den Moiré-Effekt erzeugen, ganz ohne dass Kameras im Spiel sind.

Moiré tritt, grundsätzlich ausgedrückt, überall dort auf, wo feine Muster oder Raster in einem gegeneinander verschobenen Winkel übereinander liegen und sich gegenseitig beeinflussen. Durch diese Verschiebung gegeneinander entstehen plötzlich neue Muster, die in keinem der beiden Raster ursprünglich vorhanden waren. Interessanterweise entstehen dabei oft geschwungene, runde Muster, Wellenlinien, die sich verändern, wenn man die Raster aus unterschiedlichem Winkel betrachtet.

 

Raster oder Liniengrößen

Wellenförmige Moiré-Muster

 

Moiré taucht immer dann am stärksten auf, wenn sich die gegeneinander verschobenen Raster oder Linien möglich ähneln oder sogar gleich sind. Unterschiedlich große Raster in der Realität sind, gegeneinander verschoben, nicht so kritisch und seltener in der Lage, Moiré Effekte zu erzeugen.

In der digitalen Welt gilt die Regel, dass gleichmäßige Muster, die feiner sind, als die feinste Auflösung der Kamera, des Scanners oder Bildschirms (Nyquist-Shannon-Abtasttheorem), Moiré Effekte erzeugen können. Das Abtasttheorem definiert die notwendige Auflösung, vereinfacht ausgedrückt so, dass diese beim Digitalisieren doppelt so hoch sein muss, wie die feinste Linie, die man abbilden möchte.

 

Video-Problem

Wenn man sich vor Augen hält, dass wir es bei Video gleich mit mehreren Rastern zu tun haben, nämlich einerseits auf den Kamerachips, wo die lichtempfindlichen Photodioden in einem senk- und waagerechten Raster angeordnet sind, als auch bei den Bildschirmen (ganz gleich ob Röhren-, Plasma oder TFT), wird klar, warum wir hier besonders häufig Moiré Effekte wahrnehmen können. Und selbstverständlich bedeutet das Abfilmen von Bildschirmen mit Chip-Kameras ebenfalls eine Herausforderung. Auch die inzwischen mehr und mehr verbreiteten Virtuellen Studios mit Videowalls kennen dieses Problem. Wer übrigens in einem solchen Studio auf analogem Film dreht, hat keine Moiré Effekte, weil Film keine Pixel kennt sondern nur Farbpigmente, die sich ständig leicht verändern.

Ob es der Moderator im feinen Nadelstreifen-Hemd ist, der Schauspieler im feinen Karo-Jackett, Kleidung ist geradezu dafür prädestiniert, bei Kameraleuten und Bildingenieuren Panik auszulösen. Aber auch Druckraster, etwa bei Hintergrund-Bildern oder abgefilmten Print-Grafiken können Probleme verursachen. Und natürlich tauchen die Effekte auch auf, wenn Bilder eingescannt werden. Auch in Scannern befinden sich lichtempfindliche Dioden im Rastermaß.

Der Effekt gehört zum Alltag von Kameraleuten. So müssen regelmäßig Tapetenmuster, Kleidungsstücke oder High-Tech-Einrichtungen, die gerne mit Lochblechen arbeiten, auf das Moiré-Risiko geprüft werden. Die sollte man unbedingt mit der Kamera tun, mit der auch gedreht wird, wenn die zum Vortest mitgebrachte Digital-Fotokamera keine Moiré Effekte erzeugt, heißt das noch gar nichts,- die Videokamera hat andere Chips eingebaut und reagiert möglicherweise gänzlich anders auf die Muster im Motiv.

  • Man kann diesem Problem am Besten begegnen, indem man die Kleidung oder die Ausstattungsgegenstände, welche das Phänomen erzeugen, wechselt.
  • Die zweitbeste Lösung könnte sein, den Kamerawinkel zum betroffenen Objekt zu verändern.
  • Die drittbeste Möglichkeit besteht darin, die Schärfeebene etwas zu verlagern. Das kann den Moiré-Effekt spürbar entschärfen.
  • Die viertbeste Variante besteht darin, die Auflösung der Kamerachips künstlich zu reduzieren, mit elektronischen Filtern, die manchmal auch nicht ganz präzise als Anti-Aliasing Filter bezeichnet werden. Dies erzeugt leichte Unschärfe, die Bildqualität wird also reduziert.

 

Betrachtungsweise

Musterbildung, wo eigentlich nur weiße oder graue Flächen wären...

 

Die Beurteilung und Behebung von Moiré Effekten wird besonders erschwert, weil sich eben auch auf der Wiedergabeseite Raster in Form von Röhrenbildschirm-Masken oder Pixelstrukturen in Flachbildschirmen befinden. Man sollte die Beurteilung auf jeden Fall bei einer genauen 100 % Darstellung des Bildes vornehmen.

Wird das Bild nämlich kleiner oder vergrößert dargestellt, kann es sein, dass dieser Vorgang selbst neue, andere Moiré-Effekte erzeugt oder die anderen, durch den Kamerachip hervorgerufenen, verändert.

Die Chiphersteller arbeiten bereits an Kamerachips, in welchen die Photodioden nicht rechteckig, sondern wabenförmig angeordnet sind. Diese Maßnahmen sollen den Moiré- Effekt weiter reduzieren helfen.

Ja und selbst, wenn man bei der Aufnahme keine Moiré-Effekte feststellen konnte, so können eben bei bestimmten Bildschirmen, die das Bild rechnerisch anders aufbereiten, trotzdem Moiré-Effekte entstehen. Wirklich sicher ist man in der digitalen Videowelt vermutlich nie.

Da bleibt der chemische Film mit seiner organischen und permanent zufällig wechselnden Silber-Verteilung vermutlich für immer überlegen.

 

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