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Die Sache mit der Belichtung

Lichtmessung 2000

Es ist nicht ganz einfach, den Kontrastumfang, den unser Auge erfassen kann, aufzuzeichnen. Kameras können nur einen begrenzten Spielraum zwischen hellen und dunklen Stellen des Bildmotivs abbilden.

 

Filmmaterialien und Videosysteme sind bedauerlicherweise nicht so grandios ausgestattet, wie das menschliche Auge. Sie haben so ihre Probleme mit den realen Kontrasten in der Welt.

Filmmaterialien übersetzen die in der Realität vorhandenen Licht- und Schattenwerte in unterschiedliche Schwärzungsgrade im Filmnegativ. Die Gradationskurve eines Filmnegativs gibt Auskunft darüber, in welchem Bereich man das Bild optimal umsetzen kann (gerader Teil der Kurve). Die Ermittlung der für die Empfindlichkeit des Filmmaterials richtigen Belichtung dient dem Zweck, die Gradationskurve möglichst optimal nutzen zu können. Die Empfindlichkeitsangabe des Filmmaterials besagt, wie viel Licht erforderlich ist, um eine bestimmte Schwärzung im Negativ (oder Positiv) zu erzielen. In der heutigen digitalen Aufnahmetechnik haben wir es zwar nicht mehr mit Schwärzungskurven eines Negativs sondern mit innerhalb der Sensoren und nachgeschalteten Prozessoren verarbeitbaren Bandbreite an Werten zu tun, doch die Prinzipien damit umzugehen, sind in weiten Teilen die gleichen wie beim Film.

In frühen Zeiten des Filmes, als es noch keine Belichtungsmesser gab, arbeiteten Kameraleute mit Katzen. Je nachdem, wie weit die Pupillen der Katzen geöffnet oder geschlossen waren, wurde die Blende an den Kameraobjektiven eingestellt. Dass diese Methode recht gewöhnungsbedürftig und ungenau war, ist naheliegend. Die technischen Fortschritte ließen Messinstrumente für das Erfassen von Helligkeit möglich werden. Doch was sollte man ausmessen, um die Blende für die Belichtung zu ermitteln? Den hellen Himmel, oder die dunkle Erde?

 

Lichtmessung 2000

Spotmesser und Graukarte

 

Was immer man misst, alles ergibt unterschiedliche Werte. Man kann das auch für sich selber testen und ein digitales Foto aufnehmen und die verschiedenen Objekte im Bild ausmessen und später auf den Print von dem Foto eintragten. Da kriegt man einen hervorragenden Überblick über die im Motiv vorkommenden unterschiedlichen Helligkeiten.

 

Belichtungsmesser bilden Mittelwerte

Um allgemeingültige Normen für die Ermittlung der richtigen Belichtung zu erhalten, haben die Entwickler zunächst die Natur sowie typische Innenräume daraufhin untersucht, wie viel Licht von den verschiedensten Materialien reflektiert wird. Weiße Wände oder Spiegel reflektieren viel, dunkle Stoffe, Böden, Schattenpartien, wenig Licht. Man fand heraus, dass in unterschiedlichen Umgebungen der Mittelwert gebildet aus verschiedenen Reflektionsgraden ungefähr einer Reflektion von 18% entspricht. Dieser Wert wurde als Norm festgelegt bei der Entwicklung von Belichtungsmessern.

Das Prinzip der Mittelwertbildung findet auch bei automatischer Belichtung (Videokameras, dokumentarische Filmkameras, Fotoapparate etc.) Anwendung. Eine Vielzahl von Messpunkten innerhalb des Bildausschnitts wird herangezogen, um automatisch einen Mittelwert zu bilden.

Je mehr man jedoch mit Licht gestaltet, desto wichtiger wird es, festlegen zu können, welcher Bereich des Bildes richtig belichtet werden soll, und welche Bereiche getrost im Schatten absaufen dürfen. Eine Mittelwertbildung durch die Kameraautomatik kann vielfach die gewünschte Wirkung genau geplanter Lichtführung aufheben. Deshalb wird beim Film die Belichtung grundsätzlich manuell mit Belichtungsmesser, Luxmeter oder Spotmeter ermittelt.

 

Franta Lichtmessung 2000

Dreharbeiten zu 'Franta', DOP Immo Rentz

 

Beim Belichtungsmesser übernimmt ein Plastik- oder Glasvorsatz vor den lichtempfindlichen Messzellen die Aufgabe der Mittelwertbildung. Durch ihre Halbkugelform oder durch bestimmte Strukturen werden Helligkeitswerte aus unterschiedlichen Richtungen so gestreut, dass die Messzellen einen mittleren Wert erhalten. Mit dem Belichtungsmesser misst man vom Motiv aus in Richtung Kamera.

Beim Spotmeter, einer Art Messsucher mit engem Messbereich, wird die Streuung so erzielt, dass man im Motiv, dort wo etwa der Darsteller steht, eine Graukarte in Richtung Kamera hält. Man misst aus Richtung der Kamera die Graukarte, welche einen Grauwert hat, der etwa bei 18% Reflektion liegt. Auf diese Weise wird aus den verschiedenen, auf diese Graukarte einwirkenden Lichtquellen ein Mittelwert gebildet: die Blende für die richtige Belichtung.

 

Mehrere Lichtquellen gleichzeitig

Beim Film kommen viele Lichtquellen gleichzeitig zum Einsatz. Der Schauspieler wird mit Führung, Aufhellung und Kante, das Set mit Raumlicht beleuchtet. Effektlichter, Augenlichter etc. kommen hinzu. Mit einem Belichtungsmesser misst man in der Regel (sie können auch anders) das auf das Objekt oder den Schauspieler auftreffende Licht in Richtung Kamera.

Die eiförmige Kalotte am Sekonik ermöglicht es, mit einem Messvorgang gleichzeitig mehrere Lichtquellen aus verschiedenen Richtungen zu messen. Man hält den Sekonik vor das Objekt (z. B Gesicht des Schauspielers) und hält ihn in Richtung Kamera. Wenn man nun die einzelnen Lichtquellen mit der Hand abschattet, kann man sie einzeln ausmessen; das ist wichtig für das Kontrast-Verhältnis, sonst erhält man den Durchschnittswert aus allen, wenn man Dreiviertel-Profil eines Schauspieler ausleuchtet.

Mit einem Spotmeter und der Graukarte misst man das reflektierte Licht an dem Punkt, an dem das Objekt oder der Schauspieler sich befindet, aus Richtung der Kamera. Das Licht kann dabei ebenfalls von verschiedenen Lichtquellen gleichzeitig stammen, die Graukarte reflektiert die Gesamtheit des an diesem Punkt auftreffenden Lichts und erlaubt damit die Ermittlung der richtigen Belichtung.

 

Profisix Belichtungsmesser

Für das Ausleuchten sind Belichtungsmesser trotz modernster Scopes auf den Kamera-Displays sehr wichtig

 

Damit unsere Messgeräte ein korrektes Ergebnis abliefern können, benötigen sie einige Informationen. Für die Belichtung mit einer Kamera sind mindestens zwei der drei Werte besonders wichtig:

Die Empfindlichkeit des Filmmaterials oder der Videokamera. Diese muss man manuell beim Belichtungsmesser oder Spotmeter einstellen.

Die Belichtungszeit (Filmgeschwindigkeit, Bildfrequenz). Diese ist beim Film standardmäßig 24 Bilder/Sekunde, beim PAL- oder SECAM-Fernsehen 25 Bilder/Sekunde, beim amerikanischen NTSC 30 Bilder/Sekunde (genau: 29,97 Bilder/Sekunde).

Die Blende (oder ein so genannter Lichtwert) ist der Wert, den man meistens vom Belichtungsmesser geliefert bekommt und dann manuell am Kameraobjektiv einstellt.

 

Mehr als nur Belichtungsmessung

Die professionellen Kontrollmonitore bieten heute diverse Messanzeigen, wie etwa Waveform, RGB Parade, Vectorscope oder auch Histogramm. Damit lässt isch die Belichtung viel genauer kontrollieren, als mit Belichtungsmessern. Besonders wichtig sind Belichtungsmesser und Spotmeter aber für die Lichtgestaltung. Das richtige Kontrastverhältnis einzelner Lichtquellen zueinander kann man mit diesen Instrumenten festlegen. Deshalb messen die Kameraleute oft einzelne Lichtquellen (z. B. Aufhellung oder Kante) aus und weisen die Beleuchter an, die Intensität der Lichtquelle zu erhöhen oder zu verringern, bis das gewünschte Kontrastverhältnis (meistens in bezug auf das Führungslicht) erreicht ist.

Auch wenn erfahrene Kameraleute ein gutes Gespür für das richtige Kontrastverhältnis haben, so bieten letztlich nur entsprechende Messanzeigen auf den Kontrollmonitoren oder eben die Belichtungsmesser wirkliche Kontrolle über die Gestaltung.

 

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