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Eroeffnung 2 2000 

 

Jedes Jahr im Mai zeigt das Münchner Dokumentarfilmfestival mehrheitlich herausragende Filme aus aller Welt. Am Mittwochabend wurde es im sehr gut gefüllten Deutschen Theater in München feierlich eröffnet.

 

Ja es ist Stil und gewollt aber manchmal auch ein wenig anstrengend, der DOKWortneuschöpfungswille für allerlei Filmreihen. Da heißt dann etwa der "DOK.focus" dieses Jahr "humaNature", in der Übersetzung will das heißen, das der Schwerpunkt des Festivals in diesem Jahr auf dem Verhältnis des Menschen zur Natur liegt.

 

So wie "DOK.network Africa" zum Ausdruck bringen möchte, dass das Gastkontinent auf dem diesjährigen Festival Afrika ist. Daneben gibt es noch den "DOK.guest", das ist eben auch ein Schwerpunkt,- in diesem Jahr ist es Russland und auch die Fragen der Berichterstattung in und aus diesem Land werden diskutiert. Da ist dann "DOK.4teens", die Reihe der Dokumentarfilme für Jugendliche geradezu selbsterklärend, ebenso wie "DOK.education", eine Reihe von Workshops rund ums Dokumentarfilmen. Und die Retrospektive heißt tatsächlich einfach so und ist dieses Jahr der holländischen Dokumentarfilmerin Heddy Honigmann gewidmet.

 

Aber das ist vielleicht auch alles Geschmackssache, wie dieses CI in Orange und nicht wirklich wichtig angesichts der starken Filme, die sich dahinter verbergen und zwischen dem 8. und 19. Mai offenbaren. Es werden 159 Filme aus 54 Ländern quer durch München an 20 verschiedenen Spielorten gezeigt. Und so gesehen freuen sich alle über das Erblühen und Gedeihen des Festivals, welches unter der inzwischen zehn Jahre währenden Leitung von Daniel Sponsel und seiner unermüdlichen Überzeugungsarbeit Jahr für Jahr gewachsen ist.

 

Eroeffnung Kueppers 2000

Daniel Sponsel, Dr. Hans-Georg Küppers und Christina Wolf

 

Dabei mitgeholfen haben viele, vor allem natürlich die Finanziers des Festivals, die Stadt München etwa, deren Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers ein bekennender Freund des Festivals ist. Dass dieser in den wohlverdienten Ruhestand geht, haben viele mit großem Bedauern erfahren. Ein Mensch mit Witz und dem Herz am rechten Fleck, Danke für Alles. Geholfen haben aber auch arte, MEDIA oder auch der Bayerische Rundfunk und viele andere Sponsoren und Freunde des Festivals.

 

The Whale and the Raven

Eroeffnung Whale 2000

Regisseurin Mirjam Leuze stellt ihren Film "The Whale and the Raven" vor.

 

Der Eröffnungsfilm "The Whale and the Raven" von Mirjam Leuze folgte auf die Grußworte und Reden. Der Film zeigt oder vielleicht auch erzählt, so ganz kann man das nicht festlegen, von zwei Wal-Beobachtern, Janie Wray und Hermann Meuter, von den Menschen die an der Westküste Kanadas gemeinsam mit ihnen für den Schutz der Wale kämpfen und auch von den Walen, die den Fjord am Hartley Bay besiedeln.

 

Wir erfahren relativ früh im Film, dass die Öl,- bzw. künftigen Flüssiggastanker, welche durch den Fjord fahren, akustisch und physisch eine große Gefahr für die in sozialen Gemeinschaften friedlich zusammenlebenden Wale darstellen. Und dann wird diese Aussage durch den Film hinweg gefühlte fünfzig Male durchdekliniert, eine Redundanz, welche solche Sorgfalts,- und Argumentationsfilme häufiger haben. Ja, es ist unglaublich wichtig, dass diese Menschen für die Wale kämpfen, dass wir von all diesen Gefahren für die Tierwelt erfahren,- aber etwas mehr Dramaturgie hätte dem Film nicht geschadet.

 

Unterwasseraufnahmen (ohne Wale) Drohnenaufnahmen von Walen im Fjord und viele Begegnungen der beiden Walforscher mit Anwohnern, welche sich gegen Tankschiffe aussprechen, wechseln sich ab. Ja, ab und an gibt man sich damit zufrieden, einer Meditation über die Menschen und die Wale beizuwohnen, doch irgendwie erzeugt die Regie auch Erwartungen. Die titelgebende eigentlich erwartete persönliche Story der beiden Walforscher, die von den Bewohnern unter den Namen "Raven" und "Whale" in ihren Clan aufgenommen wurden und die lange Jahre als Paar zusammenlebten und nun getrennt ihre Lebensaufgabe verfolgen, vermisst man beispielsweise nahezu vollständig.

 

So wird der Film zu einer eher kontemplativen Beobachtung. Das ist nicht ganz richtig, denn es gibt aufwändiges Sound-Design welches auch manche belangloseren Bilder mit Bedeutung auflädt und auch weil es hin und wieder Momente im Film gibt, in denen man spürt, wovon man den Zuschauern mehr gewünscht hätte. Zum Beispiel dann wenn eine Legende der so genannten "First Nations", der ersten Bewohner der Küste erzählt wird vom König der Wale und den Menschen. Immer dann, wenn es dem Film gelingt, den Zauber dieses Wal-Biothops eben auch filmisch zu transportieren, wird er stark, dort wo es weniger gelingt, fühlt man sich man als Zuschauer vielleicht mehr wie ein Walbeobachter, der Ewigkeiten auf das Meer schaut.

 

Aber eigentlich darf man Filme, die für einen guten Zweck werben auch gar nicht wirklich kritisieren. Darf man die inhaltlich dramaturgischen Anforderungen nicht so streng sehen. Das Anschauen bestärkt uns in den Haltungen, die wir schon haben und erlaubt uns, ein wenig dabei zu sein, wie Menschen, die ihr halbes Leben diesen unglaublichen Lebewesen im Meer widmen, für deren Erhalt kämpfen. Und das ist die Mühe, die der Film gewiss gekostet hat, allemal wert.

 

(Gesehen von Mathias Allary)

 

Nun warten die übrigen 158 Filme des DOK.festes darauf, entdeckt zu werden. Einmal mehr spannende Tage für Kinofans. Leider sind manche Filme so ungünstig terminiert, dass für die Diskussion mit den eigens eingeladenen Filmemacher-innen nur wenige Minuten bleiben. Dafür würde man dann doch lieber auf den Werbeblock (ja, wir wissen, es ist für die Finanzierung wichtig) vor jedem Film verzichten. Schade auch, dass das organgefarbene DOK.fest Banner auf der Leinwand den Gästen stets organge Farbe und gerne auch Schriftzeilen auf die Gesichter beamt. Das muss nicht sein.

 

Weitere Filmbesprechung: "The Remains - Nach der Odyssee" von Nathalie Borgers

 

Eroeffnung 1 2000

 

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