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Überzeugende Modelle...

Innen-Ausstattung als Modellbau

Modellbau - Aufsicht einer Innenlocation die von einer Flutwelle verwüstet wird

 

Spielzeugautos, Eisenbahnen, Flugzeugmodelle oder Miniaturgebäude kommen nicht nur in Kinderzimmern zum Einsatz. Auch im Film kommen sie regelmäßig zum Einsatz, doch damit der Zuschauer den Schwindel nicht bemerkt, ist eine Menge Know-how erforderlich.

Meistens werden Miniaturmodelle speziell für Filmzwecke besonders detailreich und farblich optimiert hergestellt, die dann in einem der verschiedenen Trickverfahren in den Film eingebunden werden.

 

Bei zahllosen Science-Fiction Filmen, z. B. auch beim ersten Star-Wars Film wurden die Raumschiffe mit Hilfe zahlloser Modelle ins Weltall verfrachtet. Und bis heute sind viele aufwändige Filme ohne Modelle nicht denkbar. Die Schiffe für „The Patriot“ etwa wurden in den Münchner Bavariastudios als Modelle nachgebaut.

 

Renaissance

Nachdem man jahrelang visuelle Ergänzungen, Gebäude, Räume und Hintergründe mehr und mehr digital erzeugt hat, ist inzwischen eine deutliche Renaissance des Modellbaus festzustellen. Der Aufwand, komplizierte Objekte, wie etwa belaubte Bäume, Schiffe mit Segeln etc. zunächst zu generieren und dann auch noch natürlich zu animieren ist ungeheuer groß, da stellt der Modellbau eine echte Alternative dar. Durch die Vielzahl von HD-Produktionen insbesondere im Fernseh-Bereich, reichen die früher üblichen Auflösungen nicht mehr aus, die digitalen Modelle müssen aufwändiger und rechenintensiver erstellt werden.

 

Spielzeugauto

Viele Produktionen setzen heute auf Kombinationen aus klassischen Modellaufnahmen und zusätzlich kombinierten digitalen Tricks. Besonders physische Gegebenheiten, einstürzende Gebäude, abstürzende Flugzeuge, Trümmer und Explosionen lassen sich mit Modellbau realistischer und zudem preisgünstiger erzeugen. Immer öfter werden so Kombinationen aus Modelltrick und Digitaltrick verwendet, Werden in einer Einstellung besonders viele Details und realistische physische Abläufe benötigt, bietet sich meist der Modellbau an, geht es um totalere Einstellungen, bei denen etwa eine Luftschlacht am Himmel, Flutwellen, Stürme dargestellt werden, setzt man eher auf Digitale Effekte.

Modellbau benötigt Zeit und genaue Planung. Der Maßstab, in dem ein Modell aufgebaut wird, entscheidet über den realistischen Eindruck. Man sollte frühzeitig im Dialog mit Regie und Kamera festlegen, wie nah die Kamera an die Aufbauten herankommen soll und danach den Maßstab festlegen. 1:10, 1:15 oder 1:20 die Unterschiede schlagen sich sehr schnell in Preis und Aufwand nieder. Stellt man beim Dreh fest, dass ein Modell nicht richtig funktioniert, kann es schnell mal ein paar Tage dauern, bis eine Änderung oder Alternative aufgebaut ist.

 

Kameraseitig macht es durchaus Sinn, spezielle Trickkameraleute in solche Projekte einzubinden, da diese über mehr Erfahrung beim Ausleuchten, beim realistischen Visualisieren verfügen. Spezielle Optiken, Schnorchelsysteme etc. wollen optimal eingesetzt sein.

Bei Trickaufnahmen spielen besonders die Räume und Landschaften eine wichtige Rolle:

 

Perspektive-Tricks

Kleiner werdende Bäume signalisieren größere Abstände

Kleiner werdende Bäume signalisieren größere Abstände

Sie erlauben es zum Beispiel, Atelierbauten zu verkleinern. Wenn man etwa eine lange Allee oder Straße im Freilicht-Atelier nachbauen muss, müsste man eigentlich ein riesiges Areal dafür verbauen. Wenn man aber die Perspektive verändert, um den Zuschauer zu täuschen, kann man den gleichen Eindruck auf viel kleinerem Raum bewirken. Bei einer Straße mit Bäumen sagt uns die Erfahrung, dass die Reihe gleich großer Bäume in der Tiefe immer kleiner werden. Wenn man nun beim Bau nicht gleich große, sondern immer kleinere Bäume verwendet, so kann man die Illusion einer langen Allee auf kleinem Raum erzeugen.

 

Dies gilt in gleicher Weise für perspektivisch verkleinerte Häuserzeilen und kam bereits in Fritz Langs Metropolis in genialer Weise zur Anwendung. Der Kameramann Eugen Schüftan hat hier die futuristischen Visionen der Zukunftsstadt Metropolis mit Hilfe von Modellbauten und Spiegeltricks sehr überzeugend eingesetzt. Die Visionen aus dem Klassiker haben in vielen Science-Fiction Filmen unserer Zeit ihren Niederschlag gefunden, beispielsweise im Film "Das Fünfte Element".

 

Die Raumdecke als Modellvorsatz

Die Raumdecke als Modellvorsatz

Ein weiteres Beispiel ist ein Modellvorsatz. Wenn man etwa für den Dreh einer historischen Szene eine aufwändige, hohe Raumdecke mit Stuckarbeiten benötigt, und diese nicht real bauen will,  und zudem an der echten Decke zahlreiche Scheinwerfer befestigt hat, so verwendet man ein Modell.

 

Dieses Modell der Zimmerdecke (in der Abb. dunkelgelbes Rechteck vor der Kamera)  muss das gleiche Seitenverhältnis haben wie der Raum. Vor der Kamera wird es dann so angebracht, dass die Modelldecke genau dort im Bild ist, wo auch die reale (nicht kostbare) Raumdecke sich befindet.

 

Technische Besonderheiten bei Nachbauten

Bei Aufnahmen von Modellautos, Modellstraßen oder Landschaften hat man es mit einer Vielzahl von Problemen gleichzeitig zu tun. Modelle verhalten sich in vielfacher Hinsicht anders als die Natur.

 

Modelle müssen in ihrer Farbgebung unaufdringlich, zurückhaltend sein. Da die realen Abstände bei einem Modellaufbau viel geringer sind, als in der Natur, entfällt die natürliche Dämpfung der Farben durch die Luftatmosphäre. Man kann diese fehlenden Luftschichten teilweise dadurch nachbilden, dass man innerhalb des Modells mehrere Glasscheiben dazwischen setzt. Diese reduzieren die Intensität zusätzlich.

 

In einem Modellaufbau herrschen wegen der reduzierten Entfernung andere Schärfeverhältnisse. Hat man „riesige Entfernungen“ als Modell nachgebaut (Berglandschaft, Tal, Ozean etc.), ist es wichtig, mit möglichst verringerter Schärfentiefe zu arbeiten, um dennoch leichte Unschärfen im Hintergrund zu erzielen. Umgekehrt kann es bei mittleren und geringen Modell-Entfernungen vorkommen, dass die Schärfentiefe im Modell kleiner ist, als sie real wäre. Dann ist sehr viel Licht angesagt, um auf eine möglichst kleine Blende zu kommen und eine Schärfentiefe wie in der Realität zu erzielen.

 

Die Wahl des Objektivs sollte sich an der Wirklichkeit orientieren. Jene Optik, die wir in der Wirklichkeit verwenden würden, um etwa ein Hochhaus aufzunehmen, sollten wir auch für die Modellaufnahmen verwenden.

 

Modelle die sich bewegen sollen, haben eine andere physische Trägheit. Ein Modell-LKW wiegt eben keine 20 Tonnen und wackelt deshalb viel leichter hin und her beim Verschieben per Einzelbildtrick. Die elektrische Eisenbahn, aber auch Wasser oder Windmühlen, allen fehlt die nötige Schwere. Deshalb dreht man solche Modellbewegungen vorzugsweise in Zeitlupe (z. B. 64 0der 72 Bilder/sec). Je kleiner der Maßstab, und damit die Modelle sind, desto stärker muss die Zeitlupe gewählt sein. Dann bewegen sich die Fahrzeuge oder die Wasserwellen mit der nötigen Trägheit. Da die Zeitlupe die Belichtungszeit der Kamera reduziert, ist mehr Licht erforderlich.

 

Zeitlupe oder Einzelbildtrick waren früher reine analoge Filmtricks, heute kann man sie noch viel besser mit Video realisieren.

 

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