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Fernseher

 

Die Träume der Fernsehgewaltigen, mit "RTL II You" das junge Publikum wieder einzufangen, sind zumindest beim digitalen Ableger des Privatsenders nach knapp einem Jahr, vorerst gescheitert. Die Absicht, die ganz jungen Zuschauer, die keine Lust mehr auf lineares Fernsehen haben, wieder an die Marke zu binden, scheint nicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Nun wird der Kanal dicht gemacht.

Dabei hatte man versucht, zeitweise mit erfolgreichen Kanälen wie "Joiz" und "Rocket Beans" zusammenzuarbeiten und auch die Versuche, mit Selfie-Soaps zu punkten. Serien wie "Mjunik", "dailyCGN" und "Berlyn" sahen zumindest in den Anfängen, erfolgversprechend aus. Damit ist nun mehrheitlich Schluss. Verschiedene Formate will RTL in den eigenen Social-Media Kanälen weiterführen.

 

Einbahnstraße

Doch die Theorie, man müsse nur ein wenig Hippness und Handyvideos raffiniert verpacken um die Jugend wieder an Opas Fernsehen zu binden, wird auch manch anderen, auch öffentlich-rechtlichen Sendern früher oder später um die Ohren fliegen. Da hilft es auch nicht viel, die Angebote oder Derivate Online zu verbreiten. Außerdem darf man ja auch nicht die Hauptzuschauergruppe 60+ nicht mit zu hippen Programmänderungen vergraulen.

Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass nur 8 % der 14- bis 29-Jährigen nicht auf ihr Fernsehgerät verzichten wollten. Noch schauen, vor allem Schüler, etwas mehr Fernsehen, als Internet (Youtube, Netflix, Amazon Prime etc.) und wenn dann bevorzugt Privatsender wie Pro7. RTL und Sat1. Jungs bevorzugen lustige Serien, während Mädchen lieber Casting-Shows und Soaps anschauen. Doch während die Internet-Zeit kontinuierlich steigt, sinkt die Zeit, die vor dem Fernseher verbracht wird, ebenfalls kontinuierlich.

Wenn man dann noch differenziert, zwischen linearem Fernsehen und Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime oder Youtube, dann sind bereits über 40 Prozent der 14 bis 19 jährigen dem linearen Fernsehen davongelaufen.

 

ARD/ZDF Online-Jugendkanal

Verlässliche Zahlen sucht man vergeblich, aber das ARD/ZDF Experiment "Funk" bemüht sich zumindest um originäre, teilweise auch kritische Formate, die sich nicht so sehr anbiedern. Die visuelle Anmutung ist bunt und animiert, man versteht sich als "Content-Netzwerk". Immerhin gibt es monatlich angeblich über mehrere Millionen Klicks auf "Funk" Formate. So mancher Clip dümpelt aber auch nach Wochen nur bei unter Tausend Aufrufen vor sich hin. Inwieweit die Zuseher allerdings das Gefühl hatten, ARD und ZDF zu schauen, oder einfach nur einen der zahllosen Youtube-Clips angeklickt haben, zu denen sich eben auch "Funk" Clips gesellen, ist die große Frage.

Zum Start im Oktober 2016 fehlten noch viele der versprochenen Kanäle, deshalb wurden statt Eigenproduktionen gekaufte Youtube-Channels eingebunden. Ähnlich wie auch andere Webvideos drehen sich die Inhalte vieler Kurzclips um das eigene Ich, gerne auch mal mit dem Handy gedreht. Klogespräche inklusive.

 

Wo sitzt eigentlich das Zielpublikum?

 

Zwänge und Rettungsversuche

Wo die Privatsender unter Druck stehen, ausgerechnet für jene Altersgruppen Programme anzubieten, für welche die finanzkräftige Werbeindustrie Spots platzieren möchte, stehen die öffentlich rechtlichen Sender unter dem Erklärungsdruck, einerseits von nahezu jedem Bürger des Landes Gebühren, wie eine Steuer, einzukassieren und andererseits einen immer größer werdenden Anteil an Publikum gar nicht mehr zu erreichen.

In vielen Funkhäusern wurden und werden eigene Abteilungen aus dem Boden gestampft, welche die jungen Zuschauer über das Internet zurückgewinnen sollen und als wären sie Ertrinkende, klammern sie sich an selbsternannte Berater, die ihnen versprechen, über cross,- trans oder wie auch immer medial verknüpfte Medien die Jugend zurück zu holen. Digitale Heilsbringer sozusagen, die von Kongress zu Kongress, von Sender zu Sender eilen. Doch die im Netz ausgelegten, teilweise aufwändig erstellten Lockstoffe (multimedial mit linearem oder nichtlinearen Formaten verknüpfte Webseiten) vermögen das junge Zielpublikum nur marginal zu beeindrucken.

Zudem schauen Verlage und Privatsender sehr genau darauf, wie weit die öffentlich rechtlichen Sender sich von ihrer eigentlichen Aufgabe und dem eigentlichen Medium entfernen. Gehen sie über den gesetzlich abgesteckten Rahmen hinaus, sind wilde Proteste vorprogrammiert.

Während die Controller in Privatsendern in der Regel recht schnell auf die Kennzahlen wie Klickraten und Sessions reagieren, sind öffentlich rechtliche Sender doch eher träge wie Ozeanriesen, die nicht so schnell Kurswechsel oder gar Vollbremsungen vornehmen können. Wenn man damit ein junges Publikum erreichen will, was extrem schnell Geschmack und Favoriten wechselt, könnten die freien, schrägen und frechen Inhalte millionenfacher freier Indi-Angebote, die wie wendige Schnellboote die Richtungen wechseln, wohl eher das Rennen machen.

 

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