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Online Festival Buehne 2000

 

In schwierigen Zeiten suchen Filmfestivals weltweit nach Alternativen, ihr Programm dennoch einem Publikum präsentieren zu können. Mit welchen Konsequenzen? Wie wir in unserem Bericht über die Absagen der Filmfestivals bereits beleuchtet haben, werden weltweit fast alle Filmfestivals wegen der Pandemie abgesagt. Das hat weitreichende Folgen für die gesamte Filmbranche. Filmfestivals sind die wichtigste Plattform für Neuvorstellungen. Allein die Absage eines einzelnen größeren Filmfestivals lässt zugleich auch teilweise über hundert Uraufführungen neuer Filme platzen.

 

Festivals, die bereits ihren Vorlauf hochgefahren, also Personal eingestellt und Räume angemietet haben, müssten diesen Aufwand zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal finanzieren. Das können sich kleinere Festivals gar nicht leisten. Entweder fällt die Ausgabe gänzlich aus oder man sucht nach Alternativen um ggf. Förder,- und Sponsorengelder noch erhalten zu können.

 

Online Festivals als Alternative

In Webforen werden die Rufe immer lauter, man möge die Festivals doch als Online Veranstaltung stattfinden lassen. Das klingt nach einer Lösung, doch man muss sich die Rahmenbedingungen, die Vor,- und Nachteile etwas genauer anschauen. Die Möglichkeit, Filme auch per Stream anzuschauen, haben viele Festivals bereits seit Jahren für Filmkritiker angeboten. Um diesen zu ermöglichen, schon vor Beginn der Festivals Filme zu sichten und darüber zu schreiben, erhielten sie entweder generell Passwortgeschützte Zugänge zu allen Filmen oder mit einer Art Ticketsystem auf Anfrage Zugang zu einzelnen Filmen. Das System war relativ sicher, schließlich war die Zahl der Pressevertreter überschaubar und es wäre leicht gewesen, im Falle von Raubkopien herauszufinden, wer diese gefertigt hat.

 

Rechtefragen

Will man die Filme hingegen allen potentiellen Festivalbesuchern online zugänglich machen, sieht die Sache ganz anders aus. Da geht es dann plötzlich um Verwertungsrechte an den jeweiligen Filmen, schließlich ist so ein Festival Streamingangebot wenn man mal von der zeitlichen Begrenzung absieht, absolut vergleichbar mit Netflix, Amazon Prime, Hulu und anderen. Das Gedankenspiel, eine dieser großen Plattformen könnte quasi für die Festivalfilme vorübergehend oder wenn gewünscht langfristig die Rechte erwerben, scheitert an vielen Hürden. Der Aufwand, so viele Verwertungsverträge zu verhandeln und abzuschließen und dies auch für Filme, welche die Streamingdienste nie von sich aus zeigen würden, ist für profitorientierte Streamingdienste finanziell eher nachteilig.

 

Zudem haben viele Produzenten für ihre Filme bereits andere Verwertungen bis hin zu Kino etc. vereinbart und dürfen solchen Streaming-Diensten nicht so einfach zustimmen. Eine Online Auswertung innerhalb eines solchen Festivals könnte die Vermarktungschancen vieler Filme schmälern oder gar zunichte machen. Natürlich sind auch viele der geplanten Kino-Verwertungen diverser Filme in Zeiten der Pandemie-Gefahr erst einmal abgesagt und einige der noch aktuell in Kinos neu gestarteten Filme wechseln fluchtartig herüber zu den Video On Demand-Portalen. Filme, die gar nicht mehr im Kino laufen, sondern nur noch per Internet, brechen mit den Vorschriften für einige der wichtigsten Filmpreise der Welt. So schreibt die Academy, welche die Oscars vergibt, zwingend den Kinostart vor, damit ein Film überhaupt eingereicht werden darf. Da werden sich einige Preisgeber Gedanken machen müssen, ob ihre Regularien in diesen Zeiten noch Gültigkeit haben. Zumindest die Golden Globes haben diese Klausel bereits fallen gelassen.

 

Viele Filme sind zeitlos, sind keine verderbliche Ware. Einige von ihnen werden sicherlich zurückgehalten und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn wieder physische Filmfestivals stattfinden, uraufgeführt.

 

Psychologisches

Festival Sperre 2000

 

Bei der Berlinale haben die neuen Festivalleiter bereits den großen Fehler gemacht, die Macher der Filme, die dort aufgeführt wurden, nicht mehr auf die Bühne kommen zu lassen, um den Applaus oder auch die Kritik persönlich in Empfang zu nehmen. Dies haben Viele bedauert, ist es doch ein ganz elementarer Bestandteil eines Festivals. Nicht nur, dass man sich seinem Publikum stellt und direkte Resonanz erhält, sondern auch, dass es all das wie die Begeisterung auch für unbekannte Entdeckungen gibt, die Geheimtipps jedes Festivals, die Einkäufer und Branchenvertreter-innen, die auf Newcomer aufmerksam werden. All das wird schwierig, Online abzubilden. Irgendwelche Klicks und Ratingsysteme sind heutzutage nur ein schwacher Ersatz für menschliche Empathie und Begeisterung.

 

Filmfestivals sind ein Fest, sind etwas Besonderes, wo Menschen sich zusammenfinden, um für eine begrenzte Zeit die Liebe zum Film zu teilen. Es sind die Orte, wo Filmemacher-innen sich selbst vorstellen, wo sie sich als Filmemacher etablieren und auch mit ihren jeweils nächsten Filmen zurück kehren um sich dort als Arthouse,- oder Mainstream Künstler wie ein Markenzeichen zu etablieren. Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist die Präsenz auf Filmfestivals. Erfolgreiche Festivalfilme werden von Festival zu Festival herumgereicht und helfen damit, die Macher bekannt zu machen und die Filmtitel zu vermarkten.

 

Zehn Thesen für starke Online Festivals

Online gibt es bereits so viele Filme, dass das Besondere, der Event-Charakter definitiv leiden muss. Es gilt also digitale Formen zu finden, zumindest einen Teil des physischen Festival-Feelings nachzubilden, im Web erfahrbar zu machen. Noch ist nicht absehbar, wann wieder größere Filmfestivals live stattfinden werden. Jene, die den Weg zum Online Festival gehen, brauchen viele Ideen und ungewöhnliche Konzepte, um als Festival bestehen zu können. Eines der ersten Deutschen Filmfestivals, die nicht zuletzt aus finanziellen und terminlichen Gründen, diesen Schritt gehen, ist das DOK.Fest München, andere werden folgen. Festivalleiter Daniel Sponsel und sein Team haben in ihren ersten Ankündigungen "Q&As und Branchentalks" genannt. Sie arbeiten nun daran, bis Mai, Festivalatmosphäre ins Web zu übertragen.

 

Das Movie-College ist seit Jahrzehnten Partner oder präsent auf diversen Filmfestivals und begleitet diese durch Vorankündigungen, Berichterstattung, Interviews und Kritiken. Wir möchten diese auch unter schwierigen Rahmenbedingungen unterstützen und haben Konzepte entwickelt, auf welche Weise Aspekte von Festivals-Events in die Online-Welt übersetzt werden können.

 

Vorschläge

1.  Die Zahl der Filme sollte drastisch reduziert und ein kuratiertes Programm die Zuschauer umfassender an die Filme heranführen.

 

2.  Der Zeitraum in dem die Filme verfügbar sind, sollte kurz sein und streng eingehalten werden, um Beliebigkeit auszuschließen. Filme sollten, wie beim klassischen linearen Fernsehen weiter programmiert sein, allerdings mit mehr Wiederholungsterminen um den Ereignischarakter aufrecht zu erhalten.

 

3.  Ein Bezahlsystem pro Film wird unbekannte Filmemacher benachteiligen, besser wäre eine Art Festival-Pass, der das Hineinschauen in eher unbekannte Filme oder Filme ohne bekannte HauptdarstellerInnen schmerzfrei ermöglichen würde. Also ein "All you can see".

 

4.  Vorankündigungen in Online Portalen auch außerhalb der Festival-Seiten mit erweiterten Informationen und Querverweisen, Backgroundinformationen zu den Machern.

 

5.   In den Online-Zuschauern muss ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen werden, die Gewissheit, dass mit ihnen gemeinsam noch Andere zeitgleich den jeweiligen Film anschauen. Möglichkeiten dazu wären etwa die Einblendung der aktuellen Zuschauerzahl, ein separates Textfenster vielleicht unterhalb des Players, in dem Gedanken und Kommentare von Zuschauern eingegeben und gelesen werden können, also eine Art Chat.

 

6.   Nach den jeweiligen Filmen muss es Dialogmöglichkeiten Online geben zum Austausch der Zuschauer, so wie es das Gespräch im Foyer nach dem Film angeboten hat.

 

7.   Ein Bewertungssystem sollte die Idee eines Zuschauerpreises online abbilden.

 

8.   Preisverleihungen am Ende des Festivals könnten als Streamingschalten mit Laudatoren stattfinden

 

9.   In Online-Filmbesprechungen geben Filmkritiker Kommentar und Eindrücke zu den gesehenen Filmen ab.

 

10. Moderierte Diskussionen mit den Filmemachern sollten online als Livestream nach den Filmen stattfinden, vorzugsweise auf der Online-Plattform des Festivals im Player in dem der Film zuvor gelaufen ist und unter Einbindung diverser Social Media Plattformen. Idealerweise sollten hier, wenn möglich auch HauptdarstellerInnen, RegisseurInnen etc. zugeschaltet sein. Die Fragen aus dem Publikum könnten über Chat oder Social Media kommen.

 

Mit diesen Maßnahmen lässt sich das gemeinsame Kinoerlebnis auf Filmfestivals natürlich nicht ersetzen, doch zumindest kann man vorübergehend verhindern, dass ein ganzer Festivaljahrgang ersatzlos ausfällt.

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