MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

 

 

Regie: James Marsh

Mit: Colin Firth, Rachel Weisz, David Thewlis und Ken Stott

Kinostart: 29.03.2018

 

Der Hobbysegler Donald Crowhurst (Colin Firth) beschließt 1968 beim Sunday Times Golden Globe Race anzutreten, um der schnellste Mensch zu werden, der alleine und ohne Zwischenstopp die Welt umsegelt. Angetrieben durch die Hoffnung mit dem ausgeschriebenen Preisgeld seine Firma zu retten und das Leben seiner Familie zu verbessern, sticht Crowhurst ohne jegliche Hochseeerfahrung mit einem selbstgebauten und unfertigen Bott in See. Seine Frau Clare (Rachel Weisz) und die drei gemeinsamen Kinder lässt er zurück und begibt sich in sein bisher größtes Abenteuer, bei dem er sowohl sein, als auch das Leben seiner Familie, für immer verändern wird.

 

Der britische Regisseur James Marsh hat sich durch zahlreiche Dokumentarfilme, wie „Man on Wire“, für den er 2009 den Oscar für die Beste Dokumentation erhielt, einen Namen gemacht. Aber auch durch Spielfilme mit realen und außergewöhnlichen Geschichten überzeugte Marsh, beispielweise durch das Stephen-Hawking-Biopic „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ (2014), das Eddie Redmayne den Oscar als Bester Hauptdarsteller einbrachte. Das Drama „Vor uns das Meer“ passt also perfekt in das Schema von Marsh, da die Lebensgeschichte von Donald Crowhurst auf einer wahren Begebenheit beruht und zweifelsohne außergewöhnlich ist.

 

Die Geschichte von einem Mann, der ohne viel Erfahrung für die Aussicht auf ein besseres Leben in See sticht, klingt nach einem klassischen Heldenepos. Doch Marsh überrascht mit einer dramatischen Geschichte, die sich unvorhergesehen wendet und die durch den Oscarpreisträger Colin Firth in der Hauptrolle überzeugend verkörpert wird. Nur die Tatsache, dass er zwanzig Jahre älter ist als der damalige Crowhurst, macht die Geschichte weniger nachvollziehbar.

 

 

Auch wenn man sich während des gesamten Films immer wieder die Frage nach der Motivation Crowhursts mit einem instabilen Boot am letztmöglichen Tag des Wettbewerbs in See zu stechen, stellt, gibt diese dem Film dennoch etwas Realistisches. Denn der wahre Grund für das Handeln Crowhursts, der keine Minute auf seinem Segelboot zu genießen scheint und völlig unvorbereitet aufbricht, ist bis heute nicht klar. Es wird sogar als eines der größten Mysterien der Seefahrergeschichte geahndet. Marsh konstruiert mit Crowhurst einen Menschen, der zwar auf den ersten Blick leger und bieder erscheint, aber trotzdessen an maßloser Selbstüberschätzung leidet. Auch die Kontrastierung als Crowhurst schließlich auf hoher See ist und seiner Familie im englischen Küstenstädtchen Teignmouth immer größere Aufmerksamkeit durch die Presse zu Teil wird, gelingt dem Filmemacher, indem er sie geschickt von zwei Seiten beleuchtet. Die Lücke zwischen Realität und Phantasie droht dabei immer weiter auseinander zu klaffen, sodass ein großer Knall unausweichlich erscheint.

 

Das Drama „Vor uns das Meer“ ist auf jeden Fall sehenswert, da es überraschend abgründig ist und nicht nur durch bemerkenswerte schauspielerische Leistungen, sondern auch durch tolle Landschaftsaufnahmen der englischen Küste und auf hoher See besticht. Die teils wackeligen Aufnahmen des Meeres machen allerdings das Zuschauen, insbesondere für seekranke Menschen, nicht immer leicht. Der Film zeigt nichtsdestotrotz das ganze Spektrum vom Träumen über Selbstüberschätzung bis hin zur nackten Verzweiflung und macht in eindringlichen Bildern darauf aufmerksam, dass alles im Leben seinen Preis hat.

 

Gesehen von Stephanie Bergwinkl

 

 

Bilder: Pressefotos Studiocanal

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Editor Timo Langer über den Schnitt des Films "A Sudden Glimpse To Deeper Things"

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur und Editor Sebastian Winkels über den Schnitt des Films "Soldaten des Lichts"

Wie Euer altes Handy als wertvolles Hilfsmittel für die nächsten Filmdrehs weiterleben kann... die besten Vorschläge

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur Arthur Franck über seinen sehr erhellenden und heiteren Film "The Helsinki Effect"

Nun also hat er die Filmindustrie ins Visier genommen,- Nicht-US Filme sollen mit 100% Strafzöllen bestraft werden...

Es ist kein gutes Signal, dass die öffentlich rechtlichen Sender einen erhöhten „Finanzbedarf“ anmelden, statt dringende Reformen anzugehen

Der professionelle Sound Devices 633 Audiorecorder ist gebraucht inzwischen günstig zu haben. Lohnt sich das? Wir nennen seine Stärken und Schwächen...

Der Zoll Wahnsinn wird mit ziemlicher Sicherheit auch unsere Preise für Technik beeinflussen

Vieles im frühen Film war inspiriert durch das Theater und bis heute steht auch das Theater selbst im Mittelpunkt vieler Filme...

Dass Produktionsfirmen ächzen und stöhnen, hängt mit dem Bürokratie,- und Regulierungswahn Deutscher Behörden zusammen

Die NYFA bietet in Florenz einen Filmstudiengang an, ein Erfahrungsbericht über ein Trimester "Filmmaking" am Campus "Italy"

In den USA startet ein Kinofilm, bei dem dank KI nicht nur die Sprache sondern auch die Lippenbewegungen synchronisiert wurden

Geht es nach ChatGPT und Co soll das seit mehr als einem Jahrhundert gültige Copyright für ihre Modelle nicht mehr gelten...

Der einstige Hype um die visionären Brillen hat sich trotz teilweise genialer Inhalte etwas abgekühlt, wie wird es weitergehen?

Auch heute noch sieht analoger Film anders aus als digitale Aufnahmen. Eine Renaissance lässt das 2Perf. Verfahren wieder aufblühen...

Wie geht es zu im Writers Room und warum läuft es in den deutschsprachigen Rooms ganz anders ab als in den USA?

Wie funktioniert das hochindustrielle Schreibkonzept für Fernsehserien und was macht es besser, als das individuelle Schreiben ?

Früher gab es häufiger andere Schauspieler als heute, solche die vorher ein anderes Leben lebten...