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Die Andersons

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Kino Andersons 3000

 

Bei kaum einem Regisseursnamen kommen wir so oft durcheinander,- es gibt einfach mehrere von ihnen,- Zeit das mal ein wenig klarzustellen. Regelmäßig bringt ein Anderson einen neuen aufwändigen, nicht selten preisgekrönten Spielfilm heraus, doch diese unterscheiden sich, so wie auch die Regisseure selber, erheblich. Zwei von ihnen sind nämlich eher Regie-Freaks, welche äußerst ungewöhnliche Visualisierungen lieben, während der dritte bis auf einen Ausnahmefilm, eher konventionell arbeitet.

 

Paul Thomas Anderson

Beginnen wir mit letzterem, dem soliden kreativen Handwerker, Paul Thomas Anderson. Dabei hat er nur kurze Zeit Anglistik studiert, keine Filmhochschule besucht und es vorgezogen, in der Praxis als Produktionsassistent das Handwerk zu erlernen. Der Regisseur von Filmen wie Boogie Nights, There Will Be Blood (US 2007) Magnolia und Phantomschmerz liebt das klassische, aufwändige Hollywood-Kino. Wobei zumindest sein Film "Magnolia", eine filmische Abhandlung über Zufälle und Vergangenheit, durchaus nicht nur von der Aussage her sondern auch gestalterisch sehr besonders daher kommt.

In "Magnolia" sind die Lebenswege von neun verschiedenen Menschen in Los Angeles alle irgendwie miteinander verknüpft. Viele Verrätselungen rund um die Stories haben den Film auch für viele Fans des Mystischen zum Kult gemacht und diverse Theorien hervorgerufen. Am Ende von Magnolia regnet es Frösche... Aber dieser Ausflug in das Unwahrscheinliche, das Seltsame war eher die Ausnahme in seinem filmischen Schaffen, gleichzeitig aber auch sein erfolgreichster.

 

"Last Exit Reno" (1996)

"Boogie Nights" (1997)

"Magnolia" (1999)

"Punch-Drunk Love" (2002)

"There Will Be Blood" (2007)

"The Master" (2012)

"Inherent Vice – Natürliche Mängel" (2014)

"Der seidene Faden" (2017)

 

Wes Anderson

Wes Anderson, der Philosophie studierte, hingegen hat eine Vorliebe für Symmetrie, die er in nahezu all seinen Filmen durchdekliniert. All das, was man auf Filmschulen jahrelang über Bildgestaltung beigebracht bekommt, allen voran die Regel vom goldenen Schnitt, wirft er sehr bewusst sein Jahrzehnten über den Haufen. Seine Filme sind höchst artifiziell und erheben keinen Anspruch auf Realismus oder Glaubwürdigkeit. Von Wes Andersons Debüt 1996, "Bottle Rocket", über “The Darjeeling Limited” (2007) und den Animationsfilm "Isle of Dogs", bis hin zu “The French Dispatch,” der wegen Cororna noch nicht gestartet wurde, sind es bis 2020 zehn Filme.

 

"Bottle Rocket" (1994)

"Durchgeknallt" (1996)

"Rushmore" (1998)

"Die Royal Tenenbaums" (2001)

"Die Tiefseetaucher" (2004)

"Hotel Chevalier" (2007)

"Darjeeling Limited" (2007)

"Der fantastische Mr. Fox" (2009)

"Moonrise Kingdom" (2012)

"Grand Budapest Hotel" (2014)

"Isle of Dogs – Ataris Reise" (2018)

The French Dispatch (2020)

 

Roy Anderson

Roy Anderson, der dritte im Bunde, liebt das Tableau, die Szenerie, die einem Gemälde entstammen könnte, in welchem er die Handlung einer Szene, zumeist mit unbewegter oder maximal mit leicht geschwenkter Kamera gescheihen lässt.

Nachdem seine ersten beiden Langfilme in den 70er und 80er Jahren eher Misserfolge waren, war Anderson als Werbefilmer erfolgreich und hat über 300 Werbespots realisisert, einige davon wurden auf Werbefilmfestivals mit Preisen überhäuft.

Im Jahr 2000 begann er mit "Songs from the second floor" damit, seine artifizielle, stilisierte Erzählform zu entwickeln, die er bis heute meisterlich fortgeschrieben hat. Die meisten seiner Filme entstehen in seinem eigenen Studio, die Ausstattung spielt die Hauptrolle in seinen Filmen, bei denen mehrheitlich eher autistische, niedergeschlagene, blasse Figuren in kurzen Momenten, fast wie angestaubte Schaubilder eines Museums zu sehen sind. In "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach" etwa lässt er zwei humorfreie Scherzartikelvertreter erfolglos durch das Land ziehen.

 

"Eine schwedische Liebesgeschichte" (1970)

"Giliap" (1975)

"Something Has Happened" (1987)

Songs from the Second Floor (2000)

"World of Glory" (1991)

"Das jüngste Gewitter" (2007)

"Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach" (2014)

"Über die Unendlichkeit" (2019)

 

So unterschiedlich die verschiedenen Handschriften auch sein mögen, ihre Filme beweisen großen Gestaltungswillen und sind mehrheitlich absolut sehenswert.

 

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