Die Aufmachung
Alle ernsthaften Redakteure, Regisseure, Mitglieder in Fördergremien und Agenten werden fest behaupten, ein gutes Drehbuch könne man zur Not sogar auf Packpapier abgeben. Wenn es gut sei, käme es auf die Aufmachung überhaupt nicht an.
Und doch, beinahe jedem Drehbuchautor, jeder Drehbuchautorin geht es so: Nach langer, oft jahrelanger Arbeit ist das Drehbuch endlich fertig und muss nun für Förderanträge oder Einreichung bei TV-Sendern fotokopiert und gebunden werden.
Da steht er nun, der Autor im Copyshop und die freundliche Dame hinter der Theke fragt ihn, welche Kartonstärke die Umschlagseiten, welche Farbe, welche Bindung das Drehbuch haben soll.
Plötzlich kommt so etwas wie Mystik ins Spiel: War nicht seinerzeit das Drehbuch mit dem gelben Umschlagkartonüberall abgelehnt worden? – Bloß kein Gelb diesmal!
Rot! – obwohl, das wirkt vielleicht zu aggressiv, man hat ja eine sensible Geschichte geschrieben... vielleicht schwarz – Nein, erinnert an Beerdigung, blau, ja natürlich blau.
Gott sei Dank, die Kartonfrage ist geklärt...
Doch nicht? – Uni oder marmoriert? Glatt oder Strukturiert? Titel auf den Karton kopieren? Vielleicht eine rosa Schleife...
Der Autor könnte Stunden vor den Papiersorten verweilen, begutachten, tasten und beschwören...
Um diesem Thema etwas mehr Klarheit zuteil werden zu lassen...
Die meisten Drehbücher sind optisch sehr schlicht gehalten. Format: DIN A4. Der Umschlagkarton sollte nicht gemustert sein, und die Farbauswahl ist wirklich reine Geschmackssache. Die meisten Autoren verzichten auf allzu knallige Farben bei der Umschlagwahl.
Autor und Titel
Meistens sind Titel und Autor nicht auf den oberen Umschlag, sondern auf das oberste weiße Blatt gedruckt. Häufig wird auch statt eines Deckkartons eine durchsichtige Folienseite mitgebunden, durch die man dann Titel, Autor(in) und Fassung (z. B. 3. Fassung vom 5.12.2000) lesen kann. Auch die Anschrift des Autors sollte sich dort befinden.
Es gibt allerdings auch Aspekte, unter denen man Datum und Fassung zu nennen, vermeiden sollte. So kann es leicht vorkommen, dass Redakteure oder Förderer aus dem Datum den Schluß ziehen, ein Buch sei vielleicht schon zu lange in der Schublade gewesen, oder es sei zu oft überarbeitet worden. Deshalb lassen Profis bei ihren Büchern Datum und Fassungsnummer gerne weg.
Manche Autoren stellen dem eigentlichen Drehbuch eine Liste der Figuren, evtl. mit kurzer Charakterbeschreibung voran. Dieses Relikt aus dem Theater kann man sich getrost sparen.
Bindung
Was die Art der Bindung angeht, so ist alles möglich.
Klebebindung, Buchbindung, Metallbindung, Spiralbindung oder auch simple Schnellhefter mit Lochung der Drehbuchseiten. Viele Kopierstraßen bieten heute automatische Klebebindung im Gerät an, dies ist ebenfalls eine Option.
Das gilt nicht für die Regie, da muss die Möglichkeit bestehen, beliebig Zusatzseiten einzufügen.
Da man ohnehin immer irgendwo steht, mit dem Drehbuch in der Hand, kann man sich das Drehbuch bei Spiralbindung so umklappen, dass die jeweils aktuelle Seite, an der gerade gedreht wird, oben ist. Bei Klebebindung muss man das Buch immer aufgeschlagen haben, hat also praktisch die Fläche von 2 DIN A4 Seiten in der Hand, das ist unpraktisch.
Papier
Als Papier für die Drehbuchseiten nehmen Sie vorzugsweise weißes 80-Gramm Papier. Das Umweltschutz-Grau verschlechtert die Lesbarkeit, das muss nicht sein. Dickeres Papier (90 oder 100 Gramm) fühlt sich möglicherweise etwas „wertiger“ an, erhöht aber das Gewicht des Buches. Und wer weiß, wie viele Drehbücher die Redakteure wieder ins Wochende mitschleppen müssen?
Das Buch soll auf jeden Fall angenehm in der Hand liegen, schlechte Bindesysteme, bei denen man sich sogar in die Hand schneiden kann, wenn man an der Bindung entlang fährt, sind weniger geeignet, beim Leser Begeisterung hervorzurufen.
Bei solch perfekter Verpackung lohnt es sich doch schon fast, auch einen hervorragenden Inhalt mitzuliefern, oder?