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Mischlicht Set 2000

Bei unserem Filmset kommt das Führungslicht vom Fenster, die Aufhellung von der Seite, aus der das Foto gemacht wurde

 

Früher eher ein Tabu, sind besondere Farbtemperaturen inzwischen zu einer interessanten Variante der Lichtsetzung geworden. Eigentlich war es über ein halbes Jahrhundert und mehr ein Tabu, bei Farbaufnahmen mit grob unterschiedlichen Farbtemperaturen zu leuchten, zumindest, wenn man die Illusion erzeugen wollte, dass gar kein Licht gesetzt sei. Und das ist ja bei fast allen Aufnahmen der Fall. Die Filmscheinwerfer sollen ja im besten Fall die Illusion vermitteln, es handle sich um das in der Location vorhandene Licht, also Tageslicht und oder Kunstlicht von Lampen etc.

Dieser Lichtphilosophie folgend sorgt man dafür, dass alle Filmscheinwerfer eine einheitliche Farbtemperatur besitzen, Tageslicht, Fluoreszenz oder Kunstlicht und nur einzelne besondere Lichtelemente, deren Lichterklärung auch im Bild sichtbar ist, z.B. Lampen im Raum, eine entsprechend andere Farbtemperatur haben.

 

Gluehbirne Blackwrap 2000

Die Glühbirne liefert einen schwachen Akzent von Oben in Kunstlicht-Farbtemperatur 3400 Kelvin

 

Konkret wird dann beispielsweise bei einer Tagesszene in einem Innenraum neben dem Tageslicht, welches durch das Fenster kommt, mit mehreren Filmscheinwerfern etwa das Führungslicht und die Aufhellung für den oder die Schauspieler ebenfalls in Tageslicht-Farbtemperatur gehalten. Falls man einen bestimmten Lichtakzent erzählen möchte, kann man zum Beispiel eine Glühbirne oder Lampe im Motiv (Practicals) aufstellen, die dann mit wärmerem Licht, also Kunstlichtfarbtemperatur leuchtet und mit einem Filmscheinwerfer, der ebenfalls Kunstlichtfarbtemperatur hat, dieses Licht zu den Schauspielern hin etwas verstärken (verlängern).

So wurde das in den allermeisten Fällen mit der Farbtemperatur gehandhabt, saubere, einheitliche Farbtemperatur, (Tageslicht, Kunstlicht oder Fluoreszenz) die höchstens durch gewollte farbliche Akzente als Ausnahme unterbrochen war.

 

Lichtsituation

Ganz anders in unserem Beispiel. Die Kamera kommt übrigens seitlich für Schuss / Gegenschuss etwa aus dem Winkel in dem der Tonangler im gelben T-Shirt steht. Hier erhalten die Schauspieler von Hinten in Tageslichtfarbtemperatur vom Sonnenlicht eine Kante in 5600 Kelvin. Eine Two-Bank Fluoreszenzleuchte liefert in einem günstigeren Winkel ein Führungslicht mit etwa 4600 Kelvin (Tageslicht & Kunstlichröhre) und von vorne wird ein Tageslichtscheinwerfer (HMI) über einen Goldreflektor als Aufhellung auf die Schauspieler gelenkt, dessen Farbtemperatur auch eher bei 4600 Kelvin liegt. Eine Glühbirne von oben gibt mit 3600 Kelvin noch einen kleinen Akzent auf die Haare.

 

Lichtmix

Keine Regel ohne Ausnahme, natürlich gab es hin und wieder auch Kameraleute, die sich nicht ganz daran hielten und natürlich die Amateure, die einfach nicht wussten, dass man natürliches Tageslicht und das Halogenlicht aus dem Baustrahler (Kunstlichtfarbtemperatur) nicht so einfach mischen sollte, weil das sofort als "künstlich beleuchtet" auffiel.

Doch jenseits dieser ungeschriebenen Gesetze haben bestimmte Filmleuchten und Systeme einen anderen Umgang mit den Farbtemperaturen möglich gemacht. Während bei Halogen,- und HMI Licht immer klar definiert war und ist, dass es man entweder mit Kunstlicht,- oder mit Tageslichtfarbtemperatur zu tun hat und beide Lichtarten dann jeweils mit Korrekturfilterfolien (CTO oder CTB zum Beispiel) aneinander angepasst hat, eröffneten Fluoreszenzleuchten und LED Licht neue Möglichkeiten.

 

Fluoreszenz Mischlicht 2000

Je eine Tageslicht,- und eine Kunstlicht Röhre erzeugen zusammen eine Farbtemperatur von 4600 Kelvin

 

Ein klassischer Filmscheinwerfer hat einfach nur einen Brenner (Leuchtmittel), der entweder Tageslicht oder Kunstlicht erzeugen kann. Erst die Fluoreszenzleuchten (Leuchtstoffröhren) brachten Filmlicht an die Sets, welches von mehreren Leuchtmitteln parallel produziert wurde. Bei diesen gab es beispielsweise die Möglichkeit, sowohl Röhren mit Tageslichtfarbtemperatur als auch solche mit Kunstlichtfarbtemperatur einzusetzen. Und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Licht,- und Kameraleute auf die Idee kamen, etwa in Four,- Six,- oder Eight-Bank Leuchten beide Lichtarten nebeneinenander einzusetzen, also abwechselnd je eine Kunstlicht und eine Tageslichtleuchte.

Das Ergebnis war eine Farbtemperatur, die zwischen den beiden Lichtarten lag, also zum Beispiel 4500 Kelvin. Ein Licht das nicht so rötlich wie Kunstlicht und nicht so bläulich wie Tageslichtfarbtemperatur wirkte. Die Farbtemperaturen der unterschiedlichen Röhren mischte sich quasi in der Leuchte selber bzw. auf dem Weg zum Schauspieler. Innenaustatter haben solche Farbtemperaturen schon lange für Büros und Ladeneinrichtungen genutzt. Der Kontrast zum Tageslicht wird dadurch geringer und viele Farben werden besser wiedergegeben. Schmuckgeschäfte oder Grafikbüros bevorzugen solche Farbtemperaturen.

Fluoreszenzleuchten, zur Hälfte mit Daylight und zur anderen Hälfte mit Tungsten Röhren bestückt, werden auch "Salt and Pepper" genannt. Der Mix der beiden Farbtemperaturen erzeugt eine Farbtemperatur irgendwo dazwischen, also bei vielleicht 4500 Kelvin.

 

Mischlicht Seit 2 2000

Das weiche Aufhell-Licht welches genau gegenüber der Fensterseite platziert ist, wird von einem HMI Scheinwerfer erzeugt und über einen Reflektor mit Goldfolie weich reflektiert.

 

LED im Lichtmix

LED Leuchten mit Daylight und Tungsten LEDs die man im Verhältnis zueinander dimmen kann, machen es vor. Die Absicht, mit einer LED Leuchte unterschiedliche Farbtemperaturen erzeugen zu können, realisieren die Hersteller durch LEDs in den zwei Farbtemperaturen Kunstlicht (Tungsten) und Tageslicht (Daylight) die dann über Dimmer im Verhältnis zueinander gemischt werden können. Oder aber sie bestücken die Leuchten mit LEDs in RGB und können damit in einem noch viel größeren Bereich unterschiedlichste Lichtfarben erzeugen.

LED Scheinwerfer laden die Kameraleute ebenfalls dazu ein, mehr mit den Farbtemperaturen zu spielen. Das ganze ist nicht ganz risikofrei. So lange man mit einer Kamera arbeitet, kann man die Ergebnisse noch ganz gut kontrollieren, sind allerdings mehrere Kameras parallel im Einsatz, kann es durchaus sein, dass insbesondere bei LED Licht die Hauttöne bei den verschiedenen Kamerasensoren ganz unterschiedlich rüberkommen. EIn Risiko, das in der späteren Farbkorrektur viele Kopfschmerzen bereiten kann. Da sind die Fluoreszenzleuchten deutlich konstanter.

 

Selbstverständlich können auch Reflektoren, etwa mit einer Goldfolie, eine andere Farbtemperatur mit ins Bild bringen.

Ganz gleich, mit welcher Leuchtenart man arbeitet, die gemischten Farbtemperaturen sind inzwischen hoffähig geworden und sitzen in der Ausleuchtung vor allem im Szenischen Bereich (Spielfilm) neue Akzente. Dabei sind die Lager unter den Kameraleuten durchaus gespalten, es gibt sie weiterhin, die Verfechter der "reinen Lehre", die auf saubere Einhaltung der Farbtemperaturen achten, aber eben auch jene Kameraleute, die Zwischenstimmungen suchen und mit den Farbtemperaturen experimentieren.

 

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