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Ton spuelen Mikro 4000

Dieses Bild ist nicht ganz ernst gemeint, unter "Töne putzen" verstehen die Sound-Profis etwas anderes...

 

So seltsam es klingt, aber vor der Filmmischung müssen Tonspuren fast immer noch optimiert werden. Sound-Editoren arbeiten nach dem Ende des Bildschnitts, dem sogenannten "Picture Lock" daran, all die Schwächen des bereits im Feinschnitt mit dem Bild geschnittenen Originaltons zu beheben. In der Umgangssprache der Filmläute spricht man auch vom Töne putzen. Das ist ein aufwändiger, aber notwendiger Prozess, der ein geschultes Ohr und viel Knowhow erfordert. Und man muss sich stets darüber im Klaren sein, dass jeder Bearbeitungsvorgang das ursprüngliche Signal verändert.

 

Tonqualität verbessern

Einer der möglichen Optimierungsschritte ist die Rauschunterdrückung. Hierfür werden Software-Tools zur Rauschunterdrückung verwendet, um aus der Originaltonaufnahme Hintergrundrauschen zu reduzieren oder vollständig zu entfernen. Diese Tools können das Grundrauschen analysieren, daraus ein Rauschprofil erstellen und es digital von der eigentlichen Aufnahme subtrahieren. Dadurch verbessert sich die Klangqualität spürbar.

Nicht nur das Grundrauschen, auch der übrige akustische Hintergrund kann die Klarheit der Dialoge verschlechtern. Deshalb muss man Hintergrundgeräusche sowie sonstige Störungen entfernen, dies geschieht durch Bearbeitung, durch Noise-Gates oder auch durch Equalizer. Equalizer darf man nur sehr vorsichtig einsetzen, weil die herausgefilterten Frequenzen vermutlich nicht nur in der Hintergrundatmo, sondern auch in den Dialogen enthalten sind und dann auch dort fehlen. Eine solche Frequenzfilterung basiert darauf, dass man versucht, die Frequenzen des störenden Hintergrundgeräuschs zu identifizieren.

Dazu benutzt man parametrische Equalizer, bei denen man einstellen kann, an welcher Frequenz, mit welcher Breite und welcher Verstärkung oder Absenkung sie arbeiten sollen. Man stellt, um den betreffenden Frequenzbereich zu finden, zunächst den Gain hoch, man verstärkt ihn also und variiert dann die Frequenzwahl und die Bandbreite. Wenn die Störung immer lauter wird, hat man die Frequenz identifiziert. Danach kann man noch die Bandbreite optimieren und muss dann den Gain zurückdrehen und in den Minusbereich regeln, und zwar so vorsichtig, dass man die Audioqualität der Stimmen oder des gewünschten Signals möglichst wenig beeinträchtigt.

Ein weiteres klassische Tool sind sogenannte Noise-Gates, die reagieren auf Pegel und können so eingestellt werden, dass sie alles, was zwischen den Dialogteilen liegt, automatisch herabsenken oder sogar stumm schalten. Doch wie auch die Lösung mit dem Equalizer, bleibt ihr Einsatz in der Regel nicht unhörbar.

Moderner und weniger nachteilig ist das sogenannte Spektrale Editing. Bearbeitungswerkzeuge etwa von Isotope stellen das Audiospektrum grafisch dar. In dieser Darstellung werden auch ungewünschten Signale grafisch dargestellt und man kann sie wie in einem Grafikprogramm wegradieren. Mächtige DAWs (Digital Audio Workstations) wie ProTools bieten eine Menge Plugins an, mit denen solche Optimierungen vorgenommen werden können. Auf diese Weise lassen sich Hintergrundgeräusche isolieren und beseitigen, ohne das eigentliche Audiosignal zu beeinträchtigen.

 

Isotope 1 4000

Mit modernen Sound-Programmen sind erstaunliche Tonoptimierungen möglich. Das bedeutet allerdings nicht, dass man bei der Aufnahme am Drehort nachlässig sein sollte. Je besser das Ausgangsmaterial desto besser das Endergebnis.

 

Alternativton

Häufig ist der Originalton von einem im Schnitt verwendeten Take nicht optimal. Da können Störgeräusche wie Knistern, Knacken, Rascheln oder Brummen vorhanden sein, die von der Umgebung, der Lichttechnik, bei Lavaliers von der Kleidung etc. stammen. Oder wenn man Angelgeräusche oder Kabelklappern hört. Furchtbar wird das Stoffgeräusch, wenn sich beispielsweise zwei mit Lavaliers verkabelte Schauspieler*Innen sich umarmen. Sie suchen dann nach alternativen, Sätzen, Geräuschen aus verschiedenen Einstellungen manchmal nur alternativen Silben oder Wörtern. 

Dazu gehören auch Pops und Klicks, verursacht durch Atemgeräusche, Mikrofonbewegungen etc, Hier helfen, falls man die Teile nicht einfach austauschen kann, spezielle Plugins zur Glättung oder Entfernung von Transienten.

In all diesen Fällen suchen die Ton-Editoren in den Tonfiles der nicht verwendeten Takes nach besseren Aufnahmen um diese nach Möglichkeit auszutauschen. Oder sie suchen in den Nur-Tönen. Erst wenn alles nichts hilft, muss der betreffende Dialog nachgesprochen werden, also ADR bzw. Sprachsynchronisation genannt. Das verursacht natürlich Mehrkosten, deshalb sucht man erstmal nach anderen Lösungen.

 

Kameramikrofon-Ton

Im professionellen Ton kommt es eigentlich nicht vor, doch es hat schon alles an Material gegeben, was angeliefert wurde. Amateuren wird von der Industrie gerne eingeredet, man könne ein Richtkikrofon auf den Blitzschuh der Kamera stecken und damit hervorragenden Location-Sound aufnehmen. Das ist natürlich Unsinn, der Ton muss geangelt werden und / oder mit Lavaliermikrofonen abgenommen werden.

Wenn man trotzdem solch einen Kameramikrofon-Ton bekommt, ist es meistens eine mittlere Katastrophe. Das immer in Kameraachse ausgerichtete Mikrofon hatte natürlich meist viel zu viel Abstand und nicht in der Mitte des Bildes befindliche Personen viel schlechter aufgenommen. Um es ganz deutlich zu sagen,- solch ein Ton wird nie wirklich gut klingen. Hier versuchen die Sound-Editoren, trotzdem mehr herauszukitzeln.

Das erste Problem besteht darin, dass man nicht nur die Dialoge, sondern auch die Umgebungsgeräusche deutlich hörbar mit eingefangen hat. Das menschliche Gehirn kann Stimmen aus Umgebungsgeräuschen herausfiltern, so ein Mikrofon eher nicht. Hier gibt es allerlei Tools, die unterschiedlich professionell sind. Das reicht vom Adobe "Podcast Enhancer" über DaVinci Resolves "Dialogue Enhancer" bis hin zu dezidierten Tonreparatur-Tools wie iZotope RX 9 oder 10, oder auch Cedar DNS, wo man mit verschiedenen Equalizer Filtern die verschiedenen Probleme einzeln optimieren kann. Dazu gehören "De-Bverb", "De-hum" und "De-hiss". Die vorgenannten Programme liegen preislich höchst unterschiedlich, zu den preiswertere Tools in diesem Bereich gehört Brusfri.

Vor allem die automatisierten Tools sind nicht ganz unproblematisch, weil Stimmen danach oft etwas künstlich klingen. Manche haben da einen Regler, mit dem man den Grad des Eingreifens justieren kann, das muss man austesten, das Optimum liegt oft bei etwa 50%.

 

Letzte Lösung

Und dort, wo man wirklich nichts mehr reparieren kann, werden neutrale Atmos druntergelegt, werden Bewegungsgeräusche von Geräuschemachern nachgemacht und die Dialoge im ADR (Sprachsynchron) ersetzt. Oft werden auch verschiedene Alternativen parallel auf Spuren gelegt, damit man in der Tonmischung entscheiden kann, was am besten klingt. Mit derart gesäuberten und optimierten Tonspuren kann man beruhigt in eine professionelle Filmmischung gehen.

 

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