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Handyfilm quibi 2000

Susanne Batteux und Joachim R. Iffland in "Midsommar Stories", Episode PAX (Regie: Michael Chauvistré, Produktion: Allary-Film, Tv & Media)

 

Das Gleiche, nur kürzer und kleiner, so könnte man den Streamingdienst fürs Handy umschreiben. Doch nach nicht mal einem Jahr wird die Plattform zum Jahresende 2020 eingestellt. Was steckte dahinter? Dass unsere Smartphones schon lange auch zu Medienplayern geworden sind und dass wir da auch gerne in kurzen Pausen auf der Fahrt in den Öffis, an Haltestellen etc. Clips schauen, haben Jeffrey Katzenberg und Meg Whitman, beide Milliardäre, in Los Angeles zur Basis ihres neuen Geschäftsmodells gemacht.

Quibi hieß ihr Produkt und war ein weiterer Streamingdienst, der allerdings das Programm in kleine Häppchen zerlegt und nur für Smartphones konzipiert ist. Der Name leitet sich ab von "Quick Bites" (Kleine Häppchen) und soll den Konsum von Filmstückchen in Wartepausen erleichtern. An den Start ging der Dienst im April 2020 mit 24 Serien, die in jeweils etwa 10 Minuten lange ebensolche "Häppchen" zerlegt worden sind.

Für knapp 5 Dollar im Monat bekam man diese, mit Werbung versetzt, für 8 Dollar konnte man auch ohne Werbung schauen. Um eine gewisse Exklusivität herzustellen, haben Regisseure wie Steven Spielberg, Guillermo del Toro und Antoine Fuqua eigens Serien für Quibi hergestellt. Doch die sind kaum anders als Bekanntes, nur ein wenig mehr als Fastfood für die Augen.

 

Wie sah es aus?

Naja, so wie man das eben von anderen Videos, die man auf dem Handy anschaut, kennt. Besonders schmerzlich wird es, wenn in den kleinen Häppchen dann auch noch magisch schöne Landschaftsaufnahmen zu sehen sind, deren Anmutung im Mobiltelefon massiven Schaden nimmt. Da das Format auf Handy ausgelegt ist, gibt es auch stets eine Hochkantversion, bei der man meistens das Gefühl hat, viel zu dicht dran zu sein,- was ja auch stimmt, schließlich gibt das Querformat (wenn man die unbequemere Querposition mit dem Handy wählt) ja noch deutlich mehr Raum frei.

Da die aktuellen Serien bewusst für das Format konzipiert wurden, sind auch die Hochformat-Aufnahmen bei Drehen eingeplant worden. Das bedeutet schlicht, dass es immer nur eine wichtige visuelle Erzählebene gibt,- eben jene, die in das Hochformat passt. Visuell vielschichtiges Erzählen geht anders. Aber das wollte Quibi auch gar nicht, es ging um spannende, kleine Clips, die man zwischen all die anderen Ablenkungen des Alltages quetschen kann.

Immerhin gewann eine der Eigenproduktionen von Quibi, "#FreeRayshawn" sogar zwei Emmy-Awards.

 

Brauchte die Welt Quibi?

Offenbar nicht, denn das Geschäftsmodell ist gescheitert. Man darf annehmen, dass der Umstand, dass durch die Covid 19 Pandemie weniger Menschen weltweit zu ihren Arbeitsplätzen fuhren, Zeiten in denen sie sonst nach Vorstellung der Initiatoren Quibi hätten schauen können, mit dazu beigetragen hat, dass die gewünschten Abo-Zahlen nicht erreicht wurden. Allein im letzten Quartal 2020 verlor Quibi geschätzte 400.000 Abonnenten.

Doch der Hauptgrund für das Scheitern dürfte eher in der irrigen Annahme liegen, dass Menschen Filme vorzugsweise und vor allem ausschließlich auf kleinen Handy-Displays schauen wollen. Die Kunden hatten nämlich keine Möglichkeit, die bezahlten Filme auch Zuhause auf großen Bildschirmen anzusehen.

 

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