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Qualitätsfragen

Warum sind manche Seriendrehbücher schwächer als andere und warum stürzen manche Serien in den weiteren Staffeln ab? Leider entstehen die meisten Drehbücher für Reihen und Serien unter Zeitdruck. Vieles ist nicht einmal fertig, wenn der erste Drehtag naht und oft genug muss sogar an Hand von Treatments bereits besetzt werden,- ein eigentlich unmögliches Vorgehen. Man wundert sich manchmal, dass Serien, bei denen die erste Staffel sehr gut geschrieben war, in den folgenden Staffeln spürbar abbauen. Nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern weltweit. Preisgekrönte Serien wie "In Treatment" stürzen bereits ab der zweiten Staffel in die Bedeutungslosigkeit ab.

Woran liegt das? Nun es hängt sicher damit zusammen, dass man bevor eine Serie finanziert ist und gedreht werden kann, viel Entwicklungszeit investiert um die Bücher so zu gestalten, dass man damit die Finanziers, zum Beispiel HBO, Amzon Prime, Netflix oder auch ARD, ORF, arte, SRG, Sky oder ZDF zu überzeugen. Das heißt, an den ersten Drehbüchern wird am längsten geschrieben.

Wird dann eine Serie produziert, oder eine neue Staffel zugesagt, muss plötzlich alles ganz schnell gehen. Da kann es sein, dass die Zusage für eine neue Staffel im Februar kommt und im September soll bereits gedreht werden. Die Drehbuchautor*Innen,- meistens sind es kleine Teams von zwei, drei und mehr Personen, arbeiten dann zunächst an den Grundideen und entwerfen Exposés für die einzelnen Serienfolgen. kaum sind diese von Redaktion und Produktion abgesegnet, geht es an die Umsetzung der Drehbücher. Da ist dann für eine 60 minutige Reihenfolge vielleicht nur ein Zeitfenster von 2-3 Monaten gegeben, das ist sehr dünnes Eis verglichen mit der Zeit, die ein hochwertiges Drehbuch eigentlich benötigt. Diese Zeitbeschränkung hat dann auch zur Folge, dass verstärkt klischeehafte Figuren in den Drehbüchern auftauchen, für die Entwicklung komplexer Figuren fehlt dann meistens die Zeit. Klassiker des Seriengenres, wie etwa "Baywatch" hatten teilweise unterirdisch schlechte Drehbücher, die oft in nur 14 Tagen geschrieben werden mussten.

Oft bietet auch die Grundstruktur einer Serie also das Grundkonzept zu wenig, um daraus starke Handlungsstränge für mehrere Staffeln abzuleiten. Niemand der eine Pilotfolge oder Exposés für eine erste Serienstaffel entwirft, plant gleich für 60 und mehr Folgen. Trotzdem sollte man auch bei den ersten Schritten alle horizontalen Linien (das sind Erähllinen, die über alle Folgen hinweg erzählt werden) gut durchdenken und auch mögliche Wege in künftige Staffeln in Erwägung ziehen.

 

Teamwork

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Dabei ist ein wichtiger Unterschied zwischen dem Drehbuch für einen individuellen Spielfilm oder ein Fernsehspiel und Serien / Reihen, dass beim individuellen Film in der Regel ein Autor, eine Autorin oder maximal zwei Personen an dem Buch schreiben. Bei Serien und Reihen arbeiten allein schon wegen des enormen Pensums, Teams, der Begriff "Writers Room" stammt von dieser Arbeitsweise in der Gruppe. Sie alle setzen die Vorgaben einer "Serienbibel" um, welche zumeist ein-e Hauptautor*In (Headwriter) verfasst hat. Die darin enthaltenen Abläufe und die Handlungslinien sind verbindlich. Die einzelnen Drehbuchautor*Innen erledigen dann die Umsetzung zu Treatments und Drehbüchern einzelner Folgen.

Es gibt bei solchen Projekten auch ziemlich viele Regeln. So werden in Reihen ja stets individuelle Fälle oder Handlungen erzählt, gleichzeitig aber auch Inhalte, welche sich durch die verschiedenen Teile hindurch ziehen. Die individuelle Handlung der jeweiligen Folge wird als Vertikale Story bezeichnet, ihr werden mehr oder weniger 51 Minuten bei einem 60 minutigen Film gewährt. Die eher die Charaktere betreffenden, persönlicheren und sich durch die verschiedenen Folgen hindurchziehenden Anteile nennt man horizontale Struktur, hierfür gibt es lediglich 9 Minuten bei einem 60 Minuten Film. In dieser horizontalen Struktur liegen, wenn man sie tatsächlich kreativ nutzt und nicht einfach nur zwangsläufig mitschleppt, Chancen, Figuren tiefgründiger zu erzählen. Man kann ein Milieu, seine Protaginist*Innen genauer betrachten und auserzählen.

 

Serienbeginn

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Bei der ersten Folge eine Serie sollte man unbedingt versuchen, die Zuschauer möglichst schnell einzufangen. Man nennt das auch "Cold Open"oder Teaser, eine zwei bis drei Minuten lange Szene, in der man die Hauptfigur und den Ort der Handlung schon ein wenig kennenlernt und auch schon ahnt, wo der Hauptkonflikt liegen könnte. Das ist eine hohe Kunst, in nur kurzer Zeit die Filmfiguren sympathisch wirken zu lassen, Ihnen bereits einen Charakter zu verleihen und zugleich bereits ein auffälliges Geschehen zu platzieren. Dabei muss am am Anfang natürlich keine komplette Vorstellung des Charakters der Hauptfigur unterbringen, man braucht nur eine Idee davon zu vermitteln, die weiteren Vertiefungen efolgen dann im Verlauf der Handlungen. Es sind die Charaktere, welche die Handlung vorantreiben sollen und damit man an ihnen dran bleibt sollten sie wahrhaftig und vielschichtig sein. Von Folge zu Folge lernt man diese Figuren dann besser kennen und trotzdem müssen immer Geheimnisse bleiben, damit die Figur nie langweilig wird.

Dabei gelten ähnliche Regeln wie beim Spielfilm, man sollte darauf achten, dass die ZuschauerÌnnen Empathie oder vielleicht auch Sympathie für die Hauptfigur empfinden, damit sie dran bleiben. Moderne Serien haben immer wieder den Tabubruch geprobt, sich nicht an diese Regel zu halten. Ein legendäres Beispiel dafür ist die Opening-Szene von "House of Cards", in welcher Frank Underwood (Kevin Spacey) einen angefahrenen Hund umbringt, die Hauptfigur der Serie also maximal unsympathisch rüberkommt. In der Serienlandschaft als mutig gefeiert, hat diese Szene allerdings dazu geführt, dass Netflix gleich zu Beginn einen großen Teil der neuen Zuschauer der Serie verloren hat.

 

Handlungsstränge

In den Handlungssträngen sollte immer ausreichend Konfliktpotential enthalten bleiben, damit die Zuschauer gespannt bleiben. Im Idealfall ist das eine nicht so einfach zu beantwortende, komplexe Frage, welche man beantwortet haben möchte. Gleichzeitig muss man aber auch in einem gewissen Umfang Dinge wiederholen, damit auch Zuschauer*Innen die erst in einer späteren Folge einsteigen, der Serie folgen können. Also vorsichtige Wiederholungen und Recaps, (was bisher geschah) sind sinnvoll, im besten Fall baut man sie in die Handlungen ein. Serienbücher arbeiten mit mehreren Storylines parallel, das ist deutlich anders als beim Einzelstück (Spielfilm / Fernsehspiel) wo eine Haupthandlungslinie von ein paar Nebenhandlungen flankiert wird. Serienfolgen müssen immer das Vorher der letzten Folgen und das Hinterher der nächsten Folgen mit berücksichtigen.

Die einzelnen Folgen von Serien enden in der Regel mit einer starken Fragestellung, einem "Cliffhanger", bei dem sich die Zuschauer*Innen fragen,- wie es wohl weitergehen wird. Wie bei einem Drehbuch für einen Langfilm, sollte gegen Ende des ersten Akts einer Serie der Konflikt beginnen und die Anstrengungen der Hauptprotagonisten, mit diesem Problem umzugehen.

 

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