Requisiteure beim Film tragen nicht nur auffindbare oder entleihbare Gegenstände zusammen, mit denen sie die unterschiedlichen Drehorte glaubwürdig und lebendig wirken lassen, oft genug müssen sie auch Dinge selbst herstellen.
Viele Gegenstände, die sich Regie oder Ausstattung vorstellen, existieren so in der Realität gar nicht. Insbesondere im Fantasy- und Sci-Fi-Bereich spielen die gebauten Requisiten eine große Rolle. Gespenstische Räume, Höhlen, Kommandozentralen oder Raumschiffe stehen nun mal nicht so einfach irgendwo herum. Sie müssen gebaut werden. Viele Räume stehen real gar nicht zur Verfügung und wären als naturgetreuer Nachbau einfach unbezahlbar.
Manchmal sind es auch rechtliche Gründe, etwa wenn Produkte des täglichen Konsums als Fake-Marken von Requisiteuren nachgebaut werden, um Schleichwerbung zu vermeiden.
Alternatives Recycling
Technik-Schrott, alte Steuerpulte und Metallabdeckungen haben bereits 1984 Roland Emmerich bei seinem im Raum Stuttgart verwirklichten Film „Das Arche-Noah-Prinzip“ geholfen, mit kleinem Budget für die „Europäisch/Amerikanische Raumstation FLORIDA ARKLAB“ das richtige Space-Gefühl aufkommen zu lassen.
Da Requisiteure ständig die erforderlichen Gegenstände an die verschiedenen Sets transportieren müssen, spielt auch das Gewicht eine bedeutende Rolle. Ein Grabstein oder eine Statue aus mit Gips bezogenen Styropor kann die Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes erleichtern. Marmor oder andere Steinarten, aber auch Holz oder Keramik lassen sich relativ einfach nachbilden.
Manche Bilderrahmen, Uhren etc. sind zu schwer, um sie provisorisch und ohne Bohrlöcher an einer Zimmerwand anhängen zu können. Schließlich will man den Motivinhabern ja nicht die Räume ruinieren. Leichte Requisiten lassen sich einfach an die Wand kleben und spurlos wieder entfernen. In „Midsommar Stories“ wurde als Requisit in einem alten Bauernhaus ein präparierter Bilderrahmen eingesetzt, der nur wenige hundert Gramm auf die Wage bringt.
Manche Objekte müssen präpariert sein, weil sie in der Szene zerbrechen sollen, ohne dass jemand ernsthaft verletzt wird. In einer Episode der „Midsommar Stories“ zertrümmert Bauernsohn Edmund mit der Faust einen Badezimmer-Spiegelschrank. Die Requisiteure haben für die Szene die echten Glasscheiben gegen Zuckerglas-Scheiben ausgetauscht.
Die Unversehrtheit der Darsteller steht auch im Vordergrund bei allen Variationen von Nahrungsmitteln, die normal Sterbliche besser nicht essen sollten. Da werden vielerlei Insekten aus Gelatine, Marzipan, Eiweiß, Puderzucker und Lebensmittelfarbe nachgebildet.
Kunststoffschaum und Latex
Werden tote Tiere benötigt, so sind diese entweder präpariert (Tierpräparator) oder einfach nachgebaut. In „Liebe, Leben, Tod“ kam ein täuschend echter Nachbau eines toten Vogels zum Einsatz. In einer anderen Szene wurde eine Blumenwiese benötigt, doch statt Blumen hingen an kniehohen Blumenstielen Damenschuhe.
Dabei greifen sie häufig beim Anfertigen auf leichtere Materialien zurück, die sich zudem besser bearbeiten lassen. Styropor, Kunststoffschaum, Latex, Balsaholz und diverse Modelliermassen gehören zu den wichtigsten Materialien beim Nachbau.
Natürlich braucht man eine Menge Know-how, wenn man Materialien nachbilden, Gegenstände oder auch Lebendiges synthetisch erzeugen möchte. Verschiedene Spezialanbieter im Bereich Architektur- oder Kunst- und Bastelbedarf führen die wichtigsten Grundmaterialien. Das notwendige handwerkliche Geschick erwirbt man vor allem durch Praxis.
Styropor lässt sich leicht mit einem elektrisch beheizten Draht zurechtschneiden, Kunststoff, Latex oder Schaumstoffe helfen, organische Objekte nachzuformen. Modelliermassen kann man oft mit leicht beölten oder mit Vaseline eingefetteten Fingern besser und glatter formen. Trocknungsprozesse werden durch Wärmezufuhr, etwa durch eine Lampe beschleunigt. Viele Naturmaterialien (Federn, Stroh, Bast, Leder etc.) und sensibel angemischte Farben können den Realitätseindruck verstärken helfen.
Viele Baustoffe findet man auch deutlich billiger als im Spezialhandel, im Baumarkt. So ist Autokitt von Teroson zum Befestigen von Objekten aller Art ideal und deutlich billiger als die fast identischen Haftmaterialien aus dem Film- und Fotozubehör. Mit verschiedenen Grundstoffen (Sand, Sägemehl, Mehl, Keramikstaub) kann man sich Modelliermassen auch selbst zusammenmischen.
Links mit Rezepten:
Allerlei Rezepte zum Selbermischen: http://petra.rundums.net/freizeit/rezepte.html
Rezept Modelliermasse: http://www.figurentheater-winter.de/bau.html