MC18 NOV17x2

Open menu

Social Media Icons Shop 55

 

Vor fünf Jahren wurde das Mahnmal für die Ermordung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus eröffnet. Aktivisten, die sich für die Rechte der Sinti und Roma einsetzten, kämpften lange um kleine Erfolge. Es geht um die größte Minderheit Europas. Da sollte man meinen, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, ihre Belange mit ihren Vertretern auf Augenhöhe zu verhandeln.

Allerdings wird immer noch über die ethnische Gruppe gesprochen und nicht mit ihr. Und wenn sie Thema ist, dann viel zu häufig noch als Objekt von Fremdenhass, als fiktiver Feind einer fiktiven Volksgruppe. Wo ansetzen bei so viel Nachhilfebedarf?

 

Das Roma-Filmfestival Ake Dikhea? („Siehst du?“) legt nahe, zunächst mal das große, politische Ganze zu vergessen und Menschen kennen zu lernen. In Einzelschicksalen ist es begreiflich, was es bedeutet Roma zu sein. Die Filme wurden vorgeschlagen von Roma-Communities aus ganz Europa. Sie waren aufgefordert, Filme zu benennen, von denen sie sich richtig repräsentiert fühlen. In der Jury sitzen mit Hamze Bytyci und Damien Le Bas Roma, die auch für die Filmauswahl verantwortlich zeichnen.

 

Bytyci ist gleichzeitig Direktor des Festivals. Er engagiert sich seit Jahren als Aktivist, Performer und Filmemacher. 1990 schon musste er im Kirchenasyl in Tübingen darum kämpfen, dass seine aus dem Kosovo geflohene Familie in Deutschland bleiben durfte. Ihm kann das Festival eine Bestätigung in seinem Schaffen sein: durch das Interesse des Publikums an den Filmen und dem Rahmenprogramm.

 

 

An vier Tagen werden 10 Filme gezeigt. Die meisten sind dokumentarisch und lang. Dabei ist etwa Toto and his sisters, der sogar in Cannes Preise gewann und in dem das Leben eines Jungen in einem Bukarester Vorort, geprägt von Drogen und Kriminalität, dargestellt wird. Das Genre-Spektrum reicht vom Drama zu leichterer Kost. In Men with Balls bekommt der Bürgermeister eines ungarischen Dorfs Fördermittel um einen Tennisplatz zu bauen. Die Anwohner sind zunächst enthusiastisch. Doch peu à peu schälen sich die grundlegenden Probleme des Dorfes wieder heraus.

 

Für die Leser von movie-college.de besonders interessant sind wohl die beiden angebotenen Workshops. In Schau durch meine Augen werden Jugendlichen von 16 bis 20 Jahren die Grundlagen des Filmemachens vermittelt. Der zweite Workshop, Avoiding simples stories, ist filmtheoretischer Natur und behandelt die Repräsentation von Roma in Filmen. Letzterer findet auf Englisch statt und kostet 20€. Im Anschluss an beide können die Teilnehmer kostenfrei Toto and his sisters im Kino anschauen.

 

www.roma-filmfestival.com

Berlin, 19. - 22.10.2017

Screenings im Moviemento Kino, Kottbusser Damm 22

Workshops im Aufbauhaus, Prinzenstraße 84

 

 

Weitere neue Artikel

Wie Animatronics die phantastische Nähe bei Aufnahmen von Wildtieren erst möglich machen

Der Film hatte mehrere Erfinder. Das was im November 1895 im Berliner Wintergarten passierte, war der Beginn der Deutschen Filmgeschichte.

Die ersten Filmscheinwerfer waren furchtbar, doch die Schauspieler*Innen ließen sich nichts anmerken

Handys sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, wie finden sie Eingang in Filme und Serien?

Wenn man über Schauspiel-Ikonen spricht, fällt ihr Name sofort. Was war das Erfolgsgeheimnis der beliebten Schauspielerin?

Worauf muss man bei Handgriffen (Handles) achten, um sauber aus der Hand drehen zu können?

Zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag und dem 6. Januar liegen zwölf Nächte, welche die Fantasie auch von Filmemacher*Innen anregen...

Nicht allein die Kunst und die Kreativität haben den Fortschritt in den Medien voran getrieben. Es waren auch moralische Tabubrüche