Auch wenn die Besucherzahlen gegenüber dem Vortag etwas zurückgegangen waren, das Interesse war weiterhin groß. Nach wie vor bestens besucht der Nachwuchsbereich im Ergeschoss. Dabei haben diverse Stände attraktive Mitmach Angebote für Jugendliche wie Green Screen, Bühne, Radio, Filmstudio etc. installiert. All das hat nach wie vor eine große Attraktivität für junge Menschen. Von ergreifender Schlichtheit hingegen der Stand der Arbeitsagentur. Auch am zweiten Medientage-Tag waren einige spannende Panels im Angebot. Das gilt freilich nicht für alle Panels, manchmal sind auch welche darunter, die fast wie eine Werbeveranstaltung daher kommen und bei denen möglicherweise den Sponsoren der Veranstaltung Freiräume zur Eigendarstellung eingeräumt werden. Das ist nachvollziehbar aber nicht immer wirklich spannend. Zum Glück finden ja stets mindestens vier parallele Veranstaltungen auf den verschiedenen Bühnen statt, also ist immer für jeden etwas dabei, so konzentrieren wir uns lieber auf die interessanten Panels.
KI- Demokratie, Meinungsmacht und Verantwortung
In der Diskussion haben Prof. Dr. med. Alena Buyx, Dr. Wolfgang Kreißig, Dr. Katarina Barley und Moderator Albrecht Bähr gemeinsam über regulative Grenzen für die KI gesprochen, welche einerseits bereits sichtbare und künftige noch nicht augenfällige Bedrohungen durch die KI abwehren und sie andererseits nicht so einschränken, dass Europa sich gegenüber der restlichen Welt technologisch ins Abseits manövriert. Dabei standen vor allem Fragen der Desinformation, der Fake-News und Meinungsvielfalt im Mittelpunkt, welche bereits jetzt große Herausforderungen für die westlichen Demokratien bedeuten. Wie groß diese Bedrohung ist, spürte man an der deutlichen Sprache und Emotionalität die immer wieder in der Diskussion aufleuchtete. Da spielen natürlich auch die Sozialen Medien ein große Rolle und auch was mit ihnen geschehen kann wenn wie bei Twitter ein Milliardär den ganzen Laden kauft, umbenennt und von den wenigen vorherigen Schutzmechanismen befreit.
Wenn da die Idee einer übergreifenden Plattform aufkommt, auf der ausschließlich die Tatsachen, die Wahrheiten publiziert werden, quasi als Referenz für die Menschen, die sich den Meinungsmanipulationen entsziehen wollen, dann werdem damit zugleich die bisherigen Referenzen, wie etwa die ARD Tagesthemen, das Heute Journal, die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Alklgemeine, die Zeit etc. in ihrer Bedeutung in Frage gestellt. Wer soll denn bitte eine solche neue Plattform überwachen, die einzelne Nachricht oder Information als wahrhaftig absegnen? Die Diskussion hat auf jeden Fall viele Fragen aufgeworfen, an den Antworten darauf muss noch gearbeitet werden.
Blaue Panther
Der Blaue Panther, das Übrigbleibsel der einstigen bayerischen Fernsehpreise wurde am Vorabend als Teil der Medientage vergeben. Damit werden die besten für Fernsehen und Streaming produzeirten Filme, Sendungen und Beiträge des vergangenen Jahres ausgezeichnet. Auf dem Panel saßen neben Preisträger*Innen des NAchwuchspreises auch ein Vertreter der Fachjury, Prof. Dr. Klaus Schaefer, der über die Juryarbeit und Beweggründe der Vergabe berichtete. Den Begriff Nachwuchs betrachtete die Jury als dynamisch, bis etwa 40 könne man noch in diese Kategorie fallen, man dürfe natürlich nicht bereits seit Jahren erfolgreich und prominent sein. Regisseurin Chiara Grabmayr und Hauptdarsteller Jakob Schreier die zugleich Co-Creators sind, wurden für die 2. Staffel ihrer Serie "FETT UND FETT" ausgezeichnet. Klaus Schaefer erläuterte, dass im Gegensatz zu den früheren bayerischen Fernsehpreisen, der Nachwuchspreis der einzige noch dotierte (10.000 €) Blaue Panther sei.
Die Regisseurin und der Hauptdarsteller berichteten von dem langen, acht Jahre andauernden Weg dieser Serie, die anfänglich ohne Finanzierung und auf Vimeo präsentiert wurde. Da braucht man schon einen sehr langen Atem. Das Projekt wurde ganze drei Male dem ZDF eingereicht, also zwei Mal abgelehnt und die Preisträger*Innen berichten, wie es sich nun anfühlt, das ganze auch finanziert und erfolgreich realisiieren zu können. (Trimafilm GmbH in Koproduktion mit Network Movie Film- und Fernsehproduktion für ZDF Redaktion Das kleine Fernsehspiel für ZDFneo).
Golden Girls
Natürlich sind die Medientage stets auch ein Ort, an dem Interessensgruppen auf ihre Anliegen aufmerksam machen wollen. Und häufig sind diese Anliegen auch so wichtig, dass es lohnt, diesen eine solche mediale Plattform zu geben. "Golden Girls" war der Subtitel einer Veranstaltung bei der auf ein seltsames Missverhältnis in der öffentlichen Wahrnehmung von Frauen zwischen 45 und 60 und ihren gleichaltrigen männlichen Kollegen hingewiesen wurde, ein Thema welches auch im Movie-College in der Vergangenheit mehrfach angesprochen wurde.
In der Medienbranche zeigt sich ein massiver Gegensatz, wie Frauen und Männer jenseits der 45 besetzt werden. In Filmen spielen Männer ohne jede Beeinträchtigung die angeblich attraktiven Partner jüngerer Frauen, während ihre gleichaltrigen Kolleginnen schlicht kaum mehr vorkommen. Erst ab 60 tauchen sie dann wieder als Film-Großmütter quasi als Funktionsträgerinnen, wieder auf.
Die Eigenständigkeit, die Individualität, die Attraktivität, Erfahrung und Kraft dieser Altersgruppe wird in den wenigsten Filmen adäquat gezeigt, sie tauchen bestenfalls als betrogene Ehefrauen oder als plötzliche Witwen, welche die Firma des verstorbenen Gatten weiterführen müssen, im deutschsprachigen Fernsehen auf.
Überall sei die Rede von Diversität in allen Richtungen, was aber die Präsenz dieser weiblichen Altersgruppe angehe, so existiere diese viel zu wenig. Die Journalistin Silke Burmester, die sich mit Schauspielerin Gesine Cukrowski und anderen zu einer Initiative zusammengeschlossen hat, fordert hier radikale Veränderungen. Gesine Cukrowski hat die Filme der Degeto gewissenhaft geprüft,- dort kommen auf sieben Männer ab 50 nur drei Frauen, ein Umstand, den man verändern müsse, so Silke Burmester. Auf ihrer Webseite www.palais-fluxx.de erfährt man mehr über ihre Kampagne, an der sich Andrea Sawatzki, Maria Furtwängler, Nina Kunzendorf und weitere Schauspieler*Innen beteiligen.
Hier geht es zu unserem Video über die Medientage