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In der großen Ära des amerikanischen Zeichentricks avancierten einige der animierten Figuren zu echten Stars. Wer kennt sie nicht, all die Trickfiguren, meistens Tiere mit allzu menschlichen Eigenschaften und stets in Schwierigkeiten und meistens unverwüstlich. Meistens waren es Tiere, die in den Zeichentrickfilmen Abenteuer erleben durften, im Grunde genommen so etwas wie eine moderne Fortführung der klassischen Fabeln, in denen Tiere mit menschlichen Eigenschaften auftraten. Die Tiere in den Zeichentrickfilmen erhielten die gleichen haptischen und handwerklichen Fähigkeiten wie Menschen, ähnliche Emotionen, Ängste, Wünsche und Sehnsüchte. Dabei behielten sie ihr tierisches Äußeres nicht selten auf überspitzte Weise.

Den Zuschauern erlaubten diese tierischen Helden, ihre Wünsche, Werte und Alltagsprobleme in einer abstrahierten Zeichenwelt gespiegelt zu sehen. Damit waren sie Fluchtpunkt von der Wirklichkeit und Testarena für die eigenen Konflikte. Nur wenige Zeichenfiguren der großen amerikanischen Ära des Zeichentrickfilms waren menschliche Figuren, die Tiere überwogen deutlich. Einige waren Hauptfiguren, andere eher Nebendarsteller. Was ist aus ihnen geworden?

 

Mickey Mouse & Friends

Die Zeichentrick- Maus von Walt Disney ist vermutlich die bekannteste und zugleich älteste Zeichentrickfigur, die es zu Berühmtheit gebracht hat. Es gab die Zeichentrick Maus bei Disney bereits Mitte der Zwanziger Jahre in diversen kurzen Trickfilmen, doch wirklich aufgefallen ist sie erst 1928 in Steamboad Willie. Bereits in diesem Film, übrigens dem ersten Zeichentrickfilm mit Ton, gab es einen Auftritt von Mickeys Dauergegener, dem Kater, der damals noch Black Pete und später dann Kater Karlo hieß.

Zuvor hatte Disney übrigens bereits erfolgreich einen Zeichentrick-Hasen vermarktet, den er "Oswald the Lucky Rabbit" nannte. Die Maus wollte Walt Disney ursprünglich Mortimer nennen, ließ sich dann aber von seiner Frau zu Mickey überreden. Das Aussehen von Mickey entwickelte sich schnell. Die Ohren wurden verändert, sie bekam Handschuhe, eine Hose mit zwei Knöpfen etc. Nachdem Mickey Ende der Zwanziger und vor allem in den Dreißigerjahren als Hauptfigur große Erfolge feiern konnte, wurden nach und nach andere Figuren des Disney-Imperiums wie der 1934 erschaffene Donald Duck immer beliebter bei den Zuschauern. Die Familie wurde dann nach und nach um Tick, Trick und Track, Daisy Duck und Dagobert Duck erweitert.

1940 hatte Mickey dann als Zauberlehrling in "Fantasia" noch einmal einen Gastauftritt. Vor allem das Merchandizing aber auch die Comic-Reihen brachten mit der Figur enorme Gewinne, die bis heute anhalten.

 

Bugs Bunny & Friends

Die Figur des Trickfilm-Hasen war nach drei vorsichtigen Vorläuferfilmen mit verschiedenen Prototypen 1940 geformt und war vermutlich inspiriert von einer Walt Disney Figur aus dem Film "Die Schildkröte und der Hase" von 1935. Als sein Erfinder gilt Bob Givens der auch an anderen Trick-Figuren wie Daffy Duck sowie Tom und Jerry mitgearbeitet hat.

Mit der Figur wurden 150 Trickfilme erschaffen, produziert wurden sie von Warner Brothers. Anfänglich waren sie für das Kino konzipiert und später in Form einer Bugs Bunny Show ab 1960 für das Fernsehen. Hier kamen weitere Trickfiguren hinzu, darunter Daffy Duck, Sylvester und Tweety, Elmer Fudd, Foghorn Leghorn Henry, Speedy Gonzales, Porky Pig,- man orientierte sich offensichtlich an anderen, bei der Konkurrenz erfolgreichen Tiergattungen (Kater: Tom, Ente: Donald Duck, Maus: Jerry etc.) als Trickfiguren. Die meisten Filme wurden bis 1964 produziert. In modernen Kino-Spin-Offs tauchte Bugs Bunny bis in das Jahr 2003, z. B. Looney Tunes: Back in Action (2003) immer wieder auf. 2020 feierte der Hase sein 80 jähriges Jubiläum.

 

Familie Feuerstein / The Flintstones

Die Abenteuer zweier Steinzeit Familien, rund um Fred Feuerstein, seine Frau Wilma sowie die befreundeten Nachbarn Betty und Barney wurden von zwei durchaus in der Animationsbranche bekannten Größen produziert, nämlich von William Hanna und Joseph Barbera. Besonderes Kennzeichen der kreierten Steinzeit-Welt,- viele aus dem heutigen Alltag bekannte Annehmlichkeiten werden in der Steinzeit-Welt der Feuersteins von Tieren geleistet. Zwischen 1960 und 1966 entstanden 160 Folgen der Flintstones und bis zum Aufkommen der Simpsons galt die Serie als die erfolgreichste Zeichentrickserie aller Zeiten. Die legendäre Titelmusik ist übrigens ein Adagio von Ludwig van Beethoven.

 

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Tom & Jerry + Friends

Der Klassiker. Tom, ein Kater versucht unermüdlich und natürlich vergeblich, Jerry, die Maus die ausgerechnet im gleichen Haus wie Tom lebt, zu fangen. Zwischen 1940 und 1967 wurden über 160 Abenteuer in Form von Kurzfilmen, die ursprünglich für das Kino gedacht waren, produziert. Die Zeichentrickserie erhielt sieben Oscars. William Hanna und Joseph Barbera führten Regie bei den in den MGM Trickfilmstudios produzierten Filmen. Da MGM seine Trickabteilung 1957 auflöste, wurden die danach animierten Folgen zunächst von von Eugene Deitch in Prag produziert, und ab 1963 bis 1967 von Chuck Jones und Les Goldman. Dabei passte sich das Setting der Serie auch den sich verändernden gegebenheiten in den USA an. So wurde Kater Tom ursprünglich von der schwarzen Haushälterin Mammy Two-Shoes gehalten, die schreckliche Angst vor Mäusen hatte. In den Sechziger Jahren wurde aus ihr eine ebenso Mäusephobische weiße Hausfrau. In den sechziger Jahren wurde für die Filme immer weniger Budget zur Verfügung gestellt, was man auch an der Qualität der Animationen und Geschichten erkennen konnte.

In den älteren Tom & Jerry Filmen sah man die Menschen stets nur aus der Tierperspektive, häufig nur den Unterkörper und keine Gesichter. Dieses Prinzip wurde später aufgegeben. Das Serienende strahlt eine gewisse Niedergeschlagenheit bei den Machern aus. Tom und Jerry sind aus verschiedenen Gründen deprimiert und begehen auf den Schwellen der Gleise einer Bahnstrecke Suizid. Der Zug, der sie erfasst wird zwar nicht gezeigt, doch dass eine speziell auch für Kinder programmierte Serie ein derart deprimierendes Ende findet, ist in der Filmgeschichte äußerst ungewöhnlich und rätselhaft. In all den Folgen zuvor sind Tom und Jerry so oft von herabstürzenden Gegenständen, sie überrollenden Autos etc. erfasst worden und wieder aufgestanden, dass man als Fan hoffen darf, dass sie selbstverständlich weiterleben. In den Herzen der Fans sind sie ohnehin unsterblich.

Als in den 60er Jahren die Konkurrenz des Fernsehens gegenüber den Kinos übermächtig wurde, ließen die Kinos aus Kostengründen die häufig animierten Vorfilme weg. Letztendlich ging damit eine wichtige Finanzierungsquelle für die Studios verloren.

Die große Zeichentrickära der USA ging in den 60er Jahren langsam zu Ende. Doch ihre Helden werden vermutlich  ewig ihre Abenteuer auf den Screens dieser Welt bestehen.

 

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