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Mur und Schlossberg in Graz 2000

 

Dienstag, den 19. März, startete in Graz die Diagonale 2019, das Festival des österreichischen Films. Bis Sonntag wird in der steirischen Hauptstadt ins Kino gegangen, getischlert, gefeiert, diskutiert, prämiert. Seit 1998 findet die Diagonale statt und wie auf der Website zu lesen ist, ist das Ziel der Veranstalter eine „[…] differenzierte, vielschichtige und kritische Auseinandersetzung mit dem heimischen Kino sowie dieses Filmschaffen stärker in die mediale Aufmerksamkeit und damit in den öffentlichen Diskurs zu rücken.“

 

Als diesjähriger Eröffnungsfilm wurde "Der Boden unter den Füßen" (AT 2019) von Marie Kreutzer gewählt, der im Februar auf der Berlinale seine Premiere feierte. Das Programmangebot gliedert sich in den Filmwettbewerb, bestehend aus 112 aktuellen österreichischen Spiel- und Dokumentar-, sowie Kurz-, Animations- und Experimentalfilmen, und den Spezialprogrammen. Unter dem Titel Über-Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en) versammelt das Spezialprogramm Filme verschiedenster Länge und Entstehungszeit zum Thema Weiblichkeit und Frauenbild. Mehr als zehn mit dem österreichischen Film vertraute Persönlichkeiten wurden eingeladen jeweils ein bis zwei Filme zu diesem Thema auszuwählen.

 

In der Reihe Zur Person widmet sich die Diagonale’19 dem Schauspieler und Gastronom Hanno Pöschl. Gegenübergestellt werden österreichische Filme mit internationalen Produktionen im Programm In Referenz, sozusagen als filmischer Dialog.

 

Außerdem wird das Werk von Ludwig Wüst durch eine dreiteilige Retrospektive beleuchtet. Dreiteilig deswegen, da Wüst als Tischler, sowie als Theater- und Filmregisseur tätig ist. So findet am Mittwoch ein Holzworkshop statt, am Donnerstag kommt Wüsts Inszenierung von August Strindbergs Fräulein Julie im Schauspielhaus Graz zur Premiere, während sein filmisches Werk in den Kinos von Graz gespielt wird. Unter anderem sein jüngster Film Aufbruch.

 

Eindrücke

Schubert Kino Graz 2000

 

Zwei Hauptthemen der Diagonale‘19 lassen sich rückblickend ausmachen. Zum einen der Blick auf Frauen in der Kunst, zum anderen die Kritik an der amtierenden ÖVP/FPÖ-Regierung in Österreich.

 

10 der 23 Preise (darunter Bester Spielfilm, bester Dokumentarfilm, bester Kurzspielfilm und bester innovativer Film) gingen an weibliche Filmschaffende. Auch die Themen der Filmauswahl selbst, sowie das Historische Special mit dem Titel Über-Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en) lassen keinen Zweifel daran, dass es an weiblichen Filmschaffenden in Österreich nicht mangelt.

 

Zudem haben sowohl in >Chaos< von Sara Fattahi, Gewinner der Kategorie Bester Spielfilm, wie auch in Nathalie Borgers >The Remains – Nach der Odyssee<, Gewinner der Kategorie Bester Dokumentarfilm, die Protagonisten mit den verschieden gearteten Folgen des Krieges im Nahen Osten zu kämpfen. So war die Preisverleihung und die Filmauswahl auch eine politische Botschaft. Im Titel des Diagonale-Trailers lässt sich in diesem Sinne so etwas wie ein Festivalmotto lesen: >Nationalismus ist Gift für die Gesellschaft<. (Der Film Von Johann Lurf ist hier anzusehen: http://www.diagonale.at/category/types/videos/)

 

Besonders beeindruckte die reiche Auswahl an österreichischen Dokumentarfilmen. Zum Beispiel im Fall von >Die Tage wie das Jahr< des Regisseurs Othmar Schmiderer. Dass der Film anregte ließ sich an den Zuschauerreaktionen, sowie dem ungewöhnlich langen Q&A nach dem Film deutlich erkennen. Der Film zeigt das Leben, vielmehr die Arbeit, auf einem Hof im Waldviertel (Niederösterreich). Die Kamera begleitet Gottfried und Elfie, das Ehepaar, die Besitzer des Gehöfts, ein Jahr lang bei ihren verschiedenen Arbeiten. Beim Melken, beim Jäten, beim verkaufen ihrer Käsesorten am Markt. Schnell spürt man, dass die Verbindung zwischen Land, Tier und Mensch und der dazugehörende Respekt hier von Wichtigkeit sind. Das Ehepaar stand dem Publikum nach dem Film zu Fragen bereit und hatte dafür seit 30 Jahren zum ersten Mal wieder den kleinen Ort im Waldviertel verlassen. Sie sind ein Beispiel dafür, dass es eine andere Art zu leben gibt, die man als von Konsummöglichkeiten umgebener Stadtbewohner oft vergisst, aber vielleicht doch auch oft vermisst.

 

Ein weiterer Dokumentarfilm, der an dieser Stelle erwähnt werden soll, ist >Sie ist der andere Blick< von Christiana Perschon, die dafür mit dem Preis für die beste Bildgestaltung in einem Dokumentarfilm prämiert wurde. Auf Super 8 gedreht zeigt der Film fünf österreichische Künstlerinnen schon bereits höherem Alters: Renate Bertlmann, Linda Christanell, Lore Heuermann, Karin Mack, Margot Pilz und ihre momentanen Projekte. Das geschieht unaufdringlich, in aller Ruhe und Zeit, die diese Kunstwerke brauchen. Manchmal aus dem Off, manchmal im Bild hört man die Künstlerinnen über ihr Leben und ihre Karrieren berichten. Teilweise entrüstet, teilweise belustigt, teilweise ernüchtert und teilweise kampfeslustig erzählen sie von den Schwierigkeiten, die sie als Frauen in der Kunst, im Kunstbetrieb, überwinden mussten.

 

Preisträger 2019

Preisverleihung im Orpheum 2000

 

Bester Spielfilm:
Sara Fattahi für Chaos

Bester Dokumentarfilm:
Nathalie Borgers für The Remains – Nach der Odyssee
 
Bester innovativer Film, Experimental- oder Animationsfilm:
Jennifer Mattes für Wreckage takes a holiday

Bester Kurzspielfilm:
Raphaela Schmid für ENE MENE
 
Bester Kurzdokumentarfilm:
Johannes Gierlinger für Remapping the origins
 
Bester Nachwuchsfilm:
Nicolas Pindeus für Zufall & Notwendigkeit

Beste Schauspielerin:
Joy Alphonsus für JOY

Bester Schauspieler:
Simon Frühwirth für NEVRLAND
 
Beste künstlerische Montage Spielfilm
Peter Schreiner für Garten

Beste künstlerische Montage Dokumentarfilm
Arthur Summereder für DIE TAGE WIE DAS JAHR
 
Beste Bildgestaltung Spielfilm:
Klemens Hufnagl für Bewegungen eines nahen Bergs
Beste Bildgestaltung Dokumentarfilm:
Christiana Perschon für Sie ist der andere Blick
 
Bestes Sounddesign Spielfilm:
Pia Dumont für ANGELO
Bestes Sounddesign Dokumentarfilm:
Florian Kindlinger für Erde
 
Bestes Szenenbild
Andreas Sobotka und Martin Reiter für ANGELO


Bestes Kostümbild
Carola Pizzini für JOY
  
Preis „Außergewöhnliche Produktionsleistungen“:
Mona Film für Womit haben wir das verdient?

und
Planet Watch – Film and Video Productions für Manaslu – Berg der Seelen
 
Kodak Analog-Filmpreis:
Leena Koppe (Kamerafrau Der Boden unter den Füßen)

Publikumspreis der Kleinen Zeitung:

Jakob Brossmann und David Paede für GEHÖRT, GESEHEN – Ein Radiofilm

Bestes Drehbuch (Thomas Pluch Hauptpreis):

Christian Frosch für Murer – Anatomie eines Prozesses

Drehbuch-Spezialpreis der Jury:

Gregor Schmidinger für Nevrland

Bestes Drehbuch für kurze oder mittellange Kino-Spielfilme:

Albert Meisl für Die Schwingen des Geistes

 

Für das Movie College vor Ort war Roman Neider-Olufs, von dem auch die Fotos stammen.

 

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