Werkzeuge der Lichtgestaltung
Licht setzen bedeutet nicht nur Helligkeit, sondern auch Abschattung, Abmilderung. Abdeckfahnen oder kurz Flags, sind wichtige Werkreuge hierfür. Wann immer wir in der Fotografie oder mehr noch im Film, leuchten, geht es um die richtige Steuerung und Verteilung von Licht. Nichts ist schlimmer, als wenn wir alles einfach nur hell machen. Der Horror jeder Lichtgestaltung ist im Grunde genommen der 1000 Watt Halogen-Baustrahler aus dem Baumarkt, der jeden Raum einfach nur hell macht. Tatsächlich wollen wir verschiedene Bestandteile des Filmbildes je nach Farbe, Helligkeit und Bedeutung, unterschiedlich behandeln.
Wenn wir beispielsweise eine Person beleuchten, wollen wir vielleicht nur das Gesicht oder genauer gesagt vielleicht nur eine Gesichtshälfte beleuchten. Das weiße Hemd, welche die Person trägt, soll aber möglichst nicht von dem im Idealfall weichen Licht getroffen werden. Hier kommen nun Abdeckfahnen zum Einsatz mit denen man die Helligkeit des Lichts dort wo die Kleidung beginnt, reduzieren, und auch den Verlauf zwischen Licht und Schatten in der Position bestimmen kann.
Abdeckfahnen/Flags
Will man Licht möglichst vollständig fernhalten, so verwendet man vollständig mit schwarzem Molton bezogene Flags. Diese können unterschiedlich groß sein und helfen, beispielsweise zu verhindern, dass vom Scheinwerfer Streulicht auf eine Wand fällt. Sie können auch helfen, indem man sie neben die Filmfigur stellt, Streulicht auf einer Gesichtshälfte zu minimieren, man nennt das dann Negativ-Fill, so etwas wie ein Negativ-Reflektor.
Cutter
Für bestimmte Aufgaben haben diese Abdeckfahnen auch besondere Formen und Varianten. Gerade wenn es darum geht, einen bestimmten schmalen Lichteinfall abzudecken oder in Räumen, die wegen geringer Bauhöhe (Neubau) nicht genug Platz für normale Flags bieten, trotzdem Flags verwenden zu können, sind die Cutter gefragt. Manchmal sind sie sehr schmal und lang, dann nennt man sie Cutter. Zum Beispiel 10 X 42 Zoll oder 24 X 72 Zoll.
Floppy Cutter
Hierunter versteht man Flags, an denen zumeist noch einmal die gleiche Fläche der eigentlichen Flag an Moltonstoff mit Klettverschlüssen befestigt ist, welche man im Bedarfsfall lösen und damit die Abschattungsfläche verdoppeln kann.
Silk Flags
Wenn Flags statt mit Gaze zum Abschatten und Reduzieren von Helligkeit, mit weißem Stoff bezogen sind, nenen wir sie "Silk Flags". Sie haben dann die Aufgabe als Diffusor zu fungieren, also hartes Licht weicher zu machen. Auch hier gibt es vollständig gerahmte oder auch einseitig offene, "Open End Silk" Flags. Auf der untersten Abbildung dieser Seite sind sowohl "Open End Silk Flags" (Weiß) als auch "Open End Scrim Flags" (Schwarz) zu sehen.
Allen professionellen Flags ist gemeinsam, dass ihr Metallrahmen in einer kurzen, angeschweißten Stange endet, welche man in einem Gobo-Head befestigen kann. Durch die Kombination mit dem Gobo-Head kann man die Abdeckfahnen in jede Position drehen, kippen oder neigen. Wird der Gobo-Head dann auf ein Stativ oder einen Magic-Arm angebracht, lässt sich die Flag/Fahne praktisch überall im Filmset platzieren.
Scrim Flags
Je nach Situation will man vielleicht das gesamte Licht in einem Bereich abschatten, dann nimmt man eine mit Molton bespannte Abdeckfahne. Vielleicht will man das Licht aber nicht völlig abdecken, sondern nur in der Helligkeit abmildern. Dann verwendet man Fahnen, die mit einer weißen oder schwarzen Gaze bezogen sind, so genanntem Scrim. Je nach Dichte reduzieren diese Flags die Helligkeit, ähnlich wie es ein ND Filter (Nutrial Density) vor dem Objektiv oder als ND Folie vor dem Fenster tun würde.
Open End Scrim
Man unterscheidet hier vollständig gerahmte Flags, bei denen man, etwa wenn man damit die Kleidung einer Filmfigur abdunkeln möchte, stets einen Rand sieht, weil der Metallrahmen ja die Gaze einfasst. Für diesen Zweck verwendet man besser "Open End Scrim", also Fahnen bei denen der Metallrahmen wie ein Bügel an einer Seite fehlt und dadurch ein direkter Übergang vom Scrim möglich ist.
Wirklich preiswert sind die praktischen Lichthelfer leider nicht. Die Anbieter wie Avenger, Manfrotto oder Matthews, welche vermutlich ohnehin ein und derselben Herstellung entspringen, lassen sich die Flags fürstlich bezahlen. Dafür sind sie aber ungemein praktisch und von einem professionellen Filmset eigentlich nicht weg zu denken. Aber sie sind auch empfindlich und sollten im Drehalltag möglichst an einem sicheren Ort aufgehoben und nicht irgendwo zwischen Lichstative in den Licht LKW geworfen werden. Die Bespannungen können schnell Schaden nehmen. Ein robuster, schmaler und großer Karton (etwa vom letzten Fernseher,- oder Mountainbike-Kauf) kann hier Wunder wirken.