Alles ist relativ in der wunderbaren Welt der Eigenbau-Schnittrechner. Was vor drei Jahren noch als superschnell galt und superteuer war, ist heute deutlich preiswerter oder aber auch längst abgehängt. Die Benchmarks, die Tests,- eigentlich ist der Rechner bereits veraltet, wenn man ihn denn zusammengebaut hat oder?
Langsam, langsam, ganz so ist es auch nicht und außerdem kann man viel Geld sparen, wenn man weiß worauf es ankommt und was verzichtbar ist und was nicht. Hier findet Ihr eine Schritt für Schritt Anleitung zum Zusammenbau, aber auch Infos zu den verwendeten Komponenten. Ganz wichtig: Damit man nicht durch die statische Aufladung der Haut elektronische Bauteile beschädigt, sollte man, bevor man irgendwelche Platinen, Prozessoren oder Arbeitsspeicher anfasst, eine Heizung oder Wasserleitung anfassen, um sich zu entladen. Profis tragen sogar ein geerdetes Armband bei der Arbeit, damit sie permanent spannungsfrei sind.
Gehäuse
Das Gehäuse eines Schnittrechners darf ruhig etwas größer sein und sollte ein ordentliches Kabel-Management haben, also ausreichend Platz und auch Schächte und Klemmen mit denen man die Kabelbäume, die notwendig sind, etwa vom Netzteil oder vom Motherboard, sauber zu verlegen. Außerdem sollte das Gehäuse schallgedämmt sein, viele Schächte für Festplatten etc. besitzen und ausreichend viele und leise Lüfter besitzen um die warme Luft aus dem Inneren des PCs nach Außen zu befördern.
Wofür ein gutes Kabelmanagement überhaupt wichtig ist? Nun damit keine Kabelknäuel die ordentliche Durchlüftung im Gehäuse behindern, die Prozessoren werden nämlich ziemlich warm um nicht zu sagen heiß. Als erstes sollte man all die Kabel, die vom Gehäuse stammen, sauber verlegen, dorthin, wo sie auch beim gewählten Motherboard eingesteckt werden müssen.
Netzteil
Zu einem aufgeräumten Computer gehört übrigens auch ein Modular aufgebautes Netzteil. Das bedeutet nämlich, dass man nur die Kabelstränge an den Buchsen im Netzteilgehäuse einsteckt, die man benötigt. Der modulare Aufbau hat noch einen weiteren Vorteil,- geht das Netzteil mal kaputt, was häufiger vorkommt als man denkt, so muss man nicht die ganze Verkabelung wieder aufmachen und die Kabelstränge neu verlegen, sondern nur die Stecker am Netzteil herausziehen und das defekte Netzteil im Netzteilgehäuse gegen ein neues auswechseln.
Das Netzteil sollte eine möglichst hohe Effizienz haben und ausreichend Leistungsreserven. Also bitte stets eine höhere Leistung wählen, als die Summe des Strombedarfs von Prozessor, Motherboard, Lüftern und Festplatten.
Billige Netzteile haben statt der Buchsen übrigens einfach einen dicken Kabelbaum, aus dem auch viele Kabel herauskommen, die man möglicherweise gar nicht benötigt. Hat man solch ein billigeres Netzteil, sollte man alle Kabel, die man nicht benötigt, gleich mit Kabelbinder platzsparend in den Nähe des Netzteilgehäuses zusammenschnüren. Das hilft um die Übersichtlichkeit zu erhöhen und verhindert Kabelsalat. Bei den teureren Netzteilen mit Anschlussbuchsen kann man die nicht benötigten Kabelbäume einfach weglassen.
Verkabelung
Die Kabel für die Stromversorgungen zum Beispiel des Motherboards oder auch der Festplatten, Lüfter etc. werden durch Öffnungen im Computergehäuse auf die Unterseite geführt, wo man sie möglichst sinnvoll zu den Stellen verlegt, wo sie benötigt werden. Diese sind u.a. abhängig vom Aufbau des verwendeten Motherboards. All das ist aufwändig, wird aber belohnt durch einen übersichtlichen und gut durchlüfteten PC.
Übrigens besitzen einige Gehäuse eigene Hubs, die mit Temperaturfühlern versehen, die Steuerung der Gehäuselüfter übernehmen. Es ist von Vorteil, statt direkt vom Netzteil den Strom zu den Lüftern zu führen, die Gehäuselüfter an diese Hubs anzuschließen, wo sie zentral die Lüfter steuern können. Dazu müssen noch ein Mehrpol-Stecker vom Hub zum Motherboard sowie ein weiterer für die Stromversorgung mit deinem der Sata-Stromstecker versehen werden.
Motherboard
Das ist quasi das Herzstück eines Rechners und entscheidet über viele Qualitäten die der Rechner besitzt. Die Größe des Motherboards sollt für einen Schnittcomputer nicht zu klein gewählt sein. Aktuell gibt es Mini-ITX (17 x 17 cm), Micro-ATX (24,4 x 24,4 cm) und ATX (30,5 x 24,4 cm). Bei einem ATX Motherboard gibt es vermutlich mehr Steckplätze und mehr Freiräume für indivduelle Anpassungen.
Für den Zusammenbau sollte man das Motherboard nicht gleich in das Gehäuse einbauen, sondern besser den Prozessor, Cooler und RAM außerhalb des Gehäuses komplett zusammenbauen. Danach erst kann das Motherboard in das Gehäuse eingesetzt werden.
Wählt man den Threadripper, so muss man ein Motherboard für AMD wählen, welches konkret den TR4 Sockel besitzt. AMD hat den Prozessor in einer so seltsamen Verpackung untergebracht, dass man sich fragt, ob die Hersteller schon mal etwas von Müllvermeidung gehört haben. In unserem Fall ließ sich die Box nur mit roher Gewalt öffnen. Dafür lässt sich der Prozessor, wenn man der Anleitung genau folgt, recht einfach in die vorgesehene Halterung einschieben und am Motherboard arretieren.
Prozessoren
Sucht man eine leistungsstarke Maschine kommt es natürlich auf die Anwendung an. Gerade bei Videoschnitt und Rendering ist die Anzahl der verbauten Kerne wichtiger als die Taktung. 6 – 8 Kerne genügen in der Regel für Videoschnitt. Hier kann man eine Menge Geld sparen, wenn man statt auf Intel auf AMDs Ryzen™ Threadripper™ 1950X Prozessors mit 3,4 GHz Basistakt setzt.
Das kann man momentan mit gutem Gewissen tun, früher hatte Intel deutlich die Nase vorne, aktuell ist das aber nicht so. Der 1950x hat 16 Prozessorkerne und damit jede Menge Leistung um aufwändige Schnittarbeiten zu bewältigen. Bei diesem Prozessor handelt es sich um die erste Generation der Threadripper, die neuere kommt mit bis zu 32 Kernen daher und ist aber auch massiv teurer.
Eine weitere Alternative ist der Threadripper AMD Ryzen Threadripper 2920X, der kleinste der zweiten Generation mit 12 Kernen. Egal, für welchen man sich entscheidet, ein leistungsstarker Kühler ist unerlässlich und kann die Lebensdauer des ganzen Systems deutlich beeinflussen.
Für die Leistungsfähigkeit des Schnittrechners ist in jedem Fall der Prozessor sehr entscheident. Hier muss man bei der Wahl der Komponenten eher den höheren Betrag investieren. In den Prozessor sollte mehr Geld investiert werden, als beispielsweise in die Grafikkarte.
Cooler
Die Kühlung ist bei solchen Hochleistungs-Prozessoren sehr wichtig. Dabei sind nur wenige Lüfter bzw. Wasserkühlungen für den TR4 Sockel geeignet. Auch haben nur wenige Läden diese passenden Kühler vorrätig,- AMD scheint hier schlicht die exotischere Variante zu sein. Also Augen auf beim Cooler- Einkauf.
Das war sicher kein böser Wille, dass unser Computerhändler auf seiner Webseite zu dem Prozessor den falschen Cooler empfohlen und uns verkauft hat. Einerseits zeigt es, dass solche Webshops eben doch nicht unfehlbar sind und zweitens bei der genaueren recherche, dass eben auch hier AMD spezieller ist und es viel weniger Auswahl an leistungsstarken Coolern gibt als für Intel.
Den Cooler muss man also unbedingt passend kaufen und dann nachdem man die Oberseite des Prozessors mit Kühlpaste eingeschmiert hat, fest auf diesen aufpressen. Die Mechanik dazu wird im Zusammenspiel von Motherboard und Cooler vollbracht. Die leistungsstarken Cooler sind oft ziemlich monströs, oft verbauen sie sogar den Zusang zu den RAM-Speicherslots, weshalb man diese besser vor dem Coolereinbau in die Speicherbänke einsetzen sollte. Den Strom erhält der Cooler meist direkt vom Motherboard über winzige Kabel und Stecker die von den Lüftern des Coolers heraushängen.
Arbeitsspeicher /Ram
Der Prozessor unterstützt DDR4 Arbeitsspeicher und damit eine sehr hohe Geschwindigkeit im Datenaustausch. Für einen Schnittrechner sind 16 GB Ram ein guter Wert, selbstverständlich sollte man die RAM Bausteine so wählen, dass eine Erweiterung möglich ist, also eine hohe GB Zahl pro Speicherriegel wählen. Z.B. 2 X 8 oder 1 X 16.
Da die Preise für die Speicherriegel auch von der Taktfreuenz abhängen, sollte man klären, welche Taktfrequenz der Prozessor maximal unterstützt. Es bringt gar nichts, höhere Leistung zu kaufen, wenn sie gar nicht genutzt werden kann. Achtung- längst nicht jeder Speicherriegel ist für AMD Threadripper und das passende Motherboard geeignet. Genau hinschauen, welchen Arbeitsspeicher man verwenden kann. Viele Sonderangebote passen nur für Intel Prozessoren bzw. Motherboards.
Beim Einsetzen in das Motherboard muss man im Manual genau nachschauen, wo denn die Speicherriegel eingesetzt werden müssen. Das verwendete Motherboard etwa hat 8 Slots für Speicherriegel, wenn man zwei Stück a 8 GB einsetzt, so kommen diese beispielsweise in den ersten und dritten Slot. Also genau nachlesen.
Je nach verwendetem Prozessor-Cooler kann es sinnvoll sein, den Arbeitsspeicher vor dem Einbau des Coolers einzusetzen. Manchmal kommt man nach dem Einbau des Coolers schwer an die Speicherslots heran.
Grafikkarte
Die Grafikkarten entscheiden mit, wie leistungsfähig ein Schnittrechner ist. Sogenannte On-Board Grafikkarten, also einfache Grafikchips auf dem Motherboard genügen für Schnittzwecke eher nicht. Leistungsstarke Grafikkarten entlasten den Hauptprozessor des Rechners erheblich.Leistungsstärke der Grafikkarte spürt man nicht nur bei der Darstellung, sondern auch bei Farbkorrektur oder beim Rendern. Wartezeiten können so deutlich verkürzt, das Arbeiten beschleunigt werden. Auch die Anzahl der Monitore, die man anschließen kann, spielt eine Rolle, genauso die Anschlussart. HDMI ist aktuell die optimale Signalübertragung.
Sie sollten, um zukunftssicher zu sein, in der Lage sein, 4 K darzustellen und zu bearbeiten. Hier sind die Leistungsgrenzen in den letzten Jahren immer weiter nach oben verschoben worden. Insbesondere der eingebaute Grafikspeicher (VRAM) sollte mindestens 3, 4 GB haben, gerne auch mehr. Die moderneren VRAMs sind vom Typ DDR5.
Nicht ganz unwichtig ist auch der Stromverbrauch. Grafikkarten können recht viel Strom benötigen, entsprechend größer muss das Computernetzteil (gerne auch 850 Watt) dimensioniert sein. Neueste Grafikkarten gehen aber so sparsam mit dem Strom um, dass oft sogar schon ein 500 Watt Netzteil für den ganzen Rechner ausreicht.
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptanbieter für Grafikchips, Nvidia und AMD. Die Produktbezeichnungen für die Grafikkarten sind dann beispielsweise Geforce, Radeon oder auch Sapphire. Diese liefern sich seit Jahren ein Kopf,- an Kopf Rennen, was die Leistungsfähigkeit angeht. Wichtig zu wissen, Grafikkarten mit Nvidia Grafikchips gibt es von verschiedensten Herstellern. Also MSI, Asus oder Gigabyte bieten quasi die gleichen Grafikkarten an. Eine GTX 1080 etwa ist sehr empfehlenswert und fast schon überdimensioniert für einen Schnittrechner. Mit einer deutlich preiswerteren AMD RX 480 oder einer GTX 1060 kann man ebenfalls hervorragend arbeiten.
Ein wenig kommt es auch darauf an, ob man mit einem 2K oder 4K Bildschirm arbeiten will. 4K Bildschirme fordern natürlich mehr Leistung von der Grafikkarte. Man kann 4K Videos aber auch auf einem 2K Bildschirm bearbeiten...
Gute Grafikkarten gibt es bereits ab ca. 300 - 400 Euro, man kann aber auch mehrere Tausend Euro in Grafikkarten investieren. Da darf man sich allerdings nicht durch Werbung und Leistungswahn blenden lassen. Gerade der Wettbewerb um die immer leistungsfähigere Grafikkarte hat bewirkt, das einstige hochpreisige Spitzenreiter bereits ein Jahr später für wenig Geld zu haben sind. Die Leistungsunterschiede zwischen mittleren Grafikkarten und den Spitzenmodellen sind nicht so groß, als dass man die teuren Top-Karten kaufen müsste.
Festplatten / SSD
Für das Betriebssystem und die Programme sollte man unbedingt eine SSD verwenden, das beschleunigt den Rechner ungemein. Eine 500 GB SSD sollte ausreichen.
Für die eigentlichen Daten, mit denen man arbeitet, wären SSDs ebenfalls die schnellste Lösung, allerdings sind selbst 1Terrabyte SSD bereits deutlich teurer als entsprechende Festplatten. Hier kommt es auf das verfügbare Budget an. Will man die verbauten Speicher auch noch als Raid aufbauern, um höhere Datensicherheit zu erzielen, benötigt man die SSDs oder Festplatten sogar doppelt. Egal, wofür man sich entscheidet, die Festplatten und SSDs benötige jeweils einen Anschluss für die Stromversorgung, der kommt vom Netzteil und einen weiteren Anschluss für die Datenübertragung, das ist ein so genannntes SATA-Kabel. Jeder Datenspeicher, auch das DVD Laufwerk wird mit einem eigenen SATA-Kabel mit den entsprechenden Ports auf dem Motherböard verbunden.
Ein Raid lohnt sich auf alle Fälle, denn bei einem Raid 1 werden aller Daten doppelt gespeichert, man spricht auch von gespiegelt. Fällt eine Festplatte / SSD aus, was jede Festplatte / SSD irgendwann tut, hat man zumindest noch eine gespiegelte Kopie im Raid um die möglicherweise sehr wichtigen Schnittdaten etc. trotzdem noch zur Verfügung zu haben. Allerdings stellte sich heraus, dass es bei AMD mit Raids so eine Sache ist. Mehr darüber in unserem zweiten Teil über das Einrichten des neuen Schnittrechners.