Regie: Rod Lurie, Frankreich/USA 2000
Als der Vizepräsident der Vereinigten Staaten überraschend stirbt, beschließt Präsident Jackson Evans (Jeff Bridges), die weibliche Senatorin Laine Hanson (Joan Allen) für den Posten zu nominieren. Gouverneur Jack Hathaway (William L. Petersen), der zuvor durch einen zwar erfolglosen, aber mutigen Rettungsversuch einer ertrinkenden Frau zum Helden avancierte, spekuliert – angetrieben von seiner ehrgeizigen Ehefrau (Kristen Shaw) – ebenfalls auf das Amt. Seine Sympathisanten, allen voran der gewiefte Republikaner Sheldon Runyon (umwerfend: Gary Oldman), lancieren einen Sexskandal aus Hansons Jugendzeit, der sich auf vage Aussagen und zweideutige Fotos stützt, um die Senatorin zu Fall zu bringen.
Als der Bestätigungsausschuss unter der Leitung von Runyon seine Untersuchungsarbeit aufnimmt, gerät Hanson zunehmend unter Druck, sich zu rechtfertigen. Doch sie bleibt standhaft: Ihr Privatleben geht niemanden etwas an.
Rod Lurie, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, inszenierte einen spannenden, unterhaltsamen Polit-Thriller, der einmal mehr die Manipulierbarkeit des amerikanischen Regierungssystems anprangert. Ausführender Produzent und Bösewicht Gary Oldman besticht – anders als in früheren Rollen – durch distinguierte, subtile Boshaftigkeit. Zu den sympathischen Schwächen des Films zählt neben dem genreüblichen Pathos ein unrealistisch derber, ruppiger Präsident, der sich, wenn es drauf ankommt, plötzlich zu unvermuteten moralischen Höhenflügen aufschwingt. Ärgerlich auch, wie billig Lurie Sympathien für Hanson heischt, indem er den Gegenkandidaten unnötig verteufelt. Unverzeihlich aber, dass er am Ende die Botschaft des Filmes der Neugier des Zuschauers opfert, indem er Hansons Vergangenheit doch preisgibt. Auch wenn er es nie zugeben würde: Das amerikanische Volk kann wohl nur mit der Gewissheit in Frieden schlafen, dass seine Vertreter anständigeren Sex haben als seine Bürger.
Gesehen von Michael Wolf