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Es ist kaum übersehbar, welcher Hauttyp von der Kamera unter natürlichem Himmelslicht differenzierter wiedergegeben wird. Warum ist das so?

 

Kameras und Scheinwerfer sind nicht auf dunkle Hauttypen abgestimmt,- die Geschichte einer historisch technischen und gesellschaftlichen Ungleichbehandlung. Profi-Kameraleute wissen das,- es braucht einige Workarounds um dunkle Hautfarbe einigermaßen korrekt abbilden zu können. Die Menschheit kennt vielfältige Varianten der Hautpigmentierung, dabei reicht die Palette von dunkelsten bis zu sehr hellen Hautfarben bis hin zu Albinos. Um Menschen unterschiedlichster Hautfarbe richtig aufnehmen zu können, wären eigentlich auch unterschiedliche Kameras und andere Filmscheinwerfer notwendig, wobei die moderne Technik heute dabei hilft, Presets so zu verändern, dass die Ergebnisse immer besser werden.

 

Noch nicht optimal

Die Kamerafrau Ayana Barakahat unlängst in einem Interview mit IndieWire geäußert, dass Beleuchtung und Kameras nicht für People of Color gemacht seien. Film, Kameras und Lichttechnologien seien alle mit spezifisch weißen Hauttönen im Hinterkopf gestaltet worden. Barakahat filmte den Dokumentarfilm "In the Arena: Serena Williams" und hatte den Anspruch, die zigmalige Grand-Slam-Siegerin so stark aussehen zu lassen, wie sie es im wirklichen Leben ist. Dabei musste sie feststellen, dass professionelles Film,- und Lichtequipment ihr dabei allerlei Hindernisse in den Weg stellte.

 

Historische Festlegungen

Man kann es unumwunden feststellen,- bereits die analogen Aufnahmeverfahren der Fotografie und des Films wurden technisch weitgehend so entwickelt, dass die Hauttöne weißer Menschen optimal abgebildet wurden. Die Filme und insbesonder die Entwicklungsverfahren waren nicht auf dunklere Hauttöne abgestimmt, was zu fehlenden Details und anderen Kontrasten in den Aufnahmen führte. Was die sogenannten Farbkuppler angeht, so waren solche, die rötliche, braune und gelbe Töne hervorheben, in geringerem Maße vorhanden. Die Farbabstimmung orientierte sich an hellerer Haut.

Grundsätzlich muss man sagen, dass analoge Filmmaterialien bereits in ihrem Herstellungsprozess viele Vorgaben mitbrachten und auch heute noch mitbringen. So hat man beispielsweise die Sensibilisierung in Bezug auf die Farbtemperatur bereits durch den Kauf einer entsprechenden Filmsorte festgelegt und musste Veränderungen dann durch Konversionsfilter vor dem Objektiv vornehmen. Das Material war in Bezug auf Feinjustierungen weniger flexibel als es moderne Digitalkameras sind.

So wurden von Seiten der Filmhersteller klare Standards gesetzt und beim Filmmaterial orientierte man sich an Menschen mit heller Haut. Man darf annehmen, dass die Gründe dafür kommerzieller Natur waren, man orientierte sich am Bedarf der finanzstärksten Käuferklientel.

 

Shirley Cards

Zum Abgleich in den Fotolabors brachte beispielsweise Kodak ab den 40er Jahren sogenannte „Shirley-Card“ heraus welche die Labors zur Kalibrierung ihrer Geräte verwendeten. Auf diesen war neben unterschiedlichen Farbflächen sowie Grauflächen mit unterschiedlicher Sättigung, eine Frau kaukasischer Ethnizität- abgebildet. Deren weiße Hautfarbe wurde zum Normal,- oder Neutralwert, dem Standard Maßstab für die Farben auf Fotos und in Farbfilmen. Das Ergebnis war, dass Gesichter von hellhäutigen Menschen neutral, Gesichter dunkelhäutiger Menschen weniger akzentuiert und kontrastarm aussahen. 

 

Proteste

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Richtig beleuchtet und optimal belichtet, werden zahlreiche Helligkeits,- und Farbnuancen in Gesichtern sichtbar

 

Kein geringerer als "Nouvelle Vague" Mitbegründer Jean-Luc Godard war es, der lautstark gegen diese Festlegungen protestierte. Als er 1977 für den Film "Here and Elsewhere" ("Ici et Ailleurs") in Mozambique drehte, weigerte er sich, auf dem damaligen analogem Kodak Filmmaterial aufzunehmen und nannte das Material "rassistisch". Es würde dunkelhäutige Menschen zu dunkel und hellhäutige zu hell abbilden.

Jahre später haben Regisseure wie Ava DuVernay, Dee Rees, Barry Jenkins, Jordan Peele und Spike Lee eingefordert, Kameras und Beleuchtungstechniken zu verbessern, damit schwarze Hauttöne besser dargestellt werden können. Ihnen war es sehr wichtig, dass in ihren Filmen mit großer Sorgfalt in Bezug auf Beleuchtung und Farbwiedergabe gearbeitet wird.

 

Erste Veränderungen

Unglaublich aber wahr,- Veränderungen an den gängigen Normierungen und Technologien nahm die Industrie erst vor, als die Werbefilmbranche zunehmend über Probleme klagte, verschiedenhelle Holzmöbel und Schokoladensorten adäquat abbilden zu können. Verschiedene Hersteller wie Polaroid oder Philips reagierten irgendwann in den 80er und 90er Jahren mit technischen Workarounds oder auch echten Verbesserungen. So eroberte eine Fernsehkamera (LDK), welche hellere und dunklere Hauttöne mit zwei separaten Computerchips aufnahm und korrekt wiedergeben konnte, rasch die Fernsehstudios in den USA. Eine der ersten Kundinnen in den USA für diese neue Kamera war damals übrigens Oprah Winfrey.

Und auch Kodak legte in den 90ern nach und vermarktete einen analogen Farbfilm mit einem größeren Belichtungsumfang, den "Kodak Gold" und brachte als Refernz für die Labore endlich eine multiethnische Shirely-Card mit den Bildern dreier Frauen unterschiedlicher Hautfarben heraus. Doch erst die modernen Digitalkameras und Lichtsysteme erlauben es, dringend notwendige Anpassungen vorzunehmen.

 

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Auf welche Hauttöne sind unsere Kameras optimiert? Was müssen wir tun, um daran etwas zu ändern?

 

Obwohl die Herausforderungen seit fast einem Jahrhundert bekannt sind, sind auch die heutigen digitalen Profikameras nicht optimal auf unterschiedliche Hauttöne abgestimmt. Worum genau geht es? Nach wie vor sind Kameras nicht in der Lage, den gleichen Dynamikumfang zu verarbeiten, wie das menschliche Auge, doch sie werden immer besser. Dunklere Haut reflektiert deutlich weniger Licht als hellere Haut. Man muss sie also anders beleuchten, die Kameras müssen anders belichten um die Gesichtszüge, Farbe und Hautstruktur schwarzer Menschen optimal abzubilden. Und das, ohne andere Bildteile überzubelichten. Angesichts eines wachsenden Bewusstseins für Diversität und Inklusion herrscht in der Film,- und Medienindustrie ein Konsens darüber, alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe korrekt und respektvoll abbilden zu wollen.

 

Kamera

Es ist eben nicht nur eine Frage der Blendenöffnung, es geht um Color-Science, um die Vorgaben der Industrie. Natürlich reflektieren helle Hauttypen das Licht stärker, das macht es für die Kameras einfacher. Doch es geht ja nicht darum, es den Kameras leicht zu machen, sondern darum, alle Hauttypen adäquat abbilden zu können. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein größerer Dynamikumfang, also der Spielraum an Blenden, welcher von dem Sensor oder dem Filmmaterial korrekt aufgezeichnet werden kann, ohne unter,- oder überzubelichten. Moderne Kamerasensoren sind heute viel besser in der Lage, verschiedene Hauttöne korrekt abzubilden und eine verbesserte Farbwiedergabe zu erreichen. Je nach Situation kann es sinnvoll sein, die Belichtung um ein oder 2 Blenden (+1 oder +2 EV) anzuheben, um Details in dunkler Haut besser sichtbar zu machen.

Die richtige Wahl der Objektive und ggf. einzussetzender Filter bis hin zu benutzerdefinierten LUTs, um den gewünschten Look zu erzielen, sind weitere Stellschrauben, die helfen, die Unausgewogenheit der meisten Kameras zu korrigieren.

Durch Aufzeichnung in RAW wird dieser Vorteil in die Postproduktion weitergereichtdas erlaubt maximale Flexibilität bei der Nachbearbeitung. Mit Hilfe von HDR Displays oder Projektoren kommt das dann auch bei den Zuschauern an. Im Grunde genommen sind Beleuchtung, Kameraeinstellungen und Nachbearbeitung gemeinsam gefragt, um ausdrucksstarke Aufnahmen, in denen die individuellen Merkmale und Schönheiten von Person jeder Hautfarbe, herstellen zu können. 

 

Licht

Und auch die Beleuchtungssysteme sind viel variabler und erlauben es, sehr gezielt innerhalb einer Kameraeinstellung sowohl helle als auch dunkle Hauttöne gleichmäßig auszuleuchten. Weiches, diffuses Licht eliminiert harte Schatten und hebt die Details in der Haut hervor. Softboxen, Frostrahmen, weiches Licht aus Flächenleuchten oder natürliches Tageslicht sind perfekt. Ergänzende Lichtquellen, die punktuell dunkle Bereiche in Gesichtern aufhellen, tragen zu einer gleichmäßigen Ausleuchtung einer Szene bei.

Vor allem ist es wichtig, das Licht mehr reflektieren zu lassen, so wie es auch in der Natur der Fall ist. Wände, Boden, Pflanzen, all das reflektiert und sorgt für Aufhellungen der Haut mit unterschiedlichsten feinen Nuancen. Ein spannender Ansatz in dieser Richtung ist das Lichtsystem "Brokeh" welche der Regisseur John Tindall entwickelt hat. Bei diesem wird das Licht ähnlich wie in der Realität mit ihren vielen unterschiedlichen Reflexionen, in Grundbestandteile aufgesplittet, die sich dann im Gesicht wieder zusammenmischen. Die Farben dieses Systems ergänzen sich dann erst im Gesicht wieder zu weißem Licht, wobei die einzelnen Farben aus verschiedenen Winkeln auftreffen, ganz so wie es auch in der Wirklichkeit geschieht.

 

Vieles hat sich inzwischen und erschreckend spät erst getan, dennoch sind weitere Anstrengungen nötig, damit unsere Kamera,- und Lichtsysteme allen Protagonisten gerecht werden.

 

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