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Königreich der Himmel USA/UK 2004 REGIE: Ridley Scott DARSTELLER: Orlando Bloom, Jeremy Irons, Liam Neeson, Eva Green |
Regie: Ridley Scott
Kinostart: 5. Mai 2005
Man hat langsam keine Lust mehr auf die herzzerreißenden Geschichten mit Superhelden und ihren unglaublichen Taten. Natürlich mangelt es in solchen Schmachtstreifen auch nicht an überwältigenden Liebesgeschichten, bei denen nur zwei Enden akzeptierbar sind: einer der beiden Liebenden stirbt oder sie finden glücklich zu einander. Dann ist da noch der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, bei dem selbstverständlich die böse Seite von den tapferen Guten besiegt wird. Das sind nur ein paar von den üblichen Klischees, die in fast allen Historienschinken erfolgreich bedient werden. Man könnte meinen, dass es nach dem misslungenen Versuch von Oliver Stone, das Leben von Alexander des Großen an das große Publikum zu bringen, ruhig um geschichtliche Epen wird.
Ridley Scott startet mit "Kingdom of Heaven" erneut den Versuch, die mittelalterlichen Helden auf der Leinwand lebendig zu machen. Doch dieses Mal scheint es, dass der Meister ein anderes Muster für seinen neuen Film ausgesucht hat. Es geht nicht die ganze Zeit rauf und runter wie bei einer Achterbahnfahrt, eine Liebestragödie jagt die andere. Statt monumentalen Szenen verläuft das Geschehen ein wenig authentischer und die Figuren wirken glaubwürdiger. Also, es ist kein typisches Historienepos, das seit "Gladiator" jedes halbe Jahr mit neuer Hoffnung, den vorigen Blockbuster zu übertreffen versucht, in die Kinos gebracht wird. Allerdings muss man sich ein wenig in der Geschichte des Mittelalters auskennen, um das Geschehen besser zu verstehen, da hier schon ein paar Lücken zu finden sind.
Der Regisseur hat dieses Mal die Kreuzzüge als reale historische Ereignisse ausgewählt. Sie dienen als eine bildgewaltige Kulisse, vor der sich die Geschichte eines jungen Franzosen Balien (Orlando Bloom), der während seiner Suche nach Vergebung zu einem Menschenretter wird, abspielt. Er ist ein einfacher Schmied, der seine Frau auf einer von Christen unakzeptablen Weise verliert. Sie begeht Selbstmord und soll für ihre Tat in der Hölle schmoren. Dann muss er erfahren, dass der edle Mann Godfrey von Ibelin (Liam Nielson) sein leiblicher Vater ist. Nach kurzem Zögern gesellt sich der Junge zu seinem Vater und den Kreuzrittern, die sich auf dem Weg nach Jerusalem befinden. Diese Menschen haben sich als Lebensaufgabe das Ziel gesetzt, den Frieden zwischen Moslems und Christen in der heiligen Stadt zu bewahren. Doch auf dem Weg dorthin stirbt Godfrey und sein Sohn wird damit zu seinem Nachfolger. Er erbt sein legendäres Schwert, das als Symbol für die heldenhaften Taten seines Vaters gesehen wird.
Während der gefährlichen Reise reift Balien zu einem weisen, furchtlosen Mann, der sich schnell bei dem Volk und auch bei dem König beliebt macht. Sogar dem vermeintlichen Feind, den Sarazenen sind seine guten Taten nicht verborgen geblieben. Doch Balien versteht schnell, dass die Templer unter dem Kommando von dem machtgierigen Baron Gay von Lusignan andere Ziele als ihr König verfolgen. Sie wollen nur eins, und zwar den Krieg. Der junge Balien lernt die unberechenbare Prinzessin Sibylla (Eva Green), die mit Gay von Lusignan verheiratet ist, kennen und die beiden verleiben sich ineinander. Die Tage des lebkranken Königs Baldwin sind fast gezählt und damit wird auch sein Traum vom Frieden zwischen den zwei Völkern, Moslems und Christen, zerstört. Mit dem Tod von Baldwin bricht der Krieg aus. Die Templer werden von der zahlreichen Sarazenenarmee vom charismatischen König Saladin (Ghassan Massoud) vernichtet und so bleiben die Menschen in Jerusalem ohne Armee und jeglichen Schutz dem Feind ausgeliefert. Doch Balien, der den Eid gab, die Hilflosen zu beschützen, greift zum Vaterschwert und wird zum Retter des Volkes.
Die Endschlacht um Jerusalem ist in einer gewohnten detailreichen Ridley Scott Manier gemacht. Die Bilder sind toll und auch nicht langatmig. Man wartet nicht die ganze Zeit darauf, wann die Szene endlich vorbei ist. Leider muss man sagen, dass von Jerusalem nicht viel zu sehen ist, obwohl man bestimmt durch eine bessere und ausführlichere Darstellung dieser Stadt der ganzen Geschichte mehr Tragik verleihen würde.
Trotz mancher Vermutungen, dass Orlando Bloom mit seinem elfenhaften Aussehen der Rolle des großen Krieges nicht gewachsen ist, spielt er sehr glaubwürdig und gibt seiner Figur eine gewisse Reinlichkeit. Auch ist es eine Überraschung für den Zuschauer, welcher berühmte Charakterdarsteller sich eigentlich unter der eisernen Maske des Königs Baldwin verbirgt.
"Königreich der Himmel" ist im Großen und Ganzen eine schöne Geschichte, der jedoch an manchen Stellen an Energie und Biss fällt. Visuell ist es doch ein gelungener Film. Das von Ridley Scott ausgewählte Thema des Religionskonfliktes um Jahr 1100 ist leider heute noch aktuell und findet bestimmt seine Zuschauer.
Das Fazit: Man soll diesem Historienfilm auf jeden Fall eine Chance geben, obwohl man von diesem Genre vielleicht schon langsam genug hat.
Gesehen von Xenia Sigalova