Mondscheinkinder
Daten |
Mondscheinkinder 86 Min. REGIE: Manuela Stacke KAMERA: Alexander Sass SCHNITT: Dirk Schreier |
Regie: Manuela Stacke
Kinostart: 14. Dezember 2006
Rechtzeitig zu Weihnachten kommen die Tränendrüsenfilme ins Kino. Da kann man dann froh sein, wenn es sich dabei nicht um eine amerikanische Zuckerstange – mit viel Zucker, dafür ohne nennenswerte Kalorien - handelt, sondern um lokale Delikatessen wie der Schweizer Film „Vitus" oder eben „Mondscheinkinder". Die sind dafür, um beim Vergleich zu bleiben, zwar optisch unscheinbarer, dafür aber richtig lecker. Und man genießt ohne schlechtes Gefühl.
„Mondscheinkinder" ist der Abschlussfilm für sechs Studenten der HFF Babelsberg. Und entgegen dem Klischee, dass viele Köche den Brei verderben, haben sie einen anrührenden, gelungenen Film über das Sterben und die Macht der Phantasie zustande gebracht. Dabei haben sie keine Angst vor ein bisschen Pathos, schaffen es aber immer, die Balance zu halten. Als Zuschauer geht man sofort in die Falle und kann sich nicht einmal, wie so oft bei amerikanischen Produktionen, auf Unzurechnungsfähigkeit aufgrund von Kitschüberdosis berufen.
Die Geschichte dabei ist relativ schnell erzählt: Der sechsjährige Paul hat eine seltene Krankheit, die mit extremer Lichtempfindlichkeit verbunden ist. Deshalb darf Paul tagsüber nicht ins Freie und die Fenster sind verdunkelt. So verbringt er den halben Tag – die Mutter muss arbeiten, die Schwester Lisa ist in der Schule – äußerst gelangweilt. Wie soll er in dem Alter auch verstehen, warum nur er nicht nach draußen darf?
Um die Einsamkeit zu bekämpfen, denkt sich Lisa für ihren Bruder Geschichten aus: er sei von einem fremden Planeten und für die Lichtverhältnisse auf der Erde nicht gemacht. Da das Raumschiff aber beschädigt sei, müsse er hier auf der Erde bleiben.
Paul, der langsam beginnt, sich über den Tod Gedanken zu machen, setzt nun alles daran, das Raumschiff wieder flott zu bekommen. So hilft das Bild von der startenden Rakete nicht nur Paul, sein Schicksal zu akzeptieren, sondern auch Lisa, den Tod und dessen Unfassbarkeit begreifbar zu machen.
Ein besonderer Coup dabei ist, dass die animierten Sequenzen der Raumfahrtabenteuer mit vollem Orchester unterlegt sind, wodurch diese, obwohl recht simpel animiert, eine Wucht bekommen, die einen noch tiefer in die Gefühlswelt der Protagonisten hineinzieht.
Die Regisseurin hat die jugendlichen Darsteller in Schulen gecastet. Man merkt ihnen den Amateurstatus zwar an (gerade was Stimmbildung betrifft), eigenartigerweise aber sorgt eben dieser Effekt für eine erstaunliche Glaubwürdigkeit.
Gesehen von Johannes Prokop