Moolaáde
Daten |
Moolaáde 120 Min., Frankreich/Senegal 2004 REGIE: Ousmane Sembène KAMERA: Dominique Gentil SCHNITT: Abdellatif Raïss MUSIK: Boncana Naiga |
Regie: Ousmane Sembène
Kinostart: 03. März 2006
Vier Mädchen fliehen aus Furcht vor der Beschneidungszeremonie auf den Hof von Collé, die ihre Tochter bereits vor diesem Schicksal bewahrt hatte, und bitten sie um Schutz. Collé spricht daraufhin das Moolaadé aus: ein uralter Brauch, der ihren Hof so zu einer Schutzzone macht. Die Beschneiderinnen sind machtlos, sie dürfen sich die Mädchen nicht gewaltsam holen. Doch Collé fordert damit die Männer heraus, die um ihre traditionellen Vorrechte und ihren Respekt fürchten. Ein Machtkampf entbrennt, Collé soll von ihrem Mann dazu gezwungen werden, das Wort auszusprechen, das den Bann aufhebt. Vor dem versammelten Dorf peitscht er sie aus, bis der Händler, ein ehemaliger Söldner, dazwischentritt. Doch während der Dorfversammlung wurde eines der Mädchen aus dem Hof gelockt und beschnitten. Sie überlebt es nicht. Angestachelt von Collé's Standhaftigkeit und Kampfwillen, der Trauer der Mutter des Mädchens und der ungerechten Gewalt der Männer, die mit Schlägen und Radioentzug das traditionelle Geschlechterverhältnis wiederherstellen wollen, proben die Frauen den Aufstand. So wie die Männer ihre Radios, in deren Augen schuld an den aufrührerischen Gedanken der Frauen, in einem Feuer verbrennen, werfen sie die Ritualmesser der Beschneiderinnen ins Feuer.
Der Film ist sehr gewöhnungsbedürftig; auch wenn "Moolaadé" in Cannes in der Sektion "Un Certain Regard" ausgezeichnet wurde, dürfte das vor allem an dem mutigen Thema liegen. Letztlich dürften nur ausgesprochene Fans der afrikanischen Kultur große Freude an "Moolaadé" haben. Es fällt etwas schwer, einen Film zu beurteilen, der mit gängigen Kriterien nicht zu fassen ist. Teilweise wirkt es, als ob sich die Schauspieler erst in Pose stellen, um dann ihren Beitrag abzuliefern, wobei man sich nicht sicher sein kann, ob das in der afrikanischen Kultur nicht doch so üblich ist. "Moolaadé" ist für Afrika zweifellos ein wichtiger Film, zumal das Ritual der Beschneidung als Symbol der Reinigung (bzw. der sexuellen Kontrolle durch den Mann) in den meisten Gegenden Afrikas noch längst nicht abgeschafft ist oder im Verborgenen weiter praktiziert wird. Über den Kontinent hinaus bietet der Film aber wenig mehr als einen interessanten Einblick in eine fremde Kultur.
Gesehen von Johannes Prokop