Ping Pong
Daten |
Ping Pong D 2006, 89 Min REGIE: Matthias Luthardt
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Regie: Matthias Luthardt
Kinostart: 16. November 2006
Paul (Sebastian Urzendowsky), dessen Vater sich vor kurzem selbst umgebracht hat, besucht unangemeldet seinen Onkel und seine Tante, weil ihm zuhause die Decke auf den Kopf fällt. Der eher spießigen Familie seines Onkels kommt sein Besuch jedoch sehr ungelegen, weshalb er nicht allzu herzlich empfangen wird.
Als jedoch sein Onkel unerwartet auf Geschäftsreise muss, bleibt er mit seiner Tante Anna (Marion Mitterhammer) und ihrem Sohn Robert (Clarens Berg) alleine. Zwischen Robert und Paul lockert sich die Stimmung bald und Robert genießt die Ablenkung, da er gerade hauptsächlich für ein Vorspiel zur Aufnahme an einer Musikhochschule proben sollte.
Auch Anna´s Sympathien gegenüber wachsen, als sich Paul anbietet den Pool zu renovieren, und die beiden mehr Zeit miteinander verbringen und zum Beispiel zusammen Gassi gehen. Schließlich entsteht nahezu ein Konkurrenzkampf zwischen Mutter und Sohn um die Gesellschaft von Paul.
Diese Aufmerksamkeit die Paul zu Beginn noch sehr genießt, buxiert ihn jedoch schnell zwischen die zwei natürlichen Fronten: Mutter und Sohn. Wie ein Pingpong Ball springt er zwischen den beiden hin und her und versucht dabei möglichst immer den diplomatischen Weg. Er hat sich jedoch in Anna verliebt, die sich aber erst darauf einlässt, als sie selbst seelischen Halt sucht. Das wird Paul schmerzlich bewusst, als sein Onkel zurückkehrt und Anna wieder in ihre Rolle als brave Ehefrau schlüpft und dabei alle Versuche Pauls an sie heranzukommen umgeht. Aus bitterer Enttäuschung rächt sich Paul auf grausame Art und Weise.
Der Regisseur Matthias Luthardt zeigt in seiner Geschichte eine verkorkste Mittelstandfamilie, die kurzzeitig aus den Schienen gerät, weil ein Außenstehender vergessene Bedürfnisse weckt.
Er bedient sich dazu jedoch allzu sehr an Klischees. So ist Anna eine "Übermutter" die aus ihrem Sohn einen großen Musiker machen möchte, und damit eigentlich nur ihre eigenen gescheiterten Träume verwirklichen will. Und ihr Sohn Robert, der sich dem Willen seiner Mutter fügt und den braven Sohn mimt, jedoch hinten herum immer zur Wodka Flasche greift. Auch wenn gerade diese Klischees vermutlich beabsichtigt sind, so sind sie und der Titel "Ping Pong" wohl dafür verantwortlich, dass das Publikum der Handlung schon immer einen Schritt voraus ist.
Es fehlt an Spannung und an Unerwartetem.
Gesehen von Anna Maier
Die 2. Meinung:
Letztes Jahr wurden mit "Schläfer" von Benjamin Heisenberg und "Falscher Bekenner" von Christoph Hochhäusler zwei Filme beim Filmfest München gezeigt, die gerade auch im benachbarten Ausland Hoffnungen auf einen neuen deutschen Film weckten. "Pingpong" nun trägt eine ähnliche Handschrift, nur: was letztes Jahr kunstvoll wirkte, scheint hier beliebig. Tristesse als Selbstzweck.
Vieles wirkt hier zu gewollt; unfreiwillig komisch wird es allerdings, wenn Paul die Beziehung zu seiner Tante Anna als beiderseitige große Liebe deutet.
Letztlich wirken die Figuren zu blass; es genügt eben nicht, sie dabei zu filmen, wie sie sich ausdruckslose Blicke zuwerfen, wenn hinter diesen Blicken nichts anderes zu erkennen ist als ein großes Fragezeichen, an den Regisseur gerichtet. Zu undifferenziert ist hier die Führung der Schauspieler (das muss man nicht anders, kann man aber besser machen wie z.B. in "Eden", der eine Woche später anläuft...).
Nichtsdestotrotz wurde "Pingpong" von der Evangelischen Filmjury zum "Film des Monats November 2006" erhoben. Zweifellos ein kleiner Schubser für eine deutsche Produktion, die ansonsten wie so viele fast unbemerkt wieder in der Schublade verschwinden würden. Leider lassen sich dadurch aber durchaus auch Rückschlüsse auf das derzeitige Filmangebot ziehen.
Gesehen von Johannes Prokop