Silentium
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Silentium AT 2004 REGIE: Wolfgang Murnberger
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Regie: Wolfgang Murnberger
Kinostart: 03. März 2005
Nach der rabenschwarzen Komödie "Komm, süßer Tod" des Dreigestirns Wolf Haas, Wolfgang Murnberger und Josef Hader darf Detektiv Brenner wieder ermitteln, und diesmal in Salzburg.
Der Schwiegersohn des Festspielpräsidenten wurde geselbstmordet. Die Witwe beauftragt den desillusionierten und heruntergekommenen Brenner (Josef Hader), in der Sache nachzuforschen. Denn erst vor kurzem hat ihr Gatte die Öffentlichkeit mit Enthüllungen aus seinem Leben in der Klosterschule geschockt und den jetzigen Bischof stark belastet. Doch Brenner findet im Laufe seiner Ermittlungen, bei denen er von seinem alten Freund Berti (Simon Schwarz) unterstützt wird, mehr Leichen in den Kellern von Kirche und Festspielen, als den Verantwortlichen lieb sein kann. Auch Pater Fitz (Joachim Król) scheint nicht so harmlos zu sein, wie er sich gibt. Und so ist es kein Wunder, dass Brenner schon bald zur Persona non grata erklärt wird; die Jagd der Heuchler ist eröffnet. Zum Schluss ist der Fall geklärt, der Schuldige bestraft- aber keiner will wissen, wie es wirklich war. Denn die Salzburger Gesellschaft hat ihre eigenen Vorstellungen von Recht und Unrecht- Hauptsache, der Festspielbetrieb kann reibungslos weiterlaufen.
Um eines gleich zu sagen: wer zu religiösen Empfindlichkeiten neigt, sollte sich einen anderen Film ansehen. Wenn man sich aber bewusst macht, dass in diesem Film kein Ist-zustand gezeigt wird, sondern die (fraglos vorhandenen) negativen Seiten eingefahrener Institutionen satirisch übertrieben werden, erlebt man einen vergnüglichen Abend, bei dem einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. In teilweise sehr drastischen, derben Szenen wird die Dekadenz der High Society gezeigt und die Machtlosigkeit der Menschen, die in der sozialen Hierarchie unten stehen. Auch wenn der Kamera Mord und Vergewaltigung beinahe voyeuristisch präsentiert werden, fühlt man sich doch selten davon berührt, da der Schrecken ständig durch den sarkastischen Humor gebrochen wird. Erst gegen Schluss, als auch die Protagonisten sprachlos dastehen, kommt kurz Mitgefühl auf, als das vergewaltigte philippinische Mädchen mit einer kleinen Geste ihre ganze Scham und Traurigkeit zeigt.
So übertrieben und provokant der Film daherkommt- seine große Stärke entwickelt er, wenn es darum geht, in kleinen Bildern und angedeuteten Gesten bitterböse Spitzen zu verteilen. Genial sind außerdem die Dialoge, die dem Kabarettisten Hader auf den Leib geschrieben sind. In der Hinsicht ein österreichischer Film in bester Tradition, der einem auch zum Schluss nur aufrüttelnde Resignation mitgibt: "Vielleicht haben die Leute ja doch recht. Es hätte vier Tote weniger gegeben, wenn der Schwiegersohn seinen Mund gehalten hätte. Man muss verzeihen können, nach so langer Zeit".
...und wer wissen will, woraus Leberkäse gemacht wird, kommt um diesen Film sowieso nicht herum.
Gesehen von Johannes Prokop