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Das Leben der anderen 132 Min., Deutschland 2005 REGIE: Florian Henckel von Donnersmarck DARSTELLER: Sebastian Koch, Martina Gedeck, Ulrich Mühe |
Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
Kinostart: 23. März 2006
Ost-Berlin 1984 kurz vor dem Mauerfall: Theaterintendant und Schriftsteller Georg Dreymann und der Star der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Christa Maria, sind das schillerndste Liebespaar der Ost-Berliner Künstlerszene. Die Staatsicherheit beschließt auf Anordnung eines Ministers, Dreymann zu observieren, allen voran der linientreue Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler. An sich sind also die Fronten allein durch diese Ausgangslage klar definiert, doch spielt in diesem Drama nicht nur die Stasi ein Versteckspiel mit den "Überwachten". Die Situation gewinnt an Brenzlichkeit, da jede der Figuren ihre kleinen Geheimnisse vor den anderen hat. Christa Maria ist drogenabhängig und spielt der Stasi damit ein Druckmittel in die Hände. Das ist jedoch nicht das einzige wovon Dreymann nichts ahnt. Seine Wohnung wird von Wiesler 24 Stunden am Tag abgehört. Dreymann verheimlicht Christa seine Absicht, einen subversiven Artikel im West-Berliner Spiegel zu veröffentlichen. Im Laufe des Films vollzieht sich jedoch in der anfänglich farblos und seelenlos gehaltenen Figur Gerd Wieslers ein Charakterwandlung, die für die Ereignisse von höchster Bedeutung, wenn nicht sogar der eigentliche Gegenstand dieses Films von Florian Henckel von Donnersmarck ist.
Was soll die Kritik über diesen Film sagen? An welchen Maßstäben soll man ihn messen? Natürlich an denen, die sich der Film selbst als Messlatte auserkoren hat: Das Umfeld und die Gegebenheiten, der Alltag der DDR sind historische Tatsachen. Tatsachen, die im Film sehr real und wahr umgesetzt werden. Auf den mitfiebernden Zuschauer wirken sie so hart, grau und unwirtlich, wie die Plattenbauten und Verwaltungsgebäude in denen die Stasimitarbeiter ein und ausgehen. Die Beklommenheit wird greifbar für den, der sich in die Haut des politischen Dissidenten hineinwagt. Die Personen sind glaubhaft und auf eine unglaublich nüchterne Weise möglich. Genauso könnte die Geschichte für wahr und denkbar erklärt werden. Die Methoden, die Gesichter, der Umgangston, das Agieren der Personen, all das wäre in dieser Form damals denkbar gewesen.
Die amüsanten Zufälle, die kleinen bereinigenden Abrundungen, zu denen auch eine gewisse Aalglattheit des Theaterintendanten gehört, sind Details, ohne die das Kino ein wesentlich schmäleres Vergnügen wäre und die mit Recht einer künstlerischen Freiheit zugeschrieben werden dürfen. Es ist sehr erfrischend, brisante, emotional geladene Szenen zu erleben, ohne dabei Angst haben zu müssen, dass einen irgendein Ausrutscher in einen trivialen Allgemeinplatz dabei plötzlich vor den Kopf stoßen und die Ästhetik des Gesehen zunichte machen könnte. Heldentum vollzieht sich in "Das Leben der anderen" in Formen, die nicht perfekt, eher ein bisschen schäbig und deshalb glaubhaft sind und einem deswegen nicht in abgeschmackter Weise aufstoßen. Es ist ein Film, der einen wahrhaftig mitnimmt, der weiß wovon er erzählt und wie er erzählen muss, der die Kontrolle über seinen Gegenstand hat und dadurch eine ernsthafte Schönheit entfaltet. Ein Sachverhalt, den er natürlich nicht zuletzt sehr guten Schauspielern zu verdanken hat.
Gesehen von Jérôme Gemander