Daten |
106 Min., Großbritannien 2015 REGIE: Sarah Gavron DARSTELLER: Carey Mulligan, Helena Bonham Carter, Brendan Gleeson, Anne-Marie Duff, Meryl Streep, etc. Foto: Concorde Filmverleih |
Regie: Sarah Gavron
Kinostart: 04. Februar 2016
Sarah Gavrons Film "Suffragette" setzt sich mit dem Kampf um das Frauenwahlrecht auseinander und stellt damit auch heute noch aktuelle Fragen...
Inhalt:
Maud Watts (Carey Mulligan) ist eine durchschnittliche Arbeiterin in einer Wäscherei, seitdem sie sieben Jahre alt ist. Die Arbeit dort ist hart und endet nicht selten mit Verletzungen. Zusammen mit ihrem Mann Sonny und ihrem Sohn George, den sie über alles liebt, kommt sie von dem Gehalt geradeso über die Runden. Als eines Tages losgeschickt wird, um ein Paket abzugeben, findet sie sich auf einmal in einen Aufstand der Suffragetten wieder, die Schaufenster einschlagen. Unter ihnen ist auch eine Kollegen Mauds, die Maud dazu überreden will, auf für das Recht von Frauen zu demonstrieren.
Nach anfänglichen Zaudern schließt sich Maud doch den Suffragetten an und setzt sich somit mit ihren Mitstreiterinnen einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei aus und droht mit steigernder Bekanntheit alles zu verlieren: Ihre Arbeit, ihr Heim, ihr Kind und ihr Leben...
Kritik:
Der Film glänzt in aller erster Linie mit der Topbesetzung, die mit ihrer Leistung den Nagel mit einem Schlag in die Wand haut. Carey Mulligan (bekannt aus "Am grünen Rand der Welt", "The Great Gatsby", "Wall Street: Geld schläft nicht" und anderen) in der Hauptrolle verschwindet mit sehr viel Nähe und Authentizität hinter einer Rolle, die so vermutlich noch nie erzählt wurde. Auch Helena Bonham Carter ("King's Speech", "Sweeney Todd", "Alice im Wunderland", u.a.) überzeugt wie immer voll und ganz als engagierte Apothekerin und Suffragette Edith. Auch Anne-Marie Duff ("Nowhere Boy", "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" u.a.) spielt so überzeugend, dass man glaubt, sie hätte den Kampf tatsächlich miterlebt. Um die Anführerin Pankhurst zu verkörpern, hätte es wohl niemand besseren als Meryl Streep geben können, die schon beispielsweise als Margaret Thatcher in "Die eiserne Lady" beeindruckend die Geschichte einer Frau in der Politik erzählt hat.
Um die Männer des Films nicht ganz auszulassen, Brendan Gleeson ("Im Herzen der See", "Harry Potter" u.a.) als Inspector Steed überzeugt genauso und fügt so den Film einen wichtigen Part bei.
Auch mit der Story kann der Film größtenteils überzeugen. Von Anfang an fiebert man mit Maud mit. Das ist wohl aber eher der guten Schauspielarbeit wegen, denn ab und zu zieht sich der Film etwas, sodass man die 106 Minuten merkt. Trotzdem schafft der Film es immer wieder, Spannung aufzubauen und fesselnd zu zeigen, wie hart damals für das Wahlrecht von Frauen gekämpft wurde. Wenn der Film eines klar macht, ist es, dass man sein Wahlrecht, vor allem als Frau, niemals für selbstverständlich nehmen sollte. Gerade in Zeiten der Wahlverdrossenheit macht dieser Film beeindruckend deutlich, was dieses Wahlrecht für Frauen erst geändert hat. Wenn Maud vor dem Finanzminister von der geringeren Bezahlung bei höheren Arbeitszeiten berichtet wird auch klar, dass noch immer nicht unbedingt alle Ungleichheiten aus dem Weg geschafft wurden. Somit hat der Film - auch nicht zu Unrecht mit dem Prädikat: Besonders wertvoll ausgestattet - auch heute noch Relevanz und kann gleichermaßen von Männern und Frauen, Jungen und Mädchen angeschaut werden.
"Suffragette" macht auf beeindruckende Weise klar, wie Frauen vor um die hundert Jahren noch gesehen wurde und wie weit sich die Gesellschaft seitdem entwickelt hat. Wen dieses Thema rein gar nicht interessiert, wird wohl auch an diesem Film keine Freude finden und vermutlich nach der Hälfte einschlafen. Alle anderen haben mit diesem Film die Möglichkeit, ein packendes Drama über eine wichtige Zeit in unserer Vergangenheit, die durch das Drumherum all zu oft vergessen wird. Sehr empfehlenswert!
Gesehen von Theresa Koehnsen.