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Golden Lemons 82 min REGIE: Jörg Siepmann |
Regie: Jörg Siepmann
"Wir sind die Goldenen Zitronen aus Hamburg. Northern Europe." So stellt sich die deutsche Punkband jeden Abend auf ihrer US-Tournee ihrem amerikanischen Publikum vor. Dieses interessiert sich jedoch nur peripher für die linkspolitischen Texter aus Deutschland, hören sich deren Musik zwar an, warten eigentlich auf den Haupt Act: Wesley Willis, ein dicker schwarzer Pseudo-Rocker, der zu seinen konsequent eintönigen Casio-Keyboard-Klängen durch und durch amerikanische Texte nuschelt. Zwei komplett konträre Weltansichten prallen aufeinander.
Die Dokumentarfilmer Siepmann begleitet dieses ungleiche Gespann auf einer Tour durch den Süden der USA. Es geht um Lebenseinstellungen, Zukunftsperspektiven und um diesen furchtbaren Willis. Begleitet von seinem Manager, der gleichzeitig noch Tourbusfahrer und Krankenpfleger des schizophren-autistischen Fleischberges ist, tourt er mit angeblich 5000 Songs im Gepäck 200 Tage im Jahr durch amerikanische Clubs. Diesmal jedoch mit den "Zitronen" als Vorband.
Nach der Prämiere auf der Berlinale dieses Jahres waren die "Zitronen" Jörg Siepmann zufolge höchst unzufrieden mit dem Film. Die größeren Konzerte wurden nicht gezeigt, zu subjektiv die Auswahl der Kommentare, Siepmann wäre schon mit einer negativen Grundeinstellung an das Projekt herangetreten. Gottlob! Objektivität hätte diesen Film komplett zerstört oder zu mindest gähnend gewöhnlich gemacht. Dank der bissig-liebevollen Montage steigt der Film jedoch auf ein Niveau höchster Unterhaltung. Richtig gut wegkommen tut hierbei natürlich keiner, ist aber auch egal, da es einen Unterschied geben muss zwischen Doku und Imagefilm. Anscheinend fand dieser wunderbare Film gar einen Verleih, der ihn mit vier oder fünf Kopien diesen Sommer in die Kinos bringen will. Für alle "Blume der Hausfrau"- und "Herr Wichmann"-Fans ist dieser Film ein Muss!
Gesehen von Daniel Vogelmann, 06.05.2003