The Child
Sozial am Rand der Gesellschaft, aber noch glücklich
Für diesen Film bekamen die Brüder Dardenne dieses Jahr die Palme d'Or in Cannes- und an dieser Entscheidung ist rein gar nichts auszusetzen. Der Stil des Films schafft es mit genauen Beobachtungen und wenig Gerede (eher ungewöhnlich, schließlich wird Französisch gesprochen...), eine ungeheuer eindringliche Intensität zu schaffen.
Bruno,20 und Sonja,18 sind Eltern geworden. Das Problem: sie lebt von der Sozialhilfe und er ist der Anführer einer jugendlichen Diebesbande, immer auf der Suche nach Diebesgut, das man verkaufen kann. Bruno lebt ein Leben ohne Verantwortungsbewusstsein und Reife. Die Bindung zum Kind ist nicht besonders groß, und so verschachert er es an einen Kinderhändlerring. Erst Sonjas Reaktion stößt ihn darauf, dass das keine Meisterleistung war und man irgendwann auch Verantwortung übernehmen muss. Ohne ihre Unterstützung scheint nun alles irgendwie schief zu gehen. Als einer der Jungen bei einer Diebestour geschnappt wird, hat Bruno die Gelegenheit zu zeigen, ob er etwas dazugelernt hat.
Lange nicht mehr hat man zwei Darstellern so gerne beim Schweigen zugeschaut- die Dardenne-Brüder lassen sich ganz auf Jérémie Renier und Déborah Francois ein und führen diese zu Höchstleistungen. Jede Einstellung ist genau durchdacht und von den beiden Hauptdarstellern toll umgesetzt. In langen Einstellungen zeigen die Regiebrüder den Alltag der gesellschaftlichen Außenseiter und kommen dabei gänzlich ohne Klischees, Effekte oder psychologische Plattheiten aus.
Gesehen von Johannes Prokop