Regie: Marcus C. M. Schmidt, Christoph Gampl, Brigitte Kramer, Marc Meyer, Uwe Nagel
FREEDOM2SPEAK V2.0 hatte seine Anfänge auf der Berlinale letzten Jahres, als die USA kurz davor stand den Krieg gegen den Irak zu beginnen. Die drohenden Auseinandersetzungen wurden überall zum Gesprächsthema und so begannen fünf deutsche Regisseure ohne richtigen Plan, vor allem Prominente um ihre Meinung zu bitten. Interviews wurden geführt und "Speaker-Corners" eingerichtet, wo jeder frei seine Meinung äußern konnte. Und die Menschen taten es. George Clooney, Minnie Driver, Heino Ferch, Volker Schlöndorf ... alle gaben sie Statements ab, äußerten Hoffnungen und diskutierten. Da so ein Interesse zu bestehen schien, wurde das Projekt in Istanbul und in Cannes auf den Filmfestivals fortgesetzt.
Insgesamt entstanden rund fünfzig Stunden Filmmaterial, aus denen dann die besten Statements (man war erstaunt über sachliche Meinungen und Schlussfolgerungen mancher Filmschaffender) ausgesucht und mit Archivmaterial aus den Nachrichten, kleinen Animationen, ironischen Filmchen und Reden von Politikern zusammen geschnitten wurden. Es ist eindeutig zu erkennen, welche Meinung die Mehrheit hatte und dass die Regisseure wohl damit übereinstimmten: No War! Die Gegenseite war nicht sehr oft vertreten und wenn dann so ausgesucht oder platziert, dass man darüber lachen musste. (u.a. der britische Regisseur Alan Parker: "Germany shouldn't worry, Great Britain will take care of it!") Aber dies kann man den Regisseuren nicht übel nehmen. Es sollte keine Reportage werden, wo beide Meinungen sachlich präsentiert werden, sondern vielmehr ein leicht ironisches Statement gegen den Krieg und im gewissen Sinne auch gegen die USA. So berichteten Kinder als Nachrichtensprecher in ihrer kindlichen Art von einer amerikanischen Bombe die "aus Versehen" einen Kindergarten traf. Es machte einen traurig, aber die direkte Art und die Themen, die die Kinder interessierten, wie zum Beispiel was den Kuscheltieren passiert ist, ließen einen doch auch Lächeln. Reden von Bush wurden anders zusammen geschnitten, so dass die "wahren Intentionen" des Präsidenten bekannt wurden: Öl und Macht. Die Karten, die die USA als Beweis vorlegten und mit kleinen Pfeilen versahen um die UN von der Existenz von Massenvernichtungswaffen zu überzeugen, waren plötzlich nicht mehr Karten vom Irak, sondern von Berlin, vom Potsdamer Platz. Als Publikum sah man kaum einen Unterschied und merkte wie leicht man eigentlich jeden ‚Scheiß' in den Nachrichten und der von Politikern kommt, glaubt. Die Berichterstattung von CNN und Co. wurde vorgeführt. Man ging sogar soweit davon zu sprechen, dass der teuerste Spielfilm am Abend die Nachrichten seien. Editing ist Macht, waren sich die Regisseure einig und wenn die Nachrichten das Medium Film benutzen um die Menschen zu manipulieren, warum sollte man dann nicht mit den gleichen Waffen arbeiten um genau das Gegenteil zu tun. Ein gelungener Dokumentationsfilm über die Macht der Medien in den heutigen Zeiten.
Gesehen von Kathrin Metzner