The five obstructions
Wettbewerb
1967 drehte Jorgen Leth den Kurzfilm "Der perfekte Mensch". Lars von Trier verehrt diesen Film und entwickelte darauf basierend ein ‚Große-Jungen-Spiel'. Sein dänischer Kollege und Landsmann lies sich darauf ein und begab sich in das Regelwerk von Lars von Trier. Fünf Remakes des Films von '67 sollten gedreht werden nach den Regeln des Dogma-Begründers.
Von Triers großes Ziel war es Leth einmal dazu zu bringen ‚Crap' zu drehen um so vom Perfekten zum Menschlichen zu gelangen. Man versuche immer einen besseren Film zu machen, und den vorherigen zu übertreffen, aber genau so solle es diesmal nicht laufen, so Lars von Trier.
Obstruction Nummer Eins lautete folgendermaßen: 12 frames, gedreht wird in Kuba, ohne Set. Also hieß es für Leth auf nach Kuba. Er fand die passenden Darsteller, die Location und die 12 frames waren eher ein Geschenk für ihn, als dass es ihm irgendwelche Probleme bereitete. Der Kurzfilm wurde wieder ‚perfekt'.
Daraufhin lauteten die Regeln: gedreht wird an einem schrecklichen Ort, Leth sollte den perfekten Menschen spielen und die Essszene aus dem Orginal musste dabei sein. Diesmal ging es nach Bombay ins Red District. Leth war Hauptdarsteller und aß Hummer und trank Champagner mitten im Armenviertel vor den Augen der dort lebenden Menschen. Nur diesmal hatte Lars von Trier ein Problem damit. Leth hatte den Film vor einem transparenten Hintergrund drehen lassen, so das man die Menschen dahinter sah. Das war nicht abgemacht gewesen, also musste sich Leth bei Obstruction Nummer Drei entscheiden: keine Regeln/totale Freiheit oder zurück nach Bombay und den selben Film noch einmal drehen.
Leth entschied sich für eine eigene, neue Version, die nicht weniger abenteuerlich in einem Hotel, in dem sich Letz ständig verlief, in Brüssel entstand. Da von Trier merkte, dass Leth durch alles inspiriert wurde, egal, wie schwer die Regeln auch waren, entschied er sich bei der vierten Aufgabe für einen Cartoon. Jorgen Leth hasst Cartoons und bewältigte Obstruction Nummer Vier trotzdem mit Bravour und sein Film gefiel. Nur war es wieder kein ‚Crap'.
Die letzte Regel: Leth musste gar nichts tun, außer einen Text lesen, der von Lars von Trier diktiert wurde, und seinen Namen für den Regisseurtitel hergeben. Von Trier schnitt den Film, aus Material, das während ihrer Gespräche und während der Drehs entstanden war, zusammen. Der Text war ein Brief von Leth an Lars von Trier, geschrieben von Lars von Trier, in dem er aufgab und eingestand, dass Jorgen Leth menschlich sei.
Die Dokumentation folgt den Vorgesprächen der beiden vor jedem der fünf Remakes, den Drehs der einzelnen Filme und den Treffen der Regisseure, um den Film zu sichten und die Regeln für den folgenden aufzustellen. Zwischendrin lernt man Szene für Szene das einstigen Orginal von 1967 kennen.
Es war sehr interessant, von Trier und Leth bei ihrem ‚Teuflischen Pakt' zuzusehen. Das Resultat ist Unterricht im Filmemachen. Wie kann man gegebene Regeln hinter sich lassen, um noch weiter zu gehen und daran zu wachsen. Wie kann man etwas ausprobieren, was man sonst nicht machen würde, weil es seinen eigenen Regeln widerspricht. Die Treffen der beiden dänischen Regisseure wurden zu einem komischen Spektakel, wie zwei Jungs, zogen sie sich gegenseitig auf. Die fünf Remakes waren immer wieder neu, experimentell, mit unterschiedlichstem Stil und toll anzuschauen.
So etwas entsteht, wenn zwei große Jungs Langeweile und ein großes Budget zur Verfügung haben.
Gesehen von Kathrin Metzner