Das Leben ist eben nicht immer so wie man es sich wünscht: Der 31jährige Micky Ward (Mark Wahlberg, "Departed") darf kaum Kontakt mit seiner Tochter haben und arbeitet als Straßenpflasterer, um sich ein schäbiges Apartment zu finanzieren. Außerdem steht er im Schatten seines Halbbruders Dicky (Christian Bale, "The Dark Knight"), der eine gefeierte Boxlegende in der Arbeiterstadt Lowell ist. Als Micky die Chance erhält, an Boxkämpfen teilzunehmen, kommt es zu immer mehr Schwierigkeiten mit seiner Mutter Alice (Melissa Leo), die als seine Managerin agiert und seinem Trainer, dem crackabhängigen Bruder.
Doch "The Fighter" ist kein typischer Film, der versucht Spannung durch langwierige Aufnahmen eines Boxkampfes zu erzeugen. Vielmehr geht es um zwischenmenschliche Beziehungen in einer verarmten Arbeiterstadt, um Zusammenhalt der Familie und um das Suchen nach Anerkennung. Anders als die meisten Hollywoodfilme, arbeitet der Regisseur David O. Russell ("Three Kings") entfernt von jeglichen Klischees und beschreibt viel mehr einen Lebensabschnitt ganz nach dem Motto: Das Weg ist das Ziel. So wird das Weltmeisterschaftsfinale eher nebensächlich erzählt, anstatt den ganzen Filmauf den bevorstehenden Endkampf hinzuarbeiten.
"The Fighter" erhielt dieses Jahr gleich zweimal einen Oscar: Melissa Leo in der Rolle der blondiereten Mutter mit Tigerfellkleidung und Christian Bale wurden als beste Nebendarsteller/in ausgezeichnet und überzeugten nicht nur die Jury, sondern auch Micky Ward persönlich: „Christian hat meinen Bruder besser hinbekommen als Dicky selbst."
Es gibt immer mehr Filme, die alle nach einer wahren Begebenheit entstanden seien sollen, doch nur bei wenigen stellen die Beteiligten eine so nahe Bindung her wie bei "The Fighter". Mark Wahlberg war schon Jahre zuvor ein gewaltiger Fan von Micky Ward und kannte die Geschichte wie kaum ein anderer. „Wir näherten uns der Geschichte aus einem sehr künstlerischen Blickwinkel an, ohne je zu vergessen, dass sie auch eine sehr kommerzielle ist", sagte einer der Produzenten Ryan Kanaugh und beschreibt damit perfekt das Konzept von "The Fighter". Dieser Film überzeugt mit grandioser Kameraarbeit, ist aber gleichzeitig auch ein Gegenkonzept zu den Arthousefilmen, da er eine breite Masse des Publikums in seinen Bann zieht. Gesehen von Katja Tauber und Julia Brachert