Zwei Vertreter versuchen mit ihrem Scherzartikel Menschen zu helfen und Spaß zu haben.
Eisenfresser
Daten |
Eisenfresser Deutschland 2007 REGIE: Shaheen Dill-Riaz TON: Md. Abdus Satter |
Internationales Programm
Regie: Shaheen Dill-Riaz
1. Rezension
Am Strand von Chittagong im Süden Bangladeshs werden alte Supertanker verschrottet. Menschen, die auf der Suche nach Arbeit sind, werden hier skrupellos ausgebeutet. Sie arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen, werden nicht ausbezahlt, bekommen keine entsprechende Arbeitskleidung (sie laufen zudem barfuss), werden medizinisch unzureichend versorgt und müssen sich aufgrund des Nichtausbezahlens bei Lebensmittelhändlern verschulden.
Die Region ist durch Zufall auf das Geschäft mit der Verschrottung gestoßen. Vor über vierzig Jahren strandete ein großer Kahn an ihrem Strand. Die Menschen dort haben sofort das Potenzial erkannt und daraus eine Industrie gemacht. Sie stellen arme Menschen aus dem Norden an, die gegen die eingeschworenen „Contractors" keine Chance haben. So protestieren sie erfolglos in einer kleinen Gruppe gegen ihre Vorarbeiter gegen ausbleibende Lohnzahlungen. Selbst Arbeiter, die vorzeitig die Werft verlassen, werden nicht ausbezahlt.
Der Eigentümer der Werft taucht plötzlich auf und sieht sich auf der Werft mal wieder um. Sein Erscheinen und seine Aussagen („Ich liebe meine Arbeiter und meine Arbeiter lieben mich.") stehen im krassen Kontrast zum alltäglichen Leid und der latenten Ausbeutung.
Voller Zorn verlassen sie die Werft zu Saisonende, schimpfen auf die Ausbeuter und kehren doch verzweifelt angesichts ihrer Armut und Hoffnungslosigkeit zurück.
Es ist dem Regisseur gelungen, eines an Menschen verübtes Unrecht eindrucksvoll zu schildern. Nach und nach vertieft sich der Blick in die Probleme, die es auf der Werft gibt. Sieht man am Anfang noch hoffnungsvoll lächelnde Männer, die froh sind, endlich Arbeit gefunden zu haben, kehren am Schluss des Films doch alle Arbeiter frustriert und enttäuscht zu ihren Familien zurück. Ein Höhepunkt des bildgewaltigen Films ist das Erscheinen des Werft-Eigentümers. Dramaturgisch geschickt in das letzte Viertel gelegt, verstärkt sich der Kontrast eines weltfremden Menschen zum bisher entstandenen Bild der dortigen Arbeitsbedingungen.
Der Regisseur hat ein finsteres Bild der bangladeshschen Gesellschaft gezeichnet. Es ist eine Gesellschaft die sich selber ausbeutet. In der Menschen aus Verzweifelung unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und in der jeder Widerstand ins Leere läuft. Schlimmer noch: ein Entkommen durch fehlende Alternativen scheint unmöglich.
Gesehen von Johannes von Alten
2. Rezension:
„Eisenfresser" erzählt die Geschichte vom Leben der Arbeiter in der großen Schiffabwrackwerft von Chittagong am weißen Strand von Bangladesh.
Ein magischer Ort, der die Menschen aus dem Land und den umliegenden Dörfern anlockt um das große Geld zu verdienen. Der Monsoon als wirtschaftliche Bedrohung bringt viele um ihren ackerbaulichen Ertrag. So kommen sie in der Hoffnung, genügend Geld zu verdienen um ihre Familien damit über das Jahr zu ernähren.
In einem sehr beindruckenden Bild eröffnet der Sprecher und Regisseur Shaheen Dill-Riaz seine sehenswerte Dokumentation über menschliche Ausbeutung in einer modernen Welt. Es zeigt einen Riesentanker, der vor der untergehenden Sonne am menschenleeren Strand angekommen ist. In der Vergangenheit, so Dill-Riaz, hat das Meer den Einwohnern Reichtum gebracht. In einer modernen Überlieferung bringt es den Menschen nun ausgediente Schiffe, die von internationalen Reedereien an die PHP Werft verkauft werden. Deren Initialen stehen ironischerweise für Peace, Happiness und Prosperity. Zu Deutsch: Friede, Glück und Wohlstand. Von diesen hehren Zielen profitieren nicht die Hafenarbeiter, wie man im Verlauf des Films in erschreckender Deutlichkeit sehen wird, sondern einzig und allein ein wohlgenährter Werftbesitzer und seine Leiter, die sogenannten Contractors.
Der Film schildert eindrucksvoll und in bewegenden Bildern die Missstände und Ungerechtigkeiten in dieser größten Abwrack-Zone der Welt. Einmal mehr werden Menschen ihrer Körper und Arbeitskräfte für einen Hungerlohn beraubt. Jeder Tag kann den Tod bedeuten. Die mit großen Gefahren behaftete Arbeit in der Werft, aus nächster Nähe beobachtet und dokumentiert, wird von den Arbeitern im Überlebenskampf gleichgültig hingenommen. Auf direkte und erschütternde Weise wird die Ausbeutung der bis auf die Knochen geschundenen Arbeiter durch einen Werftbesitzer klar, der die Not der Menschen ausnutzt. Der sich durch ein wohldurchdachtes Arbeitsverhältnis bereichert, indem die erarbeiteten Gelder durch fadenscheinige Ausreden nicht ausgezahlt und mit der Verpflegung der Arbeiter verrechnet werden. So wird der jeweilige auf Lohn hoffende Arbeiter unter freiwilligen Zwang letztendlich zum Leibeigenen degradiert.
Der Film ermöglicht einen authentischen und differenzierten Blick in einen Ort der modernen Sklavenhaltung. Es ist ein Schrottplatz der westlichen Welt, die ihn mit ihrem Müll füttert und die menschliche Unterdrückung somit billigt und fördert. Sinnbildlich dafür ist auch die Tatsche, dass die Reedereien es unterlassen, die sanitären Systeme der Schiffe zu reinigen, bevor diese der Werft übergeben werden.
Gesehen von Roderik Helms
El Ejido - la loi du profit
Daten |
El Ejido - la loi du profit Belgien 2006 REGIE: Jawad Rhalib TON: Blaise Jadoul |
Wettbewerb
Regie: Jawad Rhalib
Die andalusische Stadt El Ejido hat sich in den letzten 30 Jahren vom Armenhaus Spaniens zu einer der reichsten Regionen des Landes entwickelt. Unter Franco schon wurde mit dem Bau von Treibhäusern angefangen. Inzwischen werden europaweit Discountmärkte mit dem dort geernteten Gemüse beliefert.
Dieser Aufschwung wird vor allem auf Kosten von Marokkanern und anderen Afrikanern gemacht. Sie kommen als illegale Flüchtlinge ins Land, werden von den Landwirten angestellt. Sie bekommen eine geringe Bezahlung, unzureichende Unterkünfte irgendwo zwischen den Treibhäusern. Sie haben kein Strom, teilweise kein Wasser und müssen pestizidverseuchtes Wasser trinken. Sie verbringen die Tage mit Arbeit oder mit dem Warten auf Arbeit. Ihre Familien haben sie zurückgelassen, um in Europa ihr Glück zu finden, welches sie aufgrund ihrer Illegalität nun auch nicht mehr verlassen können. Doch anstatt ihnen zu helfen, drückt die Stadt und die Polizei beide Augen zu, um die eigenen Interessen zu wahren. Die Landwirte sehen in diesen Umständen kein Grund zur Besorgnis, sie hätten ja früher genauso leben müssen. Außerdem seien es die Marokkaner gewohnt, so zu leben. Unbekümmert und offen wird hier Rassismus zugegeben, wobei sich die Landwirte nicht als Rassisten sehen.
Eindrucksvoll wird das Leid der Arbeiter geschildert. Ihre Trennung von den Familien, ihr Warten an den Pick-up-Points auf Arbeitgeber, ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Armut und schließlich ihre Lethargie, die sie daran hindert, sich zur Wehr zu setzen.
In der Region Andalusien scheinen für den Profit alle Türen offen zu stehen. Es werden Gesetzte, zum Schutze der Umwelt und der Menschen, umgangen und moralische und ethische Grundsätze missachtet. Dabei liegt Andalusien in einem Staat der Teil der Europäischen Union ist.
Die Bilder sind teilweise sehr kunstvoll gestaltet, wodurch der Film optisch eine Aufwertung erfährt. Was allerdings hängen bleibt, sind weniger die Bilder als die Ohnmacht gegenüber dieser durch alle Ebenen der Gesellschaft geschützten Sklaverei und der Beigeschmack, den das Gemüse aus Südspanien nun hat.
Der Regisseur Jawad Rhalib drehte ausschließlich ohne Drehgenehmigungen. Um an die expliziten Stellungnahmen der Landwirte heranzukommen, schickte er eine belgische Kollegin vor, da er keine Antwort bekommen hätte.
Gesehen von Johannes von Alten