Proof
Daten |
Proof USA 2005, 139 Min REGIE: John Maddens
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Regie: John Maddens
Filmstart: 04. Mai 2006
David Auburns Stück Proof stellt uns die Protagonistin Catherine (Gwyneth Paltrow) an ihrem Geburtstag vor. Die 27jährige bildet sich eine Begegnung mit ihrem Vater ein,
der - wie sich schnell herausstellt - bereits seit einer Woche verstorben ist. Mit Hilfe von Flashbacks weiht uns der Film in die Familiengeschichte Catherines ein.
Ihr Vater Robert (Anthony Hopkins), ein mathematisches Genie und Lehrender an der University of Chicago, leidet an einer schizophrenen Demenz. Catherine weigert sich, entgegen ihrer Schwester Claire (Hope Davis), den Vater in eine Anstalt zu schicken, bricht die Schule ab und pflegt ihn im eigenen Heim.
Ihre Angst neben dem mathematischen Talent auch die mentale Schwäche des Vaters geerbt zu haben, lässt sie in Isolation zurück, die durch die Begegnung mit Hal (Jake Gyllenhaal) und ihrer Schwester durchbrochen werden soll. Die hysterische Claire kommt zur Beerdigung des Vaters aus New York angereist, mit dem Vorhaben ihre Schwester auf dem Rückweg mitzunehmen.
Hal, früherer, begabter Student Roberts, durchforstet dessen 103 Notizbücher auf der Suche nach wertvollen, mathematischen Erkenntnissen.
Nachdem sich zwischen Catherine und Hal eine Romanze entwickelt hat, taucht plötzlich ein Notizbuch von großer Wichtigkeit auf. Die Frage nach der Autorenschaft bringt ihre Zwiespältigkeiten mit sich.
Die Thematik an sich ist berührend: Ausgeliefertsein in geistigen Krankheiten. Catherines Situation scheint ausweglos, erzeugt Empathie und ein angestrengtes Suchen nach einer Lösung.
Dennoch werden Klischees gut bedient: die aufopferungsvolle Tochter gibt aus Liebe zum Vater ihr eigenes Leben und Talent auf. Die böse Karriereschwester aus New York kümmert sich erst zur Beerdigung, dominiert dann die Situation und schafft es fast die Führung zu übernehmen, wäre da nicht der hübsche, unkomplizierte, teilnahmsvolle junge Mann von nebenan, der unser hilfloses Dornröschen aus ihrem Dornenschloss rettet. Catherines Anlage zu mentaler Instabilität wird im Laufe des Films eigentlich unbestreitbar, am Ende dann aber durch Hals: "You are absolutely normal" revidiert. Ist es so zu verstehen, hat es sich der Film leicht gemacht. Vielleicht will man uns aber auch sagen, dass es hilft einen zu haben bei dem man schwach sein darf.
Das wiederum wäre rührend, doch nichts Neues.
John Maddens Arbeit überzeugt mehr in Captain Corelli's Mandoline oder Shakespeare in Love.
Gesehen von Franziska Hoenisch
Rage
Daten |
Rage GB, USA 2009 REGIE: Sally Potter
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Regie: Sally Potter
Das Prinzip der Reduktion ist in unseren Zeiten an sich erstrebenswert. Sally Potter hat sich in ihrem neuesten Film „Rage" eines SFX-Mittels bedient und es entfremdet. Der Bluescreen, der normalerweise als Hintergrund dient, um spektakuläre Actionszenen zu animieren, ist hier lediglich ein Hintergrund dessen Farbe sich verändert.
Schauspieler vor einer farbigen Wand ist alles was man in diesem Film zu sehen bekommt.
Der Gesprächspartner Michelangelo, ein Junge, der die Interviews angeblich für ein Schulprojekt führt, wird nie gezeigt. Auch seine Stimme hört man nie und so müssen die Schauspieler sich die Fragen vorstellen oder die Fragen wiederholen. Die Atmosphäre wird hauptsächlich durch Sound geschaffen, doch auch dieser ist so stark reduziert, dass man sich nur selten vorstellen kann wo man sich befindet und was gerade im Hintergrund offscreen passiert.
Das Konzept ist grandios, die Story leider mager. Verschiedene Personen, die an einer Modenschau und einem Duft-Marketing-Konzept arbeiten präsentieren sich der Kamera zuerst als überzeugendes, häufig geprobtes Selbst. Während der Interviews geschieht ein Unglück. Eines der Models stirbt. Aus irgendeinem Grund haben alle Figuren das Bedürfnis mit Michelangelo auch darüber zu reden. Er scheint ein guter Zuhörer zu sein. Aber als auch der Detektiv, der die Ermittlungen in dem Mordfall leitet, mit Michelangelo spricht, sind die Gründe zweifelhaft.
Was die Figuren zu erzählen haben ist nicht immer interessant. Sie wirken unehrlich und affektiert, was vielleicht in die oberflächliche Modebranche passt aber der Einfühlung im Weg steht.
Die Charaktere haben bestimmt etwas zu verbergen. Doch dies ist nicht zu sehen. Auch als die Protagonisten sich zum Ende hin „entblößen" werden Sie keine Menschen, sie bleiben Schauspieler.
Teilweise bleibt man in seinem Kinosessel sitzen, weil man die schönen Gesichter betrachten möchte. Sallys Ziel das Gesicht mit seiner Mimik als erzählende Landschaft zu zeigen wird leider nicht erreicht, zu gut ist das Make-Up, zu perfekt die Ausleuchtung.
Unglaubwürdig wird der Film als der PR-Manager Otto erfährt, dass Michelangelo die Interviews ins Netz stellt und ihn trotzdem nicht rausschmeißt.
Praktisch war die Entscheidung für einen Bluescreen als einziger Hintergrund ganz bestimmt. Denn so konnte das Team die Schauspieler überall aufsuchen. Jeder Schauspieler hatte zwei Drehtage. Da immer nur ein Schauspieler vor der Kamera stand, begegneten Sie sich nie.
Als kürzere Version kann dieser Film bestimmt eine Fangemeinde gewinnen, denn das Konzept ist mutig und erfrischend. In dieser Länge ist er leider wenig unterhaltsam. Sally Potter hat eine Verwertung im Internet angekündigt. Dies könnte eine passende Plattform für die popigen HD-Bilder sein.
Gesehen von Mareike Dobewall