Spanglish
Regie: James L. Brooks
Daten |
Spanglish USA 2004 REGIE: James L. Brooks
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Filmstart: 7. April 2005
"Spanglish" ist der neuer Film von James L. Brooks, dem Regisseur von der Oscar-prämierten Komödie "Besser geht's nicht". Die Hauptrolle übernahm der Vorzeigekomiker Adam Sandler . Wer aber denkt, dass das eine typische Adam Sandler- Komödie mit Fäkalwitzen und flachem Humor ist, hat sich in diesem Fall geschnitten. Es ist eine einfühlsame Geschichte, die aus der ironischen oder traurigen Situationen die besten Witze hervorzaubert. Es ist eine Culture-Clash-Comedy, in der zwei völlig fremde Kulturen aufeinanderprallen. Eine Emigrantin aus Mexiko namens Flor (Paz Vega) und ihre zwölfjährige Tochter Christina (Shelbie Bruce) mischen das Leben einer durchschnittlichen amerikanischen Familie komplett auf. Die Familie Clarsky braucht nötig frischen Wind in ihren eingestaubten Verhältnissen. Und genau das gelingt der schönen Mexikanerin, als sie in das Leben von John Clarsky (Adam Sandler), seiner Gattin Deborah (Tea Leoni), ihren zwei Kindern und der Großmutter Evelyn (Cloris Leachman) platzt und ihr ganzes trübes Dasein auf den Kopf stellt. James L. Brooks setzt das multikulti Thema gekonnt in einer unterhaltsame Story um. Die Sprachbarrieren bieten viel Stoff für witzige Dialoge. Die Musik von dem mehrmals preisgekrönten Hollywood- Komponisten Hanz Zimmer verleiht dem Film einen gewissen Charme.
Die Geschichte beginnt, als die attraktive alleinstehende Mutter Flor, in der Hoffnung in Amerika ein besseres Leben zu finden, ihre Heimat verlässt. Das Wohlergehen von Flors kleine Tochter Christina treibt sie zu neuen Ufern in einem völlig fremden Land. In Los Angeles bei ihrer Schwester finden die beiden ein neues Zuhause. Doch die neue Umgebung unterscheidet sich wenig von ihrer alten Heimat. Sie landen im spanischen Viertel von Los Angeles. Man muss nicht seine alte Sprache aufgeben, geschweige denn eine neue zu lernen. Sie leben bequem im "neuen" Land und fühlen sich in diesem Mikrokosmos wie zuhause. So vergehen sechs schöne Jahre bis zum Zeitpunkt, als Christina zu einem attraktiven Teenager reift und so die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechtes auf sich zieht. Die Mutter entscheidet, ihren alten Job an den Nagel zu hängen, um mehr Zeit für die Erziehung ihrer Tochter zu haben. Doch um weiter die gute Schule finanzieren zu können, muss ein neuer Job her. So betritt Flor wirklich das erste Mal das Land, in dem sie eigentlich schon seit Jahren lebt. Sie fängt als Haushälterin bei der Familie Clarsky, die die Mittelschicht der amerikanischen Gesellschaft verkörpern, an. Doch wie in jeder anderen Familie gibt es auch hier kleine Problemchen, die das Leben der Clarsky zu einem normalen Wahnsinn machen. Die neurotische Frau Deborah ist eine unzufriedene Hausfrau. Sie der Meinung, dass sie im Leben mehr verdient hat, als nur noch Zuhause zu sitzen und auf die Ratschläge ihrer schon morgens leicht angetrunkenen Mutter zu hören. Ihr Mann John Clarsky ist ein sehr erfolgreicher Koch, der aber als Familienmensch wenig taugt und in der Küche seines Restaurants mehr bringt als bei sich daheim. Adam Sandler spielt hervorragend die Rolle des liebenswerten Vaters, aber sehr verzweifelten Ehemannes. Er liebt seine Kinder, doch zu seiner Frau kann er einfach nicht durchdringen.
Also dieser Menschenzoo soll jetzt das neue Zuhause von Flor und ihrer Tochter Christina sein. Flor spricht nicht nur die englische Sprache nicht, sondern auch nicht die Sprache, in der die verrückte Familie Clarsky miteinander kommunizieren. Da entstehen natürlich die ersten Reibereien, die zu Konflikten führen. Doch im Laufe der Zeit erfinden die beiden Fronten eine gemeinsame Sprache, eine Mischung aus Spanisch und Englisch - Spanglish. Die Mentalitäten scheinen nicht mehr so verschieden zu sein. Eigentlich sind sie alle Menschen und haben die gleichen Probleme. Ihre kulturellen Unterschiede helfen diesen Menschen, sich selbst und die anderen besser zu verstehen. Deborah realisiert endlich, dass sie ihren Mann sehr liebt, dass sie ihrer Tochter gegenüber gemein und ungerecht war. Durch die Abenteuer, die Flor bei den Amerikanern erlebt, wird das Verhältnis zwischen ihr und Christina gestärkt. Doch leider muss man sagen, dass sich die Geschichte schon weit entwickelt hat, zu einem vernünftigen Schluss konnte aber der Regisseur leider nicht kommen. Man erwartet am Ende irgendwie mehr, als man bekommt. "Spanglish" bietet nichts neues, doch der Film hat ein paar amüsante Momente, die gleichzeitig traurig sind. Die Klischees zum Thema des Aufeinaderprallens der Kulturen konnte man leider nicht vermeiden und auch die Dialoge klingen manchmal sehr bemüht. Die schauspielerische Leistung aller Darsteller ist sehr charmant und glaubwürdig. Es war wieder angenehm, nach "Punch Drunk Love" Adam Sandler in einer ernsteren Rolle zu sehen. Es ist kein Film, den man mehrmals ansehen wird, aber einen Kinobesuch ist er schon wert.
Gesehen von Xenia Sigalova
Wenn man der Werbung glaubt, müssten wir alle Zeit der Welt haben: Schnellere Autos helfen uns früher zu Hause oder in der Arbeit zu sein, modernere Handys machen das Abwickeln jedweder Kommunikation einfacher, mit schnellerem Internet können Probleme schneller gelöst werden, alles kann noch besser, höher, weiter. Wir können noch besser, höher, weiter.
Spider
Daten |
Spider F, UK, CAN 2002, 99 Min. REGIE: David Cronenberg
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Regie: David Cronenberg
Kinostart: 10. Juni 2004
Ein Mann, der sich in seinem eigenen Wahnsinn wie in einem Spinnennetz verfängt. Ein Mord in der Vergangenheit, der sein Leben und seine Familie zerstörte. Eine Lüge, die zur Realität für ihn wird... Regisseur David Cronenberg ("Die Fliege") fasziniert sein Publikum wieder einmal mit einem Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und entführt uns in die Psyche eines Wahnsinnigen. Nach dem gleichnamigen Roman von Patrick McGrath schuf er mit "Spider" ein faszinierendes Drama, in dem die Grenzen zwischen Wahnsinn und Realität vollkommen verwischen.
Dennis Cleg (Ralph Fiennes), Spider genannt, soll nach vielen Jahren in einer Anstalt für kriminelle Geisteskranke wieder in die Gesellschaft entlassen und resozialisiert werden. Er kommt nach London, wo er einst aufwuchs, in die Obhut der strengen Mrs. Wilkinson (Lynn Redgrave), die eine schäbige Pension für Menschen wie Spider betreibt. Dort soll der stets nervös vor sich hin murmelnde, heruntergekommene Mann, der immer vier Hemden übereinander trägt, seinen Platz in der Welt wieder finden. Sein einziger Besitz ist eine Tabakdose aus der er unermüdlich Zigaretten dreht und ein alter, zerbeulter Koffer mit Wecker, Bindfäden, einem dünnen Notizbuch und kleinen Dingen, die er von der Straße aufliest.
Doch Spider wurde viel zu früh aus der Abgeschiedenheit der Anstalt in die Welt zurück geschickt. Langsam schlürft Spider durch leere Straßen, voll von Erinnerungen an seine Vergangenheit, die ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Er kehrt zu den Schauplätzen seiner Kindheit zurück und wird schließlich von seinem Alptraum wieder eingeholt. Er beobachtet sich selbst als den stillen Jungen (Bradley Hall), der Schnüre, wie Spinnenfäden durch sein Zimmer zieht, der keine Freunde hat und einzig seine Mutter (Miranda Richardson) liebt und leidet noch einmal unter dem gespannten Verhältnis der Eltern und unter der Verachtung seines wortkargen, groben Vaters (Gabriel Byrne). Alles schreibt er jetzt als Erwachsener in unverständlichen Zeichen in sein geheim gehaltenes Notizbuch nieder, dass er sorgfältig unter dem Teppich seines kargen Pensionszimmers versteckt. Er erlebt noch einmal den Tag, an dem sein Vater und dessen Geliebte Yvonne seine Mutter töteten, weil sie deren Affäre aufdeckte. Yvonne nimmt ab da den Platz seiner Mutter im Haushalt ein, als ob nie etwas geschehen wäre. Spider kommt damit nicht klar und sein Leben verwandelt sich in eine schreckliche Lüge und das Spinnennetz, das er um sich selbst spinnt wird immer dichter, bis er sich schließlich darin verfängt.
Der Film spielt mit der Theorie, dass Wahnsinn mitunter nur eine Frage der Wahrnehmung ist. Als Zuschauer befindet man sich in Spiders Kopf, während man den Film sieht und muss sich so füher oder später die Fragen stellen: Was wäre, wenn Spiders Erinnerungen allesamt falsch sind, wenn er sich an seine Kindheit völlig verzerrt erinnert? Was wenn er nicht in der Lage ist die wahren Geschehnisse von seinen Vorstellungen zu unterscheiden? Auf der Leinwand zeichnen sich so zwei unterschiedliche Realitäten ab: die eines kranken Geistes und die der tatsächlichen tragischen Ereignisse. Man wird hineingezogen, man verliert sich in dem Film, wie Spider in seiner Vorstellung.
Spider, der gleichzeitig der Mittelpunkt und die treibende Kraft des Filmes ist, obwohl er so gut wie nichts sagt, wird verkörpert von Ralph Fiennes. Dieser versteht es sehr gut einen gestörten, von der Realität entfremdeten Charakter zu verkörpern, aber gleichzeitig die Anteilnahme und Sympathie des Publikums für sich zu gewinnen. Er glänzt in der Rolle des manischen Wahnsinnigen. Unterstützt wird seine schauspielerische Leistung vom minimalistischen Stil, der im ganzen Film vorherrscht. Was er am Leib und in seinem Koffer mit sich herumträgt repräsentiert sein ganzes Leben. Er wandert durch leere Straßen, ohne Passanten und Autos. Die schäbige Einrichtung seines Pensionszimmers ist auf das Mindeste beschränkt. Seine einzigen Spezialeffekte, so der Regisseur selbst, seien die Leistungen der Schauspieler, die Arbeit seines Produktdesigners Andrew Sanders und die Licht- und Kameraarbeit von Peter Suschitzky, der mit ausgeklügelten Kamerafahrten beeindruckt.
Nominiert für die Goldene Palme in Cannes und ausgezeichnet als Bester Film des Toronto Film Festivals ist der Film eine weitere Glanzleistung Cronenbergs. Ein Film, der sein Publikum gefangen hält wie ein Spinnennetz seine Beute.
Gesehen von Kathrin Metzner