Warten auf Angelina
Daten |
Warten auf Angelina 89 Min., D 2008 REGIE: Hans-Christoph Blumenberg DARSTELLER: Florian Lukas, Kostja Ullmann, Barbara Auer, Anna Brüggemann, Gudrun Landgrebe |
Regie: Hans-Christoph Blumenberg
Kinostart: 8. Januar 2009
Maik Tremper ist Paparazzo und hat den heißen Tipp erhalten, dass Angelina Jolie und Brad Pitt mit ihrer Kinderschar nach Berlin kommen um eine Dachwohnung zu beziehen. Die ersten Bilder von Brangelina bringen viel Geld und so verschafft sich Maik Zugang zu einer Dachwohnung in der Nähe. Doch auch Momme Ulmer von der kleinen Nordseeinsel Pellworm hat von den Plänen des Promipärchens erfahren und steigt über die Dächer in die Dachgeschosswohnung von Promizahnarzt Freddy Kaltenbach ein, um die Bilder auf seine Fanpage zu stellen und so seine Ex-Freundin zurück zu gewinnen. So stoßen Maik und Momme aufeinander und müssen sich nach einigen Diskussionen damit abfinden, dass der jeweils andere nicht von der Stelle weichen wird. Vorerst wird ein Waffenstillstand geschlossen der immer wieder in Gefahr gerät. Lange bleiben die Männer jedoch nicht allein denn der Promizahnarzt, dem die Wohnung gehört, hat seinen zahlreichen Frauenbeziehungen einen Schlüssel zur Wohnung gegeben und mit diesen Frauen dürfen sich Maik und Momme auseinandersetzen.
Schon bei dem mit griechischer Jazzmusik von „Big Bazaar Orchestra" unterlegtem Vorspann kündigt sich ein amüsanter Film an und diese Vermutung wird auch gleich bestätigt wenn wir Zonen-Maiks innere Stimme hören, die bissige Kommentare über Berlin und die Celebrities von sich gibt, während er lockeren Schritts mit Sonnenbrille auf der Nase durch Berlin geht. Parallel hierzu sehen wir Mommes Ankunft. Seine Gedanken sind brav und freundlich. So werden die beiden Hauptcharaktere vorgestellt und sind dem Zuschauer bereits bekannt als sie aufeinander treffen. Es folgen starke Dialoge und intelligent inszenierte Szenen. Florian Lukas als Maik und Kostja Ullman als Momme geben ein gutes Team wider Willen ab und könnten gegensätzlicher kaum sein. Alleine mit Momme und Maik wäre das Warten auf Angelina aber wahrscheinlich relativ langweilig geworden, doch durch die Damenbesuche, auf die sich das Betrüger-Duo immer wieder neu einstellen muss, kommt keine Langeweile auf. Für die Frauenfiguren konnte Blumenberg Schauspielerinnen wie Gudrun Landgrebe und Barbara Auer gewinnen. Die Frauencharaktere sind alle ganz eigen aber sie bleiben immer ernst zu nehmende Damen, egal wie schräg sie scheinen und die Kamera liebt sie.
Ein Höhepunkt ist z.B. der Auftritt von Leslie Malton als GEZ - Fahnderin Helga. Sie entspricht nicht nur der Vorstellung der strengen, regelkonformen deutschen Beamtin, sondern ist gleichzeitig eine exzentrische Philosophin die Momme und Maik erst in Ruhe lässt als diese ihr erlauben wieder zu kommen um ein Kunstwerk an der Wand genauer zu untersuchen.
Der verbale Schlagabtausch der Charaktere erreicht bei „Warten auf Angelina" teilweise die Qualität Tarantinos. Geschmückt mit Weisheiten der Stars wie z.B. „ Lauf nie einer Frau oder einer Bahn hinterher, die Nächste kommt in ein paar Minuten" schmeichelt dieser Film nicht nur den Lachmuskeln, sondern auch dem Geist.
Alles in allem ist Hans-Christoph Blumenberg mit „Warten auf Angelina" eine lockere Geschichte über ein interessantes und aktuelles Thema gelungen. Gedreht wurde in seiner eigenen Wohnung. Blumenberg hatte eines Morgens die Idee einen Film zu machen, der von zwei Jungs handelt und das Umzugsgerücht um Brangelina als Ausgangspunkt hatte. Er besprach die Idee mit Florian Lukas, der fand sie gut und nach zwei Monaten war das Drehbuch fertig. Mit einem kleinen Team und wenig Geld setzte er die Geschichte dann um. Herausgekommen ist ein Film der intelligent umgesetzt und klasse inszeniert wurde. Dieser Film nimmt sich weder zu ernst, noch ist er albern, die Mischung stimmt und so verlässt man den Kinosaal gut unterhalten. Und endlich wurde wieder bestätigt, dass man mit einem intelligenten Drehbuch, einem kleinen Team und guten Schauspielern einen hervorragenden Film realisieren kann – auch mit kleinem Budget.
Gesehen von Mareike Dobewall
"Vielleicht ist es so, dass jeder Mensch nur einmal in seinem Leben glücklich ist. - Einmal. Und dann wird er bestraft."
Water
Regie: Deepa Mehta
Indien 1938. Ein kleines Mädchen wird zur Witwe. Und obwohl sie noch nicht einmal weiß, was es heißt verheiratet zu sein, wird sie von ihrem Vater in ein Ashram, einem Heim für Witwen gebracht, wo sie den Rest ihres Lebens mit Sühne verbringen soll. Ein achtjähriges Mädchens, das noch nicht begreift warum man ihr die Haare abrasiert und warum sie nun in einem Heim mit alten Frauen leben soll. Sie hat kein Verständnis für die Rituale und Gebete, die ab jetzt ihr Tagesinhalt sind. So entstehen durch ihre kindliche Neugier und ihren Trotz komische Situation, die einem bei allem Ernst zum Lachen bringen. Die kleine Chuyia schließt schnell Freundschaft mit Shakuntala (Seema Biswas), die schließlich eine Art Mutterrolle übernimmt.
Auch mit Kalyani (Lisa Ray), einer jungen hübschen Frau, die das gleiche Schicksal wie Chuiya teilt, kommt sie sich bald näher. Zusammen vergessen die beiden für wenige Momente ihr trauriges Dasein. Und als Kalyani dem jungen Mann Narayani (John Abraham), einem Anhäger Mahadma Gandhis begegnet, verlieben sich die beiden. Während Kalyani für diese Liebe keine Hoffnung sieht, will Narayani sie zu seiner Frau nehmen, was ein kürzlich erlassenes Gesetz ermöglicht. Doch das Glück hält nicht lange an, denn als Kalyani das Elternhaus ihres Verlobten besuchen will, wird sie von ihrer Vergangenheit, der Zwangs-Prostitution zur Finanzierung des Ashrams, eingeholt. Der Traum von einem Leben in Freiheit nimmt ein tragisches Ende. Shakuntala, die im Lauf der Geschichte beginnt sich innerlich gegen dieses erniedrigende System zu sträuben, ist es zu verdanken, dass es zumindest für Chuyia eine andere Zukunft gibt. Obgleich ihr die Kindheit bereits genommen wurde.
Mit "Water" hat Deepa Mehta ihre Trilogie nach "Fire" und "Earth" schließlich beendet. Dieses mal bringt sie dem Publikum die Situation der Witwen die den Rest ihres Lebens in einem Ashram verbringen müssen unangenehm nahe. Ihr Film zeichnet sich nicht durch viel Handlung und auffälligen Einstellungen aus, sondern durch exzellentes Schauspiel. Besonders beeindruckend ist das junge Mädchen, das weder Englisch noch Hindu spricht und zuvor nie schauspielerte. Und auch wenn die Regisseurin aus politischen Gründen, den Film in Sri Lanka und nicht an seinem eigentlichen Spielort drehen musste: das Szenenbild ist perfekt und es ist ihr durch und durch gelungen eine Geschichte authentisch zu erzählen und damit zu berühren. Nach diesem Film geht man bestimmt nicht auf ein Plauschchen Kaffee trinken.
Äußerst sehenswert.
Gesehen von Anna Maier