Vorstandschef Thomas Ebeling verlässt Mitte/Ende Februar 2018 die Sendergruppe, die Trennung erfolgt, wie man in solchen Fällen gerne formuliert, "einvernehmlich". Ist dies ein Zeichen für eine Krise oder einen Neubeginn der Sender?
Obwohl sein Vertrag eigentlich bis 2019 galt, wird die Zusammenarbeit der Sendergruppe mit ihrem Vorstandsvorsitzenden vorzeitig beendet. Über die Gründe mag man spekulieren können, doch zumindest zwei Probleme scheinen diese Entscheidung befördert zu haben.
Der eine Grund liegt sicherlich in einem grundsätzlichen Problem klassischer Fernsehsender,- die Zahl der Zuschauer, die noch lineares, also von Programmanbietern zeitlich eingetacktetes Fernsehen schauen, wird kontinuierlich kleiner. Irgendwo müssen die Zuwachsraten von Netflix, Amazon Prime & Co ja schließlich her kommen. In der Folge sinken die Werbeeinnahmen speziell der Privatsender, die sich an Zuschauerzahlen orientieren, spürbar. So befand sich der Aktienkurs von ProSiebenSat1 2017 in einem kontinuierlichen Sinkflug.
Hinzu kamen durch den Branchendienst DWDL Äußerungen Ebelings in einem Gespräch mit Analysten an die Öffentlichkeit, in welchem er die Zuschauer seiner Sendergruppe und anderen Sendern als "ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm" beschrieb. Diese Äußerungen dienten angeblich lediglich dazu, die eigenen Zuschauer gegenüber denen von Netflix & Co als signifikanten Marktfaktor hervorzuheben,- was aber übrig blieb war das Gefühl, dass hier Jemand abfällig über seine Kunden spricht.
Der eigentliche Sündenfall, was die Sendergruppe angeht, geschah vermutlich bereits vor mehr als einem Jahrzehnt, als Haim Saban diese 2003 kaufte und wenig später mit Gewinn weiterverkaufte. Es blieb nicht bei diesem einen Verkauf der Sendergruppe. Jeder dieser Käufe und Verkäufe erhöhte die Kosten, die der Sender erwirtschaften musste.
Welche Gründe es auch immer waren, die den aktuellen Weggang von Ebeling auslösten,- die nächste Runde im Kampf um die Zuschauer, die Preise für die Werbung und die Marktposition der Sendergruppe ist eingeläutet.