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Die syrische Frau ISR, D, F 2004 REGIE: Eran Riklis
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Regie: Eran Riklis
Kinostart: 17. März 2005
Mona wird heute einen Mann heiraten, den sie bisher nur im Fernsehen gesehen hat: einen entfernten Verwandten, der TV-Star in Syrien ist. Allein die geographische Lage von Majdal Shams - es liegt auf dem von Israel besetzten Teil der Golan-Höhen, an der Grenze zu Syrien - bietet keine einfache Ausgangsposition für den problemslosen Ablauf des Festes. Erschwerend kommt hinzu, dass an demselben Tag eine pro-syrische Demonstration stattfinden wird. Und dass Monas Vater daran teilnehmen will. Er war gerade ob seiner politischen Anschauung im Gefängnis, ist nur auf Bewährung frei, darf das Grenzgebiet eigentlich nicht betreten und wird ständig von seinem Erzfeind, einem israelischen Polizisten beobachtet. Außerdem hat sich Monas Bruder Hattem zu den Feierlichkeiten angekündigt, der seit fast einem Jahrzehnt im Ausland lebt, wo er mit einer russischen Jüdin verheiratet ist. Aus religiösen Gründen ist das für seinen Vater inakzeptabel.
Monas Familie gehört der Religionsgemeinschaft der Drusen an, die sich im 11. Jahrhundert aus dem Islam gebildet hat. Die Drusen leben - auch aufgrund jahrelanger Verfolgungen - ziemlich zurückgezogen und heiraten nur innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft. Seit 1967 - seit der Besetzung der syrischen Golan-Höhen durch Israel - sind die Drusen der Golan-Höhen von den Drusen Syriens abgeschnitten. Die Hochzeiten zwischen den dies- und jenseitigen Mitgliedern müssen also an der Grenze abgehalten werden. Als Einwohnerin der Golan-Höhen ist die offizielle Staatsangehörigkeit Monas 'unbekannt'. Wenn sie also sämtliche Ausreise-Formalitäten erledigt hat, wird sie nie wieder zu ihrer Familie zurückkehren können. Der Tag ihrer Hochzeit ist also auch der Tag, an dem sie ihre gesamte Familie zurücklassen muß, um ein völlig neues und unbekanntes Leben zu beginnen.
Die handelnde Hauptfigur der Geschichte des Hochzeitstages ist allerdings Monas Schwester Amal, wunderbar dargestellt von Hiam Abbass. In der Gemeinschaft der Drusen werden Frauen von Männern dominiert. Amals Geschichte ist die Geschichte eines Ausbruchsversuches. Eine starke Frau, die ihre eigene Situation sehr gut einschätzen kann, geht ihren Weg. Auch oder besonders am Tag der Hochzeit ihrer Schwester.
Mit Monas Hochzeit, der Ankunft von Hattem, der Geschichte von Amal und ihren Töchtern, den politischen und religiösen Gegebenheiten ist also eine äußerst komplizierte Mischung am Herd. Die Geschichte wird ruhig erzählt, im Mittelpunkt steht immer die schweigsame Mona, für die der Tag ihrer Hochzeit gleichzeitig der traurigste Tag in ihrem Leben ist. Es ist schwer zu beurteilen, ob die Dialoge in diesem Film nur in der deutschen Übersetzung so einfach, oberflächlich und leblos sind. Wahrscheinlich wird dem Film - im Original Arabisch, Englisch und Hebräisch - tatsächlich durch die Synchronisierung einiges an Kraft genommen. An schönen Bildern fehlt es nicht, ebendowenig an politisch interessanten Fakten. Insofern ist der Film jedenfalls keine Zeitverschwendung. Nach eigenen Angaben wollte Eran Riklis A. einen Film über die Drusen drehen, B. einen Film über einen Konflikt und C. einen Film aus der Perspektive einer Frau. Das ist ihm in jedem Fall gelungen.
Gesehen von Sophie Gudenus